Der Remigius-Kammerchor erntete für seine überzeugende Darbietung lang anhaltenden Applaus. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Weihnachtskonzert: Remigius-Kammerchor präsentiert sich in der Stadtkirche wieder auf höchstem Niveau

Stille herrschte am letzten Adventssamstag im abgedunkelten Raum der Stadtkirche, wo nur der Stern von Bethlehem etwas Licht auf den noch stummen Weihnachtsbaum warf. Leise nahmen die Besucher ihre Plätze in Erwartung auf den Auftritt des Remigius-Kammerchores ein.

Nagold. Mit dem "Nun komm, der Heiden Heiland" auf den Lippen schritten die Choristen durch die Nebenschiffe bis zum Altarraum, wo dann die Zartheit der Frauenstimmen das Lied "Maria durch ein Dornwald ging" intonierte. In demselben Klima erklangen weitere traditionelle, für den gemischten Chor anspruchsvoll bearbeitete Lieder.

Während der Kammerchor unter der Leitung von Anna-Katharina Kalmbach die Hauptmerkmale seiner Gesangskultur bisher mit Sensibilität des ergreifenden piano verhüllte, änderte sich und steigerte sich seine Ausdruckskraft in den volkstümlich klingenden Liedern aus dem süddeutschen Raum. Der freudig-fröhliche "Schwäbischer Winter" von Hans-Jörg Kalmbach forderte besonders die Männerstimmen heraus, sie legten gute Artikulation sowie Stimmensouveränität zutage, die Frauen beeindruckten durch ihre kurzen, entschlossenen Einsätze zwischendurch.

Eine andere Art der Gesangskunst präsentierte das Ensemble im Repertoire aus dem englischsprachigen Raum. In dem 7-stimmigen "The Holy Boy" von John Ireland erforderte die schwierige Harmonie klare Transparenz der Stimmenführung und ein hohes Maß an individueller Verantwortung.

Auch den Anforderungen des heiklen "Gifts for the child of winter" von Bob Chilcott wurden sowohl der Tenor Constantin Callies als auch der Chor gerecht, sie füllten den Song mit Gefühlsregungen und dynamischer Ausdruckskraft. Die strahlenden Soprane leiteten den wiegenden Charakter des "Quem pastores laudavere" in Bearbeitung von John Rutter ein, dann kündigte ihr gregorianischer Gesang den Anfang des Herzstücks des Abends, des "A Ceremony of Carols" von Benjamin Britten an.

"Willkommen Weihnachtszeit, willkommen" – diese mit Freude erfüllte Botschaft ertönte in den Lobhymnen auf den Neugeborenen in einer breiten Dynamik- und Gefühlsskala von den zarten, glockenartigen Chor-Zusammenklängen bis zur Kühnheit der mit Dissonanzen versetzten Akkorde. Die konturklaren und tragenden Stimmen der Solistinnen Ruth Elsäßer (Sopran) und Maria Kalmbach (Alt) besangen die Schönheit der Schöpfung in einem Duett zum zarten Harfenspiel von Birke Falkenroth, die ihre niveauvolle Technik und musikalische Sensibilität mehrmals in solistischen Konzertteilen zum Ausdruck brachte.

Stets behielt die Leiterin Kalmbach Kontrolle über den großen Aufführungsapparat, dirigierte präzise und mit variabler Gestik.

Die über 30 Sängerinnen und Sänger aus Baden-Württemberg und "von überall" – so Kalmbach – schöpfen ihre hohe Motivation aus der Liebe zum Chorgesang, welche sie überwiegend aus den Jugendchören der Region mitgenommen hatten und die sie motiviert, ambitionierte Projekte zu verwirklichen und wie neulich in Mühlacker und in Nagold auf hohem Niveau vorzustellen.

Erst nach einer längeren Schweigepause bekam der Remigius-Kammerchor den verdienten, lang anhaltenden Applaus und schloss seine Top-Leistung mit einer Zugabe ab.