Bauherr Bernd Eder (rechts) mit Vorbesitzer Rainer Sindlinger (links) und Peter Elter. Foto: Fritsch/Immoveritas

Herrenberger Projektentwickler erfüllt sich im alten Aufbaugymnasium seinen Traum.

Nagold - Aufbaugymnasium war gestern, die Zukunft heißt "Anno 1880". Der 52-jährige Projektentwickler Bernd Eder aus Herrenberg erfüllt sich in Nagold auch privat einen Traum mit Nagolds mondänster Baustelle – ein 23-Millionen-Euro-Projekt.

Vier Jahre lang hat Rainer Sindlinger (63), ein gebürtiger Nagolder und Inhaber einer Immobilienfirma, den ehrwürdigen Bau an der Lange Straße zu vermarkten versucht. Als er Ende 2014 den riesigen Komplex, im Volksmund nur "ABG" genannt, vom Land erwarb, dachte er eigentlich, mit der hier seit Jahren etablierten Ausbildungsstätte des christlichen Jugenddorfes eine weitere Mietperspektive zu haben. Doch diese Pläne zerschlugen sich wie so viele andere.

Ein Umbau zu Wohnungen wurde verworfen – zu komplex und zu teuer hieß es damals. Pläne für ein Pflegeheim scheiterten an dem Neubau, der an der Rückseite notwendig geworden wäre. Die Initiative, in den 4500 Quadratmeter großen Räumlichkeiten des einstigen Lehrerseminars eine private Hochschule zu installieren, wurde jäh gestoppt durch den Herzinfarkt eines Professors, der als Motor dieser Idee galt. Auch diese Pläne verschwanden in Sindlingers Schublade.

Als auch die letzte Option als möglicher Standort für die Kriminalpolizei letztlich von der Politik verworfen wurde, entschied der 63-jährige Immobilienspezialist, sich von dem Bau wieder zu trennen. Er hatte gemeinsam mit seinen Partnern viel Zeit und Engagement in die Vermarktung des Areals investiert, aber was nun als Pläne wieder erwogen wurde, übertraf seine finanziellen Möglichkeiten: mit zweistelligem Millionenaufwand aus der einstigen Schule einen Wohnkomplex zu machen und dabei gleichzeitig auch noch die Anforderungen des Denkmalschutzes zu berücksichtigen.

Denkmalamt gab seinen Segen

Sindlinger nennt es einen "Glücksfall", dass er in Bernd Eder aus Herrenberg und Lutz Lange aus Ulm zwei Käufer fand, die mit ihrer Firma als Bauherr für das 23-Millionenprojekt fungieren, das die einstigen 4,40 Meter hohen Klassenräume samt riesigem Ballsaal und Speiseraum in 60 seniorenfreundliche Wohnungen verwandeln soll.

Monatelang wurde an den Grundrissen getüftelt, die den Einbau von drei Aufzügen, Gauben und Loggen auf dem Dach und Balkone auf der Sonnenseite vorsehen. Das Denkmalamt bescheinigte den Bauherren, sehr schonend mit der Altsubstanz umzugehen. Bernd Eder, dessen Herrenberger Firma Immoveritas den Vertrieb der Wohnungen übernimmt, hat ein ganz persönliches Interesse an diesem Projekt. Er ist schon seit 25 Jahren im Geschäft und hat bereits eine alte Burg in Köln oder eine ganze Straßensiedlung in Wendlingen in ihrem historischen Charakter neu auferstehen lassen. Aber dieses Nagolder Projekt, das in Anspielung auf das einstige Einweihungsjahr "Anno 1880" getauft wurde, liegt ihm besonders am Herzen. Er war von Anfang an von Nagold so angetan, dass er in eine der 60 Wohnungen selbst einziehen will. Wie übrigens auch seine Eltern, die vom Nagold-Virus befallen aus dem Allgäu hierherziehen.

Wenn Eder, wie bereits geschehen, Kaufinteressenten durch das Gebäude mit seiner schlossähnlichen Treppenanlage führt, dann brennt er förmlich, inspiriert von der Geschichte dieses Hauses. Mit genauso viel Herzblut ist Peter Elter dabei, in Nagold bekannt als einer der Väter des Anker-Beachs. Für Eder ist Elter der Kontaktmann für den Vertrieb vor Ort. Die Stadt hat laut Bauherr den Umbauplänen bereits ihren Segen erteilt.

Ein Drittel ist schon reserviert

In anderthalb Jahren sollen nicht nur die 60 Wohnungen mit komplett neuer Technik fertig sein, sondern auch die Tiefgarage, über die man barrierefrei ins Gebäude gelangen wird. Aus dem Park, ebenfalls unter Denkmalschutz stehend, soll eine grüne Oase entstehen. Der Preis pro Quadratmeter soll, je nach Wohneinheit – manche mit Sauna ausgestattet, weitere fünf behindertengerecht – zwischen 3800 und 4900 Euro betragen. Eder und Elter sind zuversichtlich, binnen vier Wochen alle Wohnungen an den Mann gebracht zu haben. Ein "Testballon" verlief vielversprechend: Ein Drittel sei von ernsthaften Interessenten bereits reserviert worden.

Kleines Bonbon für die solvente Kundschaft: Weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht, profitiert der Käufer von einer höheren steuerlichen Abschreibung.

Endgültig mit der aufwendigen Sanierung starten wollen die Bauherren, wenn 90 Prozent der Wohnungen verkauft sind. Geplante Fertigstellung: Ende 2020.