Ulrich Mansfeld, Nanni Fingerhut und Tilmann Zutavern (von links) trugen eine reiche Textauswahl vor. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Nagold liest: Bei vollem Haus lassen Leser an ihrer Leidenschaft für schöne Worte teilhaben

Nagold. Die 54. Veranstaltung aus der Reihe "Nagold liest…" fand im Kubus bei vollem Haus statt. Unter dem Motto "Musik liegt in der Luft" trugen die Ehrenamtlichen vom Arbeitskreis Kultur des Nagolder Bürgerforums eine reiche Auswahl an Texten von Dichtern und Komponisten vor. Durch die Veranstaltung führte Susanne Humbeil, auf der Bühne saßen Nanni Fingerhut, Tilmann Zutavern und Ulrich Mansfeld. Die instrumentale Umrahmung übernahm der junge Vertreter der Städtischen Musikschule, Johannes Pridzun, (Violine) mit der Dozentin Sabine Joos am Klavier.

Idee trägt inzwischen Früchte

Die Idee der regelmäßigen Leseveranstaltungen keimte bereits 2008 nach den 25. Baden-Württembergischen Literaturtagen in Nagold. Und die Saat ging zwei Jahre später mit der ersten Lesung "Nagold liest… und lauscht" in den Räumen der Buchhandlung Zeiser auf. Dem gelungenen Versuch, eigene Leidenschaft für schönes Wort mit anderen Menschen zu teilen, folgten in unregelmäßigen Abständen weitere Begegnungen zu allerlei Themen und an verschiedenen Orten der Stadt – von "Schlemmen" in einem Restaurant über "sich trauen" im Rathaus bis hin zu "Stochern" auf der Nagold. Seit 2018 veranstaltet die 20-köpfige Gruppe ihre Abende turnusmäßig vier Mal im Jahr.

Als den bislang größten Erfolg bezeichnete Fingerhut die Ausrichtung des "Nagold liest… und spekuliert" vor drei Jahren in den Sparkasse-Räumen mit etwa 160 Besuchern. Eine stolze Zahl, wobei auch während der jüngsten Veranstaltung sehr viele Gäste an den Bistro-Tischen saßen und sich an der erlesenen Atmosphäre zwischen gesprochenem Wort und dem Geigenklang labten.

Erlesen. Das Wort stammt vom Alt- und Mittelhochdeutsch und weist auf die alte und sehr hohe, elitäre Stellung des geschriebenen Wortes und des Lesens hin. Die Macht des Geschriebenen vermittelte das Lese-Team überaus überzeugend, indem die Sprecher Inhalt und Gewicht der einzelnen Sätze sowie Bedeutung der Zeichensetzung durch Tonfall, Zäsuren, Gesichtsausdruck und Lautstärke der Stimme unterstrichen. Eine Parallele zwischen Deutungsart von Buchstaben und Notenzeichen war hier nicht zu überhören.

Aus den Bücherfragmenten, Gedichten, Anekdoten mit amüsanten Pointen, Sentenzen und Zitaten von Peter Härtling, Wilhelm Busch, Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff, Achim von Arnim, Iwan Turgenjew, Johann Heinrich Pestalozzi oder gar Loriot tauchte der alte Zeitgeist auf. Ausschnitte aus den Briefen und Memoiren von Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann brachten ein dichtes Netz der kulturellen Wechselwirkungen zutage.

Johannes Pridzun knüpft an lebendige Musik an

An die lebendige Musik knüpfte Johannes Pridzun an, der auch den Part seiner erkrankten Kollegin Fenja Anding spielte (beide sind Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs "Jugend musiziert"). Die mit jugendlicher Innigkeit, sanftem Vibrato und heranreifender Technik vorgetragenen Impressionen von Georg Friedrich Händel und Edward Grieg rundeten den Kammerabend ab.

Die nächste Veranstaltung – "Tücken des Alltags" – findet am 9. April im Showroom der Firma Häfele statt, eine vorherige Anmeldung bei der Volkshochschule Oberes Nagoldtal sei aus Platzgründen wie üblich unerlässlich.