Im Amtsgericht Nagold wurde jetzt ein Betrugsfall verhandelt, bei dem ein 19-Jahriger zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Foto: Köncke

Ein Auto kaufen, ohne über die finanziellen Mittel zu verfügen? Das konnte nicht gut gehen. Wegen Betrugs hat das Amtsgericht Nagold einen 19-jährigen Haiterbacher verwarnt und zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt.

Haiterbach/Nagold - Automobile sind die große Leidenschaft des Angeklagten, stellte sich in der Verhandlung heraus. Am 15. Juni 2020 erwarb er von einem Altensteiger Privatmann für 700 Euro einen alten, aber noch fahrbereiten BMW, zahlte 200 Euro an und versprach, den "Rest" bis Ende Juli zu überweisen. Was er nicht getan hat.

Dem Verkäufer wurde es zu dumm, er ging zur Polizei und erstattete Anzeige. "Ich habe ihn im September auf der Straße getroffen und die restlichen 500 Euro gegeben" verteidigte sich der 19-Jährige. "Sie haben sich rein zufällig in Altensteig getroffen und hatten so viel Geld dabei?" Für Richter Martin Link klang das höchst unglaubwürdig. Außerdem habe der Verkäufer behauptet, die Restschuld sei bis heute nicht beglichen worden. Weder konnte der Angeklagte vor Gericht eine Quittung vorlegen noch wurde bei der Fahrzeugübergabe ein Kaufvertrag abgeschlossen.

"Wollen Sie nicht lieber einen richtigen Beruf ergreifen?"

Franziska Schwämmle von der Jugendgerichtshilfe Calw schilderte dem Gericht die persönlichen Verhältnisse des Beschuldigten. Demnach lebte er zehn Jahre in Altensteig und ist danach mit der Familie nach Haiterbach gezogen. Er arbeitet seit Juni dieses Jahres bei einer Firma im Lager und verdient 9,80 Euro die Stunde. "Wollen Sie nicht lieber einen richtigen Beruf ergreifen?" Das Thema sei für ihn abgehakt, beantwortete der 19-Jährige die Frage des Richters. Sein Ziel sei, Geld zu verdienen, damit er sich etwas leisten und seine Schulden von 1500 Euro – unter anderem für zwei Autoversicherungen – abtragen könne.

Staatsanwältin Sarah Göltenbott forderte in ihrem Plädoyer, den Angeklagten wegen erwiesenem Betrug zu verwarnen und eine Geldstrafe von 900 Euro zu verhängen. Richter Link beließ es bei einer Verwarnung und 600 Euro, die in monatlichen Raten von 100 Euro abbezahlt werden könnten. Zum Schluss redete er dem 19-Jährigen ins Gewissen: "Finger weg von Autokäufen".