Das Kindergartengebäude auf dem Lemberg, mit den Gruppen von evangelischer Kirche und Nagolder Außenstelle des kreiseigenen Schulkindergartens, befindet sich in einem baulich schlechten Zustand.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Betreuung: Außenstelle des Schulkindergartens Sommenhardt soll mit der Kita auf dem Lemberg neu gebaut werden

Es geht voran – zumindest erst einmal mit der Planung der Außenstelle des Schulkindergartens Krokuswiesen (Hauptsitz in Sommenhardt) in Nagold. Der Bildungs- und Sozialausschuss (BSA) des Calwer Kreistags gab jetzt grünes Licht für eine erste Planungsrate.

Nagold/Kreis Calw. Per einstimmigem Beschluss wurde die Kreisverwaltung ermächtigt, erst einmal die mit einem Anteil von einem Drittel auf den Landkreis entfallenden Planungskosten zu übernehmen. Die Nagolder Außenstelle des kreiseigenen Schulkindergartens ist derzeit in einem Nebengebäude des zweigruppigen Regelkindergartens der evangelischen Kirche im Finkenweg 9 auf dem Lemberg untergebracht. Der Landkreis hat diese Räumlichkeiten bisher zu einer Monatsmiete von 468 Euro angemietet.

Das Kindergartengebäude auf dem Lemberg stammt jedoch aus den 1960er-Jahren und befindet sich aktuell in einem "baulich sehr schlechten Zustand", so der Wortlaut der Sitzungsunterlagen im BSA. Schon länger ist bekannt, dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnen würde. Stattdessen plant die evangelische Kirche Nagold – bereits seit mehr als drei Jahren – mit Zustimmung des evangelischen Oberkirchenrats den Neubau einer insgesamt dreigruppigen Einrichtung – an anderer Stelle auf dem Lemberg, aber im gleichen Quartier unweit der bisherigen Einrichtung im Finkenweg. Bereits 2017 hatte auch der Calwer Kreistag beschlossen, seine Außenstelle des Schulkindergartens in Nagold "im Rahmen eines kooperativen Konzeptes" ebenfalls wieder in die neu zu bauenden Räumlichkeiten der evangelischen Kirche einzubetten.

Allerdings: Die Verhandlungen zwischen der Kirchengemeinde Nagold und dem Landkreis Calw seien seitdem "aus unterschiedlichen Gründen" ins Stocken geraten. Zum einen seien zwischenzeitlich verschiedene Grundkonzepte für die Kita Lemberg überprüft worden, zum anderen habe die Fusion der Kirchenbezirke Calw und Nagold die Gespräche verzögert. Zuletzt habe aber – noch zu seiner Amtszeit als Dekan – Ralf Albrecht in seiner seinerzeitigen Doppelfunktion als Geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Nagold und als Vorsitzender des Diakonieverbands, dem die Leitung der Kindertagesstätte Lemberg obliegt, dem Landkreis berichtet, dass der Oberkirchenrat mittlerweile grünes Licht für den Nagolder Neubau erteilt habe. Die Kirchengemeinde wollte daraufhin schnellstmöglich den Planungsauftrag an einen Architekten vergeben und hat deshalb den Landkreis angefragt, ob der sich mit einem Drittel an den anfallenden Planungskosten beteiligt.

Es ist angedacht, dass mit dem Neubau der Kita Lemberg und des Schulkindergarten zwischen beiden Einrichtungen "ein integratives Konzept" verfolgt werden kann, indem die dann insgesamt drei Kindergartengruppen zwar in getrennten Gruppen untergebracht werden, sie aber gemeinsam den Mehrzweck- und Gymnastikraum, die Küche, den Personalraum und das Außengelände nutzen könnten. In der jetzigen Konstellation ist dies nicht möglich, da der Schulkindergarten in Nagold aufgrund der baulichen Situation ein eher "isoliertes Dasein" führt. Im Rahmen des sonderpädagogischen Konzepts des Schulkindergarten wäre es zudem zukünftig denkbar, zu bestimmten Tageszeiten oder Anlässen die Gruppen untereinander zu mischen, um eine gemeinsame Bildung und Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung zu ermöglichen und dadurch die Kooperation zu intensivieren. Hierzu hätte in den zurückliegenden Jahren bereits auch ein reger Austausch zwischen den Erzieherinnen und Fachlehrerinnen aus beiden Einrichtungen stattgefunden.

Auch wenn derzeit kreisweit etwa 80 bis 90 gehandicapte Kinder im Rahmen der Inklusion in Regelkindergärten untergebracht seien, gebe es auch weiterhin Kinder mit schweren geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, die eine Inklusion im Regelkindergarten ausschließen, so der Wortlaut der Tagungsunterlage zum Thema weiter.

Die prognostische Entwicklung der Anzahl der Kinder in der Außenstelle Nagold weise diesbezüglich "eine hohe Kontinuität" auf. Abgesehen davon, dass es im Stammhaus in Sommenhardt keinen Platz für eine weitere Gruppe gebe, wäre für diese Kinder aus dem südlichen Landkreis auch die lange Fahrt nach Sommenhardt eine unzumutbare zusätzliche Belastung und mit hohen Schülerbeförderungskosten verbunden.

Kreis strebt Teileigentum am neuen Gebäude an

Für den Neubau in Nagold gemeinsam mit der Evangelischen Kirche strebt der Kreis ein Teileigentum am neuen Gebäude an. Eine Mietlösung würde bedingen, dass der Landkreis keine Fördermittel nach den Schulbauförderrichtlinien erhalten würde. Außerdem müsste der Landkreis einen langfristigen Mietvertrag eingehen, und der Mietzins würde angesichts des mittlerweile erreichten Mietniveaus in Nagold auf mindestens elf Euro pro Quadratmeter – also monatlich rund 1600 Euro – steigen. Auch deshalb gab der BSA jetzt seine Zustimmung, die Planungskosten anteilig zu übernehmen. Das von der evangelischen Kirche beauftragte Architekturbüro habe die Planungskosten mit insgesamt 57 700 Euro netto taxiert. Ein Drittel davon würde für den Landkreis Calw eine Planungsrate von 22 800 Euro brutto (alter Mehrwertsteuersatz) bedeuten. Diese außerplanmäßigen Ausgaben sollen jetzt zu Lasten des im Kreishaushalt veranschlagten Ansatzes für eine neue Zaunanlage an der Karl-Georg-Haldenwang-Schule verrechnet werden, der wiederum auf das Haushaltsjahr 2021 verschoben wird.

(ahk). Der Schulkindergarten mit dem Förderschwerpunkt geistige und motorische Entwicklung ist eine eigenständige, vorschulische, sonderpädagogische Ganztageseinrichtung, deren Einzugsgebiet – bis auf die Region Dobel/Bad Herrenalb – den gesamten Landkreis Calw umfasst. Der Kindergarten besteht aus einem großen Stammhaus in Sommenhardt (Ortsteil von Bad Teinach-Zavelstein) und einer kleineren Außenstelle in Nagold. Die Einrichtung ist ein Angebot des Landes Baden-Württemberg und des Landkreises Calw (als Träger) zur sonderpädagogischen Förderung/Bildung, Betreuung und Erziehung von behinderten und von Behinderung bedrohten Kindern im Vorschulalter nach Paragraf 20 des Schulgesetzes in Form einer selbständigen, vorschulischen und familienergänzenden Ganztageseinrichtung. Im Haus in Sommenhardt gibt es insgesamt vier Kindergruppen, in der Nagolder Außenstelle insgesamt eine Gruppe mit jeweils fünf bis sechs Betreuungsplätzen, wobei die Platzanzahl auch abhängig ist von Art und Schweregrad der Behinderung der die Gruppe besuchenden Kinder. Dabei besuchen bisher körperbehinderte Kinder vorzugsweise den Stammkindergarten, können jedoch – sofern die Erziehungsberechtigten dies, im Bewusstsein einer dortigen fehlenden krankengymnastischen Übungsbehandlung, wünschen – im Einzelfall auch an der Außenstelle Nagold Aufnahme finden.