Johannes Brenner wird sicher per Fahrrad zu den Gemeinderatssitzungen kommen. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Neu im Gemeinderat: Johannes Brenner will Mehrheiten gewinnen für neues Rad- und Fußwege-Konzept

Es fühlt sich noch ein bisschen ungewohnt an: "Gemeinderat." Schon mehrfach hat Johannes Brenner für die Partei der Grünen für das Nagolder Stadtparlament kandidiert. Aber dass er diesmal tatsächlich auch gewählt wurde, "war schon auch eine Überraschung für mich", lacht der 53-Jährige.

Nagold. Zumal normalerweise Ehefrau Annegreth Fezer-Brenner als Ortsverbands-Vorsitzende der Grünen die "Stimmenkönigin" im Hause Brenner (auch Sohn Samuel kandidierte für den Gemeinderat) ist. Doch diesmal lag im familieninternen Ranking Vater Johannes mit 1614 Stimmen klar vorne; Ehefrau Annegreth kam auf 1477 Stimmen und Filius Samuel auf 1183 Stimmen. Gefeiert wurde der unerwartete Erfolg aber natürlich trotzdem gemeinsam.

Die erste, konstituierende Sitzung als Gemeinderat hat Johannes Brenner natürlich auch schon hinter sich. "Da ist vieles neu", auch wenn diese erste Sitzung ja "noch nicht so das übliche Sitzungs-Geschäft" eines Gemeinderats widergespiegelt habe. "Viele Ehrungen, viele Formalien." Die eigentliche "Arbeit" im obersten Gremium der Stadt beginne ja erst jetzt, nach der Sommerpause. Was Brenner "mit einiger Spannung" erwarte. Die neue Aufgabe, die neue Pflicht "ist mir immens wichtig", sagt der Rats-Neuling – der mit insgesamt drei Kollegen künftig die Grünen-Fraktion im Nagolder Gemeinderat stellen wird. "Das bekommt in meiner künftigen Zeitplanung eine sehr hohe Priorität."

Denn – gelangweilt habe er sich ja auch bisher "natürlich nicht" in seinem Leben. Brenner ist gelernter Zimmermann, arbeitet heute als Berufsschullehrer – in Nürtingen, nicht in Nagold. Eine "75-Prozent-Stelle", wie er erläutert – was bedeutet: Drei bis vier Tage die Woche pendelt er (natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln) zur knapp 70 Kilometer entfernten Arbeitsstelle. "Das klappt ganz gut", berichtet Brenner – vor allem, seit es seit letztem Jahr den Baden-Württemberg-Tarif gebe, wodurch die Pendelei für ihn "deutlich billiger" geworden sei. Was zeige, dass "grüne Verkehrspolitik funktioniere" und Verbesserungen und Erleichterungen für die Menschen bringe.

Womit Johannes Brenner auch bei einem der Kernpunkte seiner ganz eigenen politischen Ziele für seine Heimatstadt Nagold angekommen ist: "Ganz klar das große Thema Mobilität!" – Was für Brenner "im Nahbereich" den konsequenten Ausbau des Rad- und Fußwege-Netzes in Nagold meint. Seit "der sechsten Klasse bin ich hier in der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs", erläutert Brenner – damals zur Schule, heute "natürlich auch zu den Sitzungen des Gemeinderats". Gerade vor dem Hintergrund der Klimakrise, die ja immer mehr auch im öffentlichen Bewusstsein der Menschen ankomme, müssten auch in einer Stadt wie Nagold die Alternativen zum Auto bewusst gefördert werden.

Da könne der neue Gemeinderat als entscheidendes Gremium viel erreichen – auch wenn aus Sicht der Grünen-Fraktion mit ihren vier Mitgliedern "es sicher eine Herausforderung wird", jeweils die notwendigen Mehrheiten zu gewinnen. Der Einfluss auf den ÖPNV, den öffentlichen Personen-Nahverkehr, sei da schon schwerer zu organisieren, da der ja überwiegend vom Landkreis oder auch dem Land bestimmt werde. Wie auch das große Thema "Energiesparen", ebenso eine "Herzensangelegenheit" von Johannes Brenner – das "schwierig zu handhaben" sei in unserem föderalen System. Das sei eher "eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe". Aber auch da gebe es sicher Gelegenheit, hier im Lokalen "den einen oder anderen wirksamen Akzent" zu setzen.

Als Pädagoge – in Brenners Vita gibt es neben der Zimmerei auch einige Studienjahre zum Realschullehrer – sei ihm natürlich auch die lokale Bildungspolitik ein Anliegen. Durch seine Arbeit als Berufsschullehrer in Nürtingen "kann ich vergleichen", auf welchem Niveau die hiesigen Bildungsangebote seien. Und wo es eventuell Defizite und Nachholbedarf gebe – etwa "bei der so wichtigen schulischen Ausstattung". So sei ihm von den "politischen Besuchen" im Rahmen des Wahlkampfes sehr gegenwärtig, dass nicht jeder Lehrer in Nagold – so wie er an seinem Arbeitsplatz – "über einen eigenen Schreibtisch für die Unterrichtsvorbereitung" verfügt. "Das kann und sollte man sicherlich mal ändern."

Größte Sorge für Johannes Brenner: Woher die Zeit nehmen für die neue große Aufgabe. "Der eigene Garten", seit frühester Kindheit ein Steckenpferd für Brenner, "wird sicher leiden müssen. Und ich mit ihm". Auch das Haus der Familie auf dem Nagolder Galgenberg, in dem Brenner "schon die ersten vier Lebensjahre" seines Lebens verbracht hatte, wird sicher "deutlich weniger Aufmerksamkeit" bekommen die nächsten Jahre. Brenner rechnet nach: "Es sind jetzt tatsächlich schon wieder 25 Jahre, dass ich wieder in diesem Haus lebe." Nach Stationen im Remstal, wo seine Frau und er für Ausbildung und Beruf direkt nach der Schule "und damals schon mit dem ersten Kind" hingezogen waren.

Wo Johannes Brenner auf keinen Fall Zeit einsparen werde: "Bei der Familie." Der zweite, ältere Sohn lebe heute in Freiburg, zwei Enkelkinder seien bereits da – "und weitere auf dem Weg". Ob das Spielen im Posaunenchor – "seit Jahrzehnten Teil meines Lebens" – unter den neuen Pflichten leiden werde, "das wird man sehen". Auf jeden Fall werde er sicher nun künftig der Nagolder Gemeinderat "mit dem Fahrrad" sein, sein Markenzeichen – ein "ganz besonderes Fahrrad" übrigens, aus regionaler Produktion "mit einer genialen 14-Gang-Schaltung", mit der er jeden Berg (auch ohne zusätzlichen E-Antrieb) hinaufkomme. Womit Brenner wieder bei seinem großen Ziel für seine künftige Gemeinderats-Arbeit angekommen ist: "Die alternativen Mobilitäts-Konzepte". Und das Gewinnen (neuer) Mehrheiten für dieses ganz besondere Anliegen für Nagold.