PPP: Genossenschaft übernimmt Pflege für neues Grabfeld

Nagold. Es ist ein sogenanntes "Public-Private-Partner-ship"-Projekt (PPP) der besonderen Art: Die Stadt Nagold und die Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner eG (GBF) wollen in Kooperation ein neues, gemeinsames "gärtnergepflegtes Grabfeld" auf dem stadteigenen Friedhof errichten.

Aus Sicht der Stadt würde diese Partnerschaft ein neues Angebot für die Friedhofsnutzung schaffen, während gleichzeitig Unterhalt und die laufende Pflege des dafür vorgesehenen, speziellen Areals innerhalb des städtischen Friedhofs auf Dauer und hochwertig durch den GBF gesichert würde. Vorteil für die Friedhofsnutzer und Besitzer von Grabstellen in diesem neuen Bereich: Sie brauchen sich nicht um die Grabpflege weiter zu kümmern, das übernehmen verbindlich und für die gesamte Dauer der Grabstellennutzung die im GBF organisierten Nagolder Friedhofsgärtnereien.

Im Technischen Ausschuss (TA) des Nagolder Gemeinderats wurden die entsprechenden Planungen konkret vorgestellt, auch der Entwurf für den Nutzungsvertrag zwischen Stadt und GBF ist bereits unterschriftsreif. Den eigentlichen Beschluss dazu trifft der Gemeinderat auf seiner Sitzung am 7. Mai. Der dazu vorgelegte Gestaltungsvorschlag für das neue "gärtnergepflegte Grabfeld" auf dem Nagolder Friedhof wurde in Absprache mit der Friedhofsverwaltung und den ortsansässigen Gärtnereibetrieben sowie der GBF entwickelt und geplant. Vorgesehen ist unter anderem, dass ein geschwungener, in Schleifen verlaufender Weg, der sich dem Gefälle der Fläche anpassen wird, das Gelände über insgesamt fünf Eingänge erschließt. Von diesen Zugängen werden sich zwei am oberen Hauptweg befinden, zwei weitere werden von den unteren klassischen Grabfeldern aus und einer über eine Treppe mit Handlauf über eine vorhandene Böschung ins neue Grabfeld führen.

Natursteineinfassung

Dieser Weg, der mit "einer wassergebundenen Wegefläche und einer Natursteineinfassung" gestaltet werden soll und zwischen 1,20 und 1,60 Meter breit sein wird, wird noch auf Kosten der Stadt erstellt – 40 000 Euro sind dafür veranschlagt und im laufenden Haushalt auch bereits verfügbar. Eventuell im Boden befindliche Fundamentreste werden ebenfalls noch vor Baubeginn durch die Stadt entfernt. Der zentrale Punkt des neues Grabfeldes soll ein Bereich um "neu umgepflanzte Bäume" in der Mitte des Grabfeldes werden. Hier werde zusätzlich "eine kleine Kommunikationsfläche" entstehen mit einem Quellstein als Mittelpunkt. Diese Kommunikationsfläche soll zum Verweilen und Trauern einladen.

Trockenbach

Vom Quellstein abgehend ist vorgesehen, einen sogenannten "Trockenbach" zu bauen. Dieser wird durch eine natürliche Bepflanzung ergänzt. Der Bereich vor dem Trockenbach kann als Begräbnisfläche für Urnengräber genutzt werden. Dieser Bereich wird Teil eines ersten, zu realisierenden Bepflanzungsabschnitts sein. Gegenüber dem Trockenbach sei angedacht, einen kleineren amerikanischen "Amber-Baum" zu pflanzen, der dann auch als Baum für eine Urnengemeinschaft dienen soll. Eigentlich zählen Amber-Bäume mit einer Wuchshöhe von bis zu 45 Metern und einer Wuchsbreite von bis zu zehn Metern zu den höchsten winterharten Laubbäumen in Europa.

Die GBF wird die Bepflanzung und Pflege die Flächen in diesem "gärtnergepflegten Grabfeld" komplett in Eigenregie übernehmen. Zusätzlich zu den schon vorhandenen Gestaltungselementen, die die Fläche des Grabfeldes aufwerten und attraktiver machen sollen, wie zum Beispiel der Quellstein, könnte auch noch ergänzend eine Steinriegelmauer im oberen Bereich entstehen. Insgesamt sei im "gärtnergepflegten Grabfeld" geplant, 54 Erdgrabstätten, 159 Urnengrabstätten, 18 Urnengemeinschafts-Grabstätten sowie weitere 53 Urnengrabstätten am Trockenbach einzurichten.

Mit dem Erwerb einer dieser Grabstätten im "gärtnergepflegten Grabfeld" müssten künftige Grabnutzer zwingend auch einen Dauergrabpflegevertrag mit der GBF abschließen. Damit werde dann aber auch garantiert, dass das Grab über die gesamte Laufzeit hinweg gepflegt wird – wobei sich die Laufzeit der Dauergrabpflege je nach der jeweiligen Ruhezeit, beziehungsweise Nutzungszeit der Grabstätte richtet. Für Hinterbliebene entstünden so über die gesamte Laufzeit keine zusätzlichen Pflegearbeiten mehr oder Kosten für die Grabpflege. Je nach Bestattungsart kann allerdings auch noch ein individueller Grabstein (unter Einhaltung bestimmter Vorgaben) ausgesucht werden. Die Kosten für einen solchen Stein sowie dessen Beschriftung würden vom jeweils beauftragten Steinmetz dem Auftraggeber allerdings gesondert in Rechnung gestellt.

Aus Sicht der Stadt, so Oberbürgermeister Jürgen Großmann, stellt das "gärtnergepflegte Grabfeld" eine sinnvolle und attraktive Ergänzung im Bestattungsangebot für Nagold dar. Sollte das Konzept Erfolg haben und von den Bürgern angenommen werden, könnten künftig auch weitere Flächen in die Kooperation mit dem GBF aufgenommen werden.

Noch nicht ganz soweit sei die Stadt beim Thema "Bestattungswald", für den man aktuell ebenfalls intensiv an einer Realisations-Variante arbeite. OB Großmann kündigte an, dass die Verwaltung hier eventuell bereits auf der Mai-Sitzung des TAs erste Entwürfe vorstellen könnte.