Vier von 24 Seelsorger, die bei der Vesperkirche aktiv sind (von links): Kurt Wegenast und Gesine Fischer, Sonja Kohr und Reinhard Hauber. Foto: Buck Foto: Schwarzwälder Bote

Hintergrund: 24 Seelsorger sind in der Vesperkirche im Einsatz

Nagold. Wenn die Vesperkirche täglich um 11 Uhr öffnet, dann sind die beiden eingeteilten Seelsorger schon seit einer halben Stunde aktiv für die Mitarbeiter da. Den ganzen Tag sind sie im Einsatz und hören dort zu, wo es Probleme und Nöte gibt. Insgesamt 24 Seelsorger sind während der zweiwöchigen Vesperkirchenzeit in Nagold im Einsatz und wechseln sich ab, je zwei tun in der Stadtkirche täglich Dienst.

Letztere ist noch verschlossen an diesem Morgen, weil sich drinnen die Mitarbeiter der Vesperkirche gerade zum Tagesablauf beraten. Nagolds evangelischer Pfarrer Reinhard Hauber erklärt derweil die Grundstrukturen der Seelsorge in der Vesperkirche: "Es sind immer zwei gleichzeitig im Einsatz. So kann man auch mal eine Pause machen. Der Dienst geht von 10.30 Uhr bis 16 Uhr, wir sind also auch bei den Morgen- und Schlussrunden der Mitarbeiter dabei." Außerdem halten die Seelsorger den täglichen Impuls um 13 Uhr. Die Themen sind hierbei frei wählbar, sollen sich allerdings an kirchenferne Menschen richten, um niemand von der Botschaft auszugrenzen, der mit dem christlichen Glauben nichts am Hut hat.

"Wir sitzen nicht im Raum und warten"

Als sich dann die Türen der Kirche öffnen, kommen noch Kurt Wegenast und Gesine Fischer von der evangelisch-methodistischen Kirche sowie Sonja Kohr von der katholischen Seite hinzu. Die vier Geistlichen betonen unisono: "Wir sitzen nicht im Raum und warten, sondern gehen aktiv auf Besucher und Mitarbeiter zu, um in Kontakt zu kommen." Und genau das ist auch der Kern der Arbeit als Seelsorger: Die Kommunikation steht im Mittelpunkt. "Wenn es einem Gesprächspartner reicht, dass wir über das Wetter und das Essen sprechen, dann ist das auch in Ordnung", so Hauber.

Doch wie erkennen die Seelsorger, ob jemand Hilfe braucht oder nicht? Sonja Kohr macht das größtenteils mit Intuition: "Zum Beispiel sieht man ja, wenn jemand alleine sitzt. Da setzen wir uns dann dazu und reden mit den Leuten." Wie tief gehend das Gespräch gehe, entscheide das Gegenüber selbst. "Wir bohren nicht nach", verdeutlicht Hauber, dass die seelsorgerische Arbeit keinesfalls in eine Art Verhör mündet.

Die Themen, mit denen die Seelsorger konfrontiert sind, seien völlig unterschiedlich – von Einsamkeit über Geldnot bis hin zu Alltagssorgen ist alles dabei. "Man merkt dann teilweise schon, dass da größere Sachen dahinterstehen. Manche Leute nehmen einen auch zur Seite und reden ganz offen über ihre Probleme", meint Wegenast ohne ins Detail zu gehen, da die Seelsorger ähnlich wie Ärzte zum Schweigen verpflichtet sind.

Mit den Sorgen der anderen umzugehen ist auch für die Seelsorger selbst nicht immer einfach, doch jeder hat so seinen Weg gefunden, damit fertig zu werden. Eine Runde an der frischen Luft helfe ebenso wie eine kurze Pause – daher auch die Doppelbesetzung, um den Druck auf den einzelnen zu senken. "Wir geben das dann aber auch nach oben zu Gott ab im Gespräch mit ihm", verdeutlicht Gesine Fischer, dass der oberste Seelsorger zwar nicht körperlich präsent, aber stets mit seinem Geist auch bei der seelsorgerischen Arbeit dabei sei und Kraft spende.

Denn, so Hauber: "Wir wollen den Menschen zeigen, dass das hier ein Gotteshaus ist, und nicht nur ein Gasthaus." Letzteres öffnet nach dem Gespräch dann seine Pforten und füllt sich. Zeit für die Seelsorger, um wieder loszuziehen durch die Tischreihen der Vesperkirche – stets bereit zur Kontaktaufnahme.