Ralf Albrecht Foto: Fritsch

Kirche: Unterschiedliche Reaktionen auf die Wahl des Nagolder Dekans zum Prälaten für Heilbronn

Nagold. Die Wahl des Nagolder Dekans Ralf Albrecht zum Prälaten von Heilbronn findet nicht nur Zuspruch. Die Offene Kirche, eine der beiden mächtigsten Gruppierungen in der evangelischen Landeskirche, hat offen Albrechts Rücktritt als Synodaler gefordert und kritisiert seinen Karrieresprung zum Regionalbischof als undemokratischen Vorgang.

"Wow! Alles Gute, lieber Ralf" oder "Herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen" – so sehen einerseits auf dem Internetportal der evangelischen Landeskirche die Reaktionen zur Wahl des 55-Jährigen zum Regionalbischof im Unterland aus. Es gibt aber auch kritische Stimmen wie: "Schade, dass eine so polarisierende Person zum Prälaten gewählt wurde" oder "Ob der Zeitpunkt einer solchen Personalentscheidung kurz nach der Wahl zur Landessynode klug gewählt ist, darf in Frage gestellt werden."

Die schärfste Kritik kommt indes von dem Gesprächskreis Offene Kirche, mit 31 Sitzen im obersten Entscheidungsorgan der württembergischen Landeskirche genauso stark vertreten wie die von Ralf Albrecht vertretene "Lebendige Gemeinde". Der Herrenberger Johannes Söhner, Vorstand der Offenen Kirche und selbst Synodaler, findet den Aufstieg von Ralf Albrecht zum Prälaten zwar einerseits "lobenswert und erfolgreich", moniert den Vorgang selbst aber in für Kirchenkreise ungewöhnlich scharfen Tönen. In einer an unsere Zeitung gerichteten Stellungnahme erklärt Söhner: "Das Vorgehen ist zwar rechtlich nicht zu beanstanden, doch widerspricht es in mehrfacher Hinsicht demokratischen Gepflogenheiten."

Der im Kirchenbezirk Herrenberg tätige Bildungsreferent verweist dabei auch auf das Ergebnis der Synodalwahl vom 1. Dezember, bei der die Lebendige Gemeinde, deren Vorsitzender Ralf Albrecht war, deutliche Einbußen habe hinnehmen müssen.

Hintergrund: Die Lebendige Gemeinde, theologisch konservativ in ihrer Glaubensrichtung, verlor acht ihrer bislang 39 Sitze, derweil die als progressiv geltende Offene Kirche um einen Sitz auf 31 Mandate zulegte und damit mit den Konservativen gleichzog. Nun sei, so Söhner, in der Zeit zwischen Synodalwahl und Konstituierung der neuen Landessynode, die am 15. Februar stattfinden wird, "in bemerkenswerter Geschwindigkeit im seitherigen Landeskirchenausschuss Dekan Ralf Albrecht zum Prälaten gewählt worden. Dies geschah, entgegen der Gepflogenheiten der letzten Stellenbesetzungen, ohne Ausschreibung. Hier sollten offensichtlich Fakten geschaffen werden, bevor die neuen Gremien ihre Arbeit aufnehmen konnten."

Der Vorstand der Offenen Kirche forderte deshalb den Nagolder Dekan auf, sein Amt als Synodaler, das er am 1. Dezember mit 11564 Wählerstimmen wiedererrungen hatte, noch vor der Konstituierung niederzulegen. Dabei sehe sich die Offene Kirche in ihrer Forderung bestätigt, alle leitenden Stellen auszuschreiben und darüber hinaus Oberkirchenräte und Prälaten von der Synode wählen zu lassen.

Ralf Albrecht reagierte auf die Kritik seiner innerkirchlichen Kontrahenten gelassen: "Ich bin verpflichtet den Wählerinnen und Wählern, die mir hier in dem Wahlkreis überragend ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich bin hoch wertgeschätztes Mitglied der konstituierenden Sitzung der Landessynode und danke für alles Vertrauen bei der Wahl."

Im Übrigen werde er sein Synodalmandat niederlegen, sobald die Investitur als Prälat anstünde. Schließlich komme ihm als Mitglied der Kirchenleitung im Oberkirchenrat eine andere Rolle zu: "Und ich danke für alles Verständnis."