Der Flötist Christoph Kieser musizierte mit dem Gitarristen Chaehong Lim. Fotos: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Konzertreihe: Zur Musik gesellt sich der feine Humor

Nagold. Bühne frei für "Musik trifft Humor" hieß es im Kubus. Trotz verschiedener zeitgleich stattfindender Kulturveranstaltungen in der Stadt, bevorzugten sehr viele Konzertgänger den Besuch im Kammermusiksaal. Zu Beginn der Saison 2018/19 nahm Stadtmusikdirektor Florian Hummel die leichtere Kost ins Programm der Nagolder Konzertreihe auf und am Premierenabend überflügelte der Publikumszuspruch partout alle Erwartungen.

Auf der Bühne traten heimische Musik- und Humorkünstler auf. Der Flötist Christoph Kieser musizierte mit Chaehong Lim (Gitarre), Andreas Schäfer agierte in szenischen Dialogen mit Rafael Hummel. Sicherlich trug der Bekanntheitsgrad der Darsteller zu ihrem unbestrittenen Erfolg bei – die Instrumentalisten sind gefragte Profimusiker und Pädagogen an der Nagolder Musikschule, Schäfer und Hummel sind bereits als Mitgestalter des Musikalischen Märchen bekannt, nun betrachteten sie ihre Umwelt aus dem ironisch schielenden Blickwinkel der Texter und Comedians.

Hypnotische Wirkung meditativer Klänge wird mehrmals unterbrochen

Die ersten Humor-Anzeichen mischten sich an diesem Abend unter meditative Klänge der indischen Musik von Ravi Shankar. Ihre fast hypnotische Wirkung unterbrach Hummel mehrmals, indem er die verbleibende Musikzeit elegant aber schweigend dem Publikum ab und an mitteilte. Das auf dem Boden sitzende Duo musizierte mit stoischer Ruhe und im faszinierenden Einklang weiter, obwohl viele Zuhörer beim Anblick der nächsten Zeitankündigung ein leises Prusten nicht unterdrücken konnten.

Es war aber erst der Anfang. Im weiteren Verlauf schlüpften die Schauspieler in verschiedene Rollen und balancierten zwischen leichter Klassik von Astor Piazolla, Alan Thomas sowie Erik Satie und der geschmackvollen, selbst erzeugten Komik. Da stieß ein Professor und zugleich ein hoher EU-Beamter wegen des Zauberwortes "Brandschutzverordnung" mit dem schwäbisch schwätzenden Hausmeister zusammen, zwei ungleiche Schachspieler stritten um Echtheit und Irrationalität der Spielregeln, ein Rechtsanwalt-Klient wollte seinen Widersacher unbedingt hinter Gittern sehen, sportlich geprägte Kommentare ließen eine TV-Konzertsendung zur Fußballspielübertragung mutieren.

Niveauvolle Kunst des Amüsierens braucht wenig Requisiten

Die selbst geschriebene Sketche enthüllten mehrere lebensnahe Absurditäten und nahmen auf eine komische und doch sublime Art das menschliche Gehabe und Selbstgefälligkeit aufs Korn. Diese niveauvolle Kunst des Amüsierens mit Wort- und Situationskomik, Anspielungen und Andeutungen, Körpersprache und Mimik brauchte wenige Requisiten, um ihre Wirkung zu entfalten. Auf besonders gelungene Sprüche oder Pointen reagierten die Zuhörer mit Lachsalven, in neugieriger Stille hingegen vernahmen sie die Musikbeiträge.

Die Musik als Gegenpol des Gesprochenen integrierte sich mühelos in das Bühnengeschehen. Obwohl thematisch mit Dialogen auf keine Weise verbunden, bildeten die instrumentalen Stücke stimmungsvolle Zäsuren und zugleich eine Brücke zwischen Komik und Ernst. In punkto Leichtigkeit, Charme und Spieleleganz standen Kieser und Chaehong den Showmen im Nichts nach, obendrauf verblüfften sie mit ihrer funkelnden Virtuosität und suggestiver Aussagekraft der hoch musikalischen Interpretationen. Eine bewundernswerte Superleistung.

Nach dem ohrenbetäubenden Schlussapplaus setzten sich Hummel mit Bratsche und Schäfer mit dem Fagott zu den Musikprofis und versuchten sich im Rahmen einer Zugabe im Quartettspiel. Weil sie jedoch keinen Anschluss fanden, mimten die Spaßvögel das Spiel verzweifelt und stumm nach. Ein Ton gelang schließlich doch. Aus Versehen.