Foto: Fritsch

Stadt muss für zusätzliche Busverbindungen selbst zahlen. Fahrangebote auch am Wochenende.

Nagold - So wirklich einfach ist das Thema "Busverkehre in Nagold" nicht. Und mit der Neuvergabe der Konzessionen im Kreis Calw, die für das Jahr 2020 ansteht, und dem dafür vom Kreistag bereits verabschiedeten "Nahverkehrsplan" wird die Sache nicht unbedingt einfacher.

Weshalb Nagolds Umweltbeauftragter, Peter Widmann-Rau, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats keinen so ganz leichten Stand hatte, die Feinheiten der künftigen Veränderungen im städtischen Busverkehr den Stadträten zu erklären – und sie noch mehr dafür sogar richtiggehend zu begeistern. Denn es galt, zusätzliches Geld aus dem Stadtsäckel locker zu machen für eine mögliche Verbesserung der Busanbindungen von der Kernstadt aus in Richtung Norden.

Was vielleicht daran lag, dass Widmann-Rau seine dafür vorbereitete Sitzungsvorlage für einen ausführlichen (und genau deshalb ziemlichen verwirrenden) Rundumschlag zur Anbindung der Stadt Nagold an den ÖPNV im Kreis Calw nutzte – wobei die Betonung auf "im Kreis Calw" lag. Denn es gibt für Nagold auch eine solche (nach Süden ausgerichtete) Anbindung, die über die Kreisgrenze hinausgeht, und eben nicht von der hiesigen Landkreisverwaltung organisiert wird. Hier sind keine Änderungen geplant – beziehungsweise, es sind mit der auch in diesem Bereich anstehenden Neukonzessionierung sogar gegenüber dem Bestand noch zusätzliche Rufangebote mit aufgenommen worden.

Das würde Befindlichkeiten anderer Gemeinden wecken, auch kostenlose Buslinien haben zu wollen"

Aber der Norden und der (Nord-)Osten – also Kernen, Emmingen, Pfrondorf und Minderbach sowie Wolfsberg und (Oberer) Steinberg: hier bringt die künftige (also ab 2020) kreisweite Umstellung auf einen Stundentakt auch für die entlegensten Gemeinden im Kreis für Nagold selbst erst einmal eine spürbare Verschlechterung der Versorgung im ÖPNV, wohl am deutlichsten sichtbar beim dann wegfallenden, bisher kostenlosen City-Bus (Linie 500). Warum der wegfällt? Weil der "Deal" dahinter zwischen der Stadt Nagold (als Konzessionär der städtischen Buslinien) und dem beauftragten, ausführenden Unternehmen (der VBN) so künftig nicht mehr funktionieren (und vom Landkreis als Konzessionsgeber toleriert werden) wird. O-Ton Oberbürgermeister Jürgen Großmann: "Das würde Befindlichkeiten anderer Gemeinden wecken, auch kostenlose Buslinien haben zu wollen." Warum das aber im Zeiten von Feinstaub und Diesel-Skandal nicht sogar eine richtig gute Idee sein könnte, blieb derweil offen.

Gegenüber dem bisherigen Bus-Angebot für Nagold ist außerdem in den bereits veröffentlichten Ausschreibungsfahrplänen des Landkreises die regelmäßige Direktverbindung von der Kernstadt zum Lemberg weggefallen, die künftig nur noch "gelegentlich" angeboten werden soll (Linie 503). Die (bisherige) Linie 505 ist im Fahrplanentwurf zudem in die Linie 503 integriert worden.

Für die nördlichen Stadtteile schließlich wurde für die Zukunft ein Fahrplan zugrunde gelegt, der sich am "Baustellenfahrplan" im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen auf der B 463 anlehnt, und damit nicht mehr dem eigentlich bisher geltenden Fahrplan (mit zwei Linien in den Norden) entspricht.

Wie Umweltbeauftragter Widmann-Rau weiter dazu ausführte, sei von Seiten der Stadt in Gesprächen mit dem Landkreis eine Änderung der Linien in den Nagolder Norden angemahnt worden, um insbesondere die Fahrtzeiten von Mindersbach (sonst laut Plan 22 Minuten) und Pfrondorf (16 Minuten) in die Kernstadt und zu den Schulen in einem akzeptableren Rahmen zu halten. Auch eine bessere Anbindung des Kernen (mit seinen allein 1700 Einwohnern) sowie eine Verdichtung des Angebots auf der Linie 504 vom ZOB über den mittleren Steinberg zum "industriell-gewerblichen Schwerpunkte im Landkreis Calw" – dem Wolfsberg – und weiter zum jüngsten Nagolder Stadtteil Oberer Steinberg wurde dabei gefordert.

Dem kommt der Landkreis gerne nach – allerdings fordert er genau dafür mehr Geld von der Stadt Nagold. Denn: zum Nahverkehrsplan zusätzliche Verkehrsleistungen müssten von den Gemeinden selbst finanziert werden, sofern diese Leistungen nicht eigenwirtschaftlich erbracht werden; das heißt: decken die (anteiligen) Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf die Kosten der zusätzlich gewünschten Busverkehre nicht, muss die jeweilige Kommune selbst für die entstehenden Defizite aufkommen.

Rund 60.000 Euro Aufwand kalkulieren die Verkehrsplaner für die Linie 504 (ZOB – Mittlerer Steinberg – Wolfsberg – Oberer Steinberg und zurück) sowie die neuerliche Aufspaltung der Nordlinien in wieder zwei Linien: ZOB – (Galgenberg) – Kernen – Emmingen – Kernen – ZOB und ZOB – Pfrondorf - Mindersbach – (Rotfelden) und zurück.

Allerdings spart man sich auch gegenüber heute rund 36.000 Euro an bisherigen Zuschüsse für den Stadtverkehr (Linie 500) – was unter dem Strich einen Mehrbedarf macht von 24.000 Euro.

"Wir bekommen für mehr Geld eine Verschlechterung", fasste denn auch CDU-Fraktionssprecher Wolfgang Schäfer das Ergebnis dieser kreisweiten ÖPNV-Rochade zusammen – was OB Großmann im Grunde bestätigen musste. Allerdings: Künftig werde es in Nagold auch – anders als heute – durchgängig am Wochenende ÖPNV-Angebote auch für die Ortsteile geben, so dass sich unterm Strich "auch echte Vorteile" (Widmann-Rau) mit den neuen Angeboten ergeben würden. Weshalb es bei der fälligen Abstimmung zu diesem Thema letztlich ein geschlossenes Votum für die Zusatzausgaben der Stadt für die künftigen Busverkehre gab.