Die 18-jährige Nagolderin ist die beste Reining-Reiterin der Junioren. Foto: Privat

Reiterverband FEI führt die 18-jährige Nagolderin als beste Reining-Reiterin der Junioren.

Nagold - Sie ist die Nummer Eins der Weltrangliste – und zwar nicht irgendeiner: Kim(-Leonie) Kiechle aus Nagold führt derzeit die internationale Junioren-Bestenliste des Weltreiterverbandes FEI an für das so genannte "Reining", das oft auch als die Dressur im Western-Reitstil bezeichnet wird.

Anfang Dezember wurden die Weltranglisten des FEI veröffentlicht, in die die Turnier-Ergebnisse der letztjährigen Weltmeisterschaft im Reining und der dafür notwendigen Qualifizierungs-Wettkämpfe einflossen. Bei den Junioren-Reitern (Alter: 14 bis 18 Jahre) hatte übers Jahr die Noch-18-Jährige Kim Kiechle aus Nagold die kontinuierlichste Leistung gezeigt.

Und sie setzte sich mit einem Gesamt-Punktestand von 41 gegen die internationale Konkurrenz durch. Zum Vergleich: Anfang Januar feiert Kim ihren 19. Geburtstag, dann wird sie in die Altersklasse der "Jungen Reiter" aufsteigen; die Erstplatzierte dort erreichte im abgelaufenen Jahr ganze 35 Zähler aus allen gewerteten Turnieren. Wobei übrigens für alle Altersklassen – wie beim FEI üblich – gilt, dass Männer und Frauen zusammen in einer Weltrangliste geführt werden.

Möglich wurde dieser außergewöhnliche Erfolg für Kim Kiechle natürlich vor allem auch Dank ihres Pferdes, das den klangvollen Namen "Smoke of Guntini" trägt – und schon vom Namen her Kenner der Westernreit-Szene aufhorchen lässt. Denn, was man wissen muss: "Smoke of Guntini", ein prächtiges Paint Horse, ist Nachfahre von "Guntini", der wiederum Sohn der Westernreit- und Reining-Legende "Gunner" ist – womit Kim Kiechles Pferd zur weltweit erfolgreichsten Zuchtlinie überhaupt im Reining-Turniersport gehört. Nachfahren von "Gunner", einem so genannten "Hall Of Fame-Hengst", haben weltweit Turnier-Preisgelder von bereits über acht Millionen Dollar errungen; auch dafür gibt es eine Weltrangliste.

"Wenn man ihn fair behandelt, gibt er in einem Wettkampf einfach alles"

Seit Anfang 2017 reitet Kim Kiechle "Smoke of Guntini", ein "Pferd mit sehr viel Talent" zum Westernreiten, wie die stolze Besitzerin erklärt. Allerdings: "Solche Pferde mit so viel Talent sind auch die schwierigsten Pferde." Weshalb Kim "Smoke of Guntini" schon als "ein bisschen stur" bezeichnet. "Er ist sehr eigen", zum Beispiel wenn die Fahrt zu einem Turnier dem edlen Ross zu lange dauert. "Dann ist er immer ein wenig angekäst." Trotzdem hätten sie beide – Ross und Reiterin – gut zueinander gefunden; wie ja auch die Weltranglisten-Platzierung jetzt beweist. Denn "wenn man ihn fair behandelt, gibt er in einem Wettkampf einfach alles."

Zum Beispiel bei der FEI Weltmeisterschaft im Reining im August vergangenen Jahres in der Schweiz – und zwar nicht irgendwo, sondern auf der "CS-Ranch", der privaten Reitanlage der Familie von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher in der Nähe von Genf.

Schumacher-Tochter Gina-Maria Schumacher ist selbst begeisterte Westernreiterin. Die 20-Jährige, die wie Kim Kiechle für Deutschland startet, wurde beim Reining-Turnier auf ihrer Hausanlage Weltmeisterin bei den "Jungen Reitern" sowohl im Einzel als auch mit dem Team.

Auch für die Nagolderin Kim Kiechle war diese Weltmeisterschaft "das absolute Highlight" des Jahres, auch wenn es bei ihr weder im Team noch im Einzel fürs Treppchen gereicht hatte. Aber ihre Ritte, gerade in der Team-Wertung, waren sehr gut, ihr Pferd "Smoke of Guntini" in absoluter Bestform. "Wir waren extra bereits zum Training etwas früher angereist", damit sich "Smoke of Guntini" von der langen Fahrt im Pferdeanhänger gut erholen und vor Ort akklimatisieren konnte. Eine Strategie, die aufging. "Bei diesem Turnier war er einfach am besten", kann Kim den Stolz auf ihr Pferd nicht verbergen. Was letztlich zu Platz Eins auf der Reining-Weltrangliste führte.

Wobei, wie gesagt, in diese Wertung auch die tollen Ergebnisse vom Kim Kiechle und "Smoke of Guntini" bei den verschiedenen CRI-Qualifikations-Turnieren für die Weltmeisterschaft einflossen. Die insgesamt drei Turniere fanden immer unter den Augen des Reining-Bundestrainers statt, der bereits beim ersten dieser Turniere – das Osterturnier im bayerischen Kreuth – auf das Nagolder Gespann aufmerksam wurde. Dort hatte Kim mit ihrem damals noch neuen Pferd "auf Anhieb eine 211,5" geritten, Platz 2 in der Wertung. Da habe sie gemerkt, "da geht was". Weshalb der Bundestrainer ihr auch die weitere Teilnahme an der WM-Qualifikation nahelegte.

FEI-Weltmeisterschaft in den USA 2019 ist ohne Sponsor wohl nicht machbar

Es folgten weitere Qualifizierungs-Turniere im französischen Mooslargue und noch einmal in Kreuth – neben zahlreichen weiteren regionalen Turnieren, an denen Kim und ihr Pferd im abgelaufenen Jahr teilnahmen –, bevor dann klar war, dass Kim die Qualifikation zur WM in der Schweiz mit Bravour geschafft hatte. Dass sie anschließend laut Weltrangliste auch noch die beste Reining-Reiterin in ihrer Altersklasse weltweit sein würde, damit hatte Kim Kiechle allerdings nicht gerechnet. Die Nachricht kam nach Veröffentlichung der Weltrangliste für die junge Nagolderin völlig überraschend.

Wie es jetzt weitergeht? Die nächste FEI Weltmeisterschaft im Reining findet 2019 in den USA statt – womit eine Teilnahme für Kim Kiechle und "Smoke of Guntini" wohl zu aufwendig würde, fände sich nicht noch ein Sponsor, der die damit verbundenen gewaltigen Transportkosten übernehmen würde.

Aber an der Europameisterschaft, die in diesem Jahr stattfinden wird, werde sie wohl teilnehmen, so Kim Kiechle, schließlich gehört sie nach den Erfolgen des vergangenen Jahres zum nationalen FEI-Kader der Westernreiter.

Allerdings werde sie nun in der Altersklasse der "Jungen Reiter" starten müssen – "und da hängt der Brotkorb dann schon ein bisschen höher".