Klaus Birk (links) entlockte Jürgen Großmann im "Joggel" so manches Geheimnis. Foto: Köncke

Sommergespräch mit OB Jürgen Großmann im "Joggel" in Wenden. "Klasse Kindheit" in Wart erlebt.

Ebhausen/Nagold - Der Mensch Jürgen Großmann und der Politiker Jürgen Großmann: Beide Seiten wurden beim Sommergespräch mit dem Nagolder Oberbürgermeister im Wendener Landgasthaus "Joggel" ausgiebig beleuchtet und hinterfragt. Während des zweistündigen Interviews mit Klaus Birk gab der 51-Jährige Dinge preis, die bisher nur wenige kannten.

Zum Beispiel, dass Großmann sich aufgrund eines akuten Bandscheibenvorfalls nach gehaltenen Reden auf einen Sack legte in der Hoffnung, dass die Rückenschmerzen nachlassen. Oder dass angesichts der Finanzkrise im Jahr 2008 mit engsten Mitarbeitern ernsthaft darüber diskutiert wurde, die Landesgartenschau zu verschieben, weil zur Durchführung Investitionen von 20 bis 30 Millionen Euro benötigt wurden.

Das Licht der Welt erblickte Jürgen Großmann am 8. März 1962 im beschaulichen Altensteiger Stadtteil Wart. Nach eigener Aussage hat er eine "klasse Kindheit" mit viel Freiraum erlebt. Auf dem Traktor des Nachbarn mitzufahren "war das Höchste". 1968 wurde er eingeschult. Der Unterricht fand für vier Jahrgänge in einem Zimmer statt. "Wer nicht artig war, bekam vom Lehrer Tatzen", kann sich der OB noch gut erinnern. Seine Eltern hätten ihm schon früh eingeschärft: "Überlege Dir gut, was Du machst – und dann mach es richtig!" Weil die Zeugnisnoten stimmten, hatten sie nichts dagegen, dass ihr Sohn nach der Hauptschule in Altensteig und dem Berufsschulzentrum in Nagold am Wirtschaftsgymnasium Calw das Abitur macht.

Schon früh interessierte sich der Jungspund für Politik. Die Junge Union war seine Heimat. Nach dem Jurastudium in Tübingen und der Referendarzeit arbeitete Großmann in der Nagolder Kanzlei Klaska, Clauss und Schäfer und war dort hauptsächlich für Zivil- und Familiensachen zuständig.

Mit 18 Jahren wurde er in den Ortschaftsrat Wart gewählt – und 2001 als Nachfolger von Ulrich Rommel zum Bürgermeister von Altensteig. Was ihn bewogen hätte, die relative Freiheit als Anwalt gegen ein Amt einzutauschen, bei dem man unter Dauerbeobachtung stehe, beantwortete Großmann so: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und wollte schon immer mithelfen, etwas zu gestalten." Beim Sommergespräch gab er offen zu, dass es nicht immer leicht falle, auf ein geregeltes Privatleben zu verzichten und "ungerechterweise in die Öffentlichkeit gezerrt zu werden". Schnell beleidigt, ehrenkäsig und nachtragend zu sein, sei jedoch nicht seine Art.

16 Jahre war Rainer Prewo Rathauschef in Nagold. Wie er damit umgeht? "Ich schaue in die Zukunft und nicht zurück." In der Kommunalpolitik hätte sich gegenüber früher einiges geändert. Man könne heutzutage nicht mehr einfach etwas festlegen, der Bürger wolle bei Entscheidungen gefragt und gehört werden. Symptomatisch war für ihn die kontrovers geführte Diskussion um die Anlage von 700 Treppen zur Burg Hohennagold. Nach dem ablehnenden Bürgerentscheid "war für mich klar, dass wir uns daran ohne Wenn und Aber zu halten haben".

Dass bei der Landesgartenschau nicht die angepeilten 7000 Dauerkarten sondern 20 000 verkauft wurden, war für Großmann "einfach sensationell". Von vornherein hätte für ihn festgestanden, die Blumenschau mit einem Kulturprogramm zu koppeln, das "einen Impuls für die Zeit danach auslöst". Die Rechnung sei aufgegangen. Als Beispiel führte er die Strandbar mitten in der Stadt an. Jetzt will er auf dem eingeschlagenen Weg fortfahren. Für 2014 plant die gut 21 000 Einwohner zählende Stadt einen "Sommerzauber" mit Musik, Kabarett und Theateraufführungen – auch auf der Burg Hohennagold.

Hat der 51-Jährige noch Wünsche? "Ich möchte, dass Nagold am Wochenende zum Erlebnis-Kaufhaus wird, durch den S-Bahn-Anschluss viele Tagesgäste aus dem Großraum Stuttgart zu uns kommen, der Nagoldfluss weiter an Attraktivität gewinnt und die Landestextilschule den Status einer Fachhochschule erhält."