Die Latein-Expertin Svenja Kröhner gibt ihr Wissen an die nächste Schüler-Generation weiter. Foto: Guimouza Foto: Schwarzwälder Bote

Kurs: Auch außerhalb der regulären Unterrichtszeit helfen sich die Schüler des OHGs gegenseitig beim Lernen

Nagold. Die Schwäche des einen ist die Stärke des anderen. Getreu diesem Motto helfen sich die Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums gegenseitig beim besseren Verständnis ihrer Problemfächer.

Wie ging das noch mal mit dem Lösen von Gleichungen? Weswegen kam die alte Dame zu Besuch? Und wie sieht der lateinische Ablativ aus? Es sind Fragen wie diese, mit denen sich die Schüler des OHGs in den letzten Tagen vor Schulbeginn intensiv auseinandersetzen.

Die Maßnahme hat inzwischen Tradition. Bereits seit 2010 findet hier während der letzten Sommerferienwoche ein Vorbereitungskurs von Schülern für Schüler statt. Insgesamt sind es in diesem Jahr 34 Schüler der Klassen 5 bis 9, die in kompakten Gruppen von insgesamt 13 Mentoren in ihren Problemfächern unterrichtet werden. Auf dem Lehrplan stehen Mathe, Englisch, Deutsch, Französisch und Latein. Dabei soll vor allem der Stoff aus dem vergangenen Schuljahr noch einmal gefestigt werden.

Für manch einen Schüler ist die Teilnahme der elterlichen Fürsorge geschuldet. Andere wiederum kamen eigenständig zum Entschluss, das Bildungsangebot wahrzunehmen. "Ich bin hier, um mich auf die sechste Klasse vorzubereiten", erzählt eine Schülerin. "Mein Lehrer hat es mir empfohlen und ich finde, es kann nicht schaden", erklärt eine ihrer Kameradinnen.

Ein Mentor unterrichtet bis zu zwei Schüler

Geleitet wird der Unterricht von Mentoren, also Schülern ab der zehnten Klasse, die ihr Wissen an ihre Mitschüler weiter geben möchten. Jedem Mentor sind dabei bis zu zwei Schüler zugeteilt. So wird gewährleistet, das jedem Schüler ein gebührendes Maß an Aufmerksam zuteil wird.

Svenja Kröhner ist eine der Mentorinnen. Die 19-jährige Latein-Studentin absolvierte im vergangnen Jahr das Abitur am OHG und befindet sich nun im dritten Semester ihres Studiums. Dennoch hat es sich die angehende Kulturforscherin nicht nehmen lassen, kurzweilig zur Wissensvermittlung an ihre alte Schule zurückzukehren. "Es ist auch für mich eine Bestätigung und Wissensfestigung", erzählt die Studentin. Denn allgemein gelte: Wer etwas gut erklären kann, der hat es auch selbst verstanden.

Das Programm eignet sich insbesondere für Schüler, die in einem der Hauptfächer eine Note unter drei haben. In bis zu zwei Fächern ihrer Wahl können die Kinder dann ihr Wissen vor Ort auffrischen und erweitern. "Wir achten auch darauf, dass Schüler mit ähnlichem Nachholbedarf zusammen in einer Gruppe sitzen, sodass die Mentoren ein entsprechendes Tempo einlegen können", erklärt Eckhard Flik, Koordinator des Projekts. Der Lehrer für Mathe und Physik leitet das Programm zusammen mit der Chemie- und Sportlehrerin Anja Wiedmann. Zusammen kümmern sie sich um die Akquise von Mentoren und die Organisation der Lerngruppen. "Es melden sich jedes Jahr mehr Mentoren an, als wir einsetzen können. Dieses Jahr hatten wir mit 25 Bewerbungen doppelt so viel Zulauf wie benötigt" Daher finden nur ausgewählte Schüler einen Platz als Mentor. Zudem werde bei der Auswahl auch wert darauf gelegt, diejenigen lehren zu lassen, die ihr Wissen nicht alleine wegen des Geldes vermitteln möchten.