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Stadtrat diskutiert über alternative Bestattungsformen in Nagold

Gibt es bald auch in Nagold einen "Ruhewald"? Zumindest debattiert wird das Thema mittlerweile auch im Gemeinderat – ganz sachlich und konstruktiv.

Nagold. In einem "Ruhewald" können Verstorbene in (biologisch abbaubaren Urnen) beigesetzt werden, wobei die Urnen rund um jeweils ausgewählte Bäume in einem echten, dafür als Begräbnisstätte ausgewiesenen Wald vergraben werden. Die relativ neue Bestattungsform erlebt bundesweit aktuell einen Boom. Im Umkreis haben beispielsweise Horb und Bad Teinach-Zavelstein solche Ruhewälder bereits eingerichtet.

Genau diese hatte sich Richard Kuon, Leiter des Nagolder Bauamtes, in den vergangenen Wochen ausführlich angesehen. Seine Eindrücke stellte er den Mitgliedern des Gemeinderates vor. Vorangegangen war eine erste Diskussion zu diesem Thema im Dezember im Technischen Ausschuss des Nagolder Gemeinderats, wo es aber noch vorrangig um die Frage ging, inwieweit man auf den bestehenden Nagolder Friedhöfen Flächen für neue Bestattungsformen, etwa für anonyme Urnenbestattungen, herrichten und anbieten könnte.

Resultat dieser Beratungen, so Oberbürgermeister Jürgen Großmann: "Wir werden alle diese modernen Bestattungsformen künftig auf den bisherigen Friedhöfen anbieten." Das sei "gesetzt". Allerdings seien diese Friedhöfe eben kein Wald, lägen im Einzelfall vielleicht in der Nähe eines solchen, wie FDP-Fraktionssprecher Jürgen Gutekunst darlegte. Und sie würden einen echten "Ruhewald", wie ihn immer mehr Bürger wünschten, nicht ersetzen. Entsprechend wies denn auch OB Großmann ausdrücklich darauf hin: Die eigentliche Frage, die jetzt vom Gemeinderat zu klären sei, sei jene, ob man eine weitere Fläche – eben den Ruhewald – als zusätzlichen Bestattungsplatz, beziehungsweise Friedhof, der Öffentlichkeit anbieten möchte. "Es geht derzeit nur um das ›Ob‹. Danach entscheiden wir dann, wie wir das umsetzen."

CDU-Fraktionssprecher Wolfgang Schäfer findet die Zeit "noch nicht reif", solch ein Angebot in Nagold zu schaffen – vor allem, weil aus seiner Sicht die notwendigen Investitionen, wie der Bericht von Bauamtsleiter Kuon gezeigt hätte, nicht trivial seien. "Man braucht einen Aussegnungsplatz, einen eigenen Parkplatz, befestigte Wege und dann kontinuierliche Pflege." Aus seiner Sicht würde zudem erst eine solche Investition "die größere Nachfrage" nach solchen Angeboten auslösen. Wer aktuell eine Bestattung in einem Ruhewald wünschte, hätte ja die Möglichkeit, etwa nach Bad Teinach in den dortigen Ruhewald zu gehen.

Dass ein entsprechendes Angebot in Nagold erst für Nachfrage nach einem Ruhewald sorgen würde, das sah auch Grüne-Fraktionssprecherin Brigitte Loyal so – allerdings sei dies für sie ein Argument "pro" Nagolder Ruhewald, weil man damit dann ja die zusätzlichen Kosten gut würde decken können. Außerdem habe Nagold auf seiner Gemarkung gut 2000 Hektar Wald, sei eine Stadt im Grünen. Da würde ein solcher Ruhewald gut zum Image passen. Loyal schlug vor, für die weiteren Beratungen einmal den Nagolder Wald nach entsprechendem "idealen Baumbestand" absuchen zu lassen, um echte Vorschläge für einen möglichen Standort eines Ruhewaldes zu entwickeln.

Ein Vorschlag, der von Bärbel Reichert-Fehrenbach (FDP) mit den Worten ergänzt wurde: "Ein solches Angebot zu schaffen, sind wir den Bürgern einfach schuldig." Als moderne Stadt sollte Nagold einen eigenen Ruhewald unbedingt vorhalten können. Weshalb OB Großmann dem Gremium anbot, tatsächlich bei nächster Gelegenheit solch eine Waldbegehung durchzuführen, um "vor Ort" ein "Wo und Wie" für einen Ruhewald zu eruieren. Bis dahin solle man alle bisherigen Voten aus dem Gemeinderat "einfach mal so stehen lassen"; das Erreichte sei ein gutes Zwischenergebnis für die laufende Diskussion.

Großmann nahm auch noch die Anregung von Monika Wehrstein (CDU) mit auf – die aus ihrer Sicht zwar aktuell eigentlich keinen Bedarf in Nagold für einen echten Ruhewald feststellen könne – doch einmal bei den hiesigen Bestattern die echten Zahlen der bei ihnen gewählten Bestattungsformen nachzufragen. Was der OB für die nächsten Beratungen auch noch um jene Zahlen ergänzen will, die die Erfahrungswerte der umliegenden Ruhewälder mit dieser Bestattungsform dokumentierten. Um so eine möglichste stabile Datenbasis für die weitere Diskussion zu haben.

Zum Schluss gab es noch einmal reichlich Lob vom Oberbürgermeister für seine Gemeinderäte für die sehr sachliche, offene und konstruktive Diskussion "zu diesem sehr sensiblen Thema".