Die Stadtkapelle Nagold spielte bei ihrem Jahreskonzert sowohl Unterhaltungsmusik als auch klassische Stücke. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Gut besucht: Stadtkapelle Nagold überzeugt bei ihrem Jahreskonzert auch im klassischen Bereich

Das Jahreskonzert der Stadtkapelle Nagold weckte reges Publikumsinteresse. Auffallend viele Besucher strömten in die Stadthalle. Im Programm dominierte die Unterhaltungsmusik, aber auch für Freunde der Klassik hatte die Formation von Michael Kraus einen Leckerbissen parat.

Nagold. "I pini della Via Appia" aus der symphonischen Dichtung "Pini die Roma" von Ottorino Respighi war dieses klassische Stück. Bereits in diesem mit Farbenpracht und unterschwelligen Emotionen gefüllten Werk kündigten sich die Hauptmerkmale der klanglichen Varietät des Orchesters an. Ähnlich dem Ravelschen "Bolero" wanderte das Hauptthema auf dem Hintergrund des gleichmäßigen "Schritt- Motivs" selektiv und in konstant aufsteigender Dynamik durch verschiedene Instrumenten-Gruppen, um im Finale bis zu einem monumentalen Fortissimo anzuschwellen. Nach dieser Superleistung ging die über 40-köpfige Kapelle mit demselben Elan und prägender Klang-Sensibilität zur leichteren Kost der gegenwärtigen Komponisten über.

Da zu jedem Programmpunkt passende Impressionen auf der Leinwand erschienen, beflügelten sie die Fantasie der Zuhörer, und auch in nachfolgenden Kompositionen lief die Vorstellungskraft auf Hochtouren, wie in der vertonten Legende vom Kampf des Erzengel Michael gegen den Drachen "The Saint and the City" von Jacob de Haan.

Imaginäre Welt taucht auf

Aus Klangintensität, farbiger Ausarbeitung der Details, dynamischer Dichte und hoch emotioneller Dramatik tauchte eine imaginäre Welt auf, deren Ausdruckskraft mit der illustrativen Ruhe der alpinen Landschaft des nachfolgenden "Fiskinatura" von Thiemo Kraas kontrastierte. Hier vereinigte das Orchester rustikale Melodien mit abwechslungsreichen Rhythmen zu einem homogenen Klangbild, bei dem besonders positiv kollisionsfreie Tempowechsel und prägend sanfte bis markante Artikulation sowie einfühlsame Phrasenführung auffielen, die auch in "Song for Benni" von Kees Vlak der wiegend-zarten Ausstrahlung des Flügelhorns von Leo Schühle einen weichen Klangteppich vorlegte.

Mit zwei effektvollen Stücken trat dann die Jugendkapelle auf. Obwohl ihr Klangvolumen aufgrund deutlich kleinerer Besetzung bescheidener ausfiel, hinsichtlich der rhythmischen Disziplin, Spielsicherheit und Vitalität stand aber der musikalische Nachwuchs seinen älteren Kollegen in nichts nach, zumal Kraus souverän und mit derselben Gestik-Akkuratesse wie vorher dirigierte.

Weil obendrauf der Freundeskreis der Stadtkapelle vor dem Konzert und in der Pause auch kulinarische Köstlichkeiten am Büffet servierte, zeigten sich die Gäste rundum zufrieden und beeindruckt von der Verwöhn-Gala. Die Publikumsbegeisterung gipfelte bei dem Highlight "The Lion King" von Elton John und sie währte über zwei erklatschte Zugaben, das "James Last-Medley" und "Maraba Blue" hinaus.

Während des Konzerts wurden folgende Jubilare für ihre aktive Mitgliedschaft in der Stadtkapelle Nagold gewürdigt: Norbert Klemm (50 Jahre), Bettina Brösamle, Jacqueline Köpf-Fessele, Hartmut Köhler, Martin Schmid, Jörg Brösamle (40 Jahre), Miriam Klemm (20 Jahre) sowie Leo Schühle, Sebastian Abel, Katja Brösamle und Anke Hegel (zehn Jahre).