Fleißige Helfer servieren am Sonntag das Essen in der Vesperkirche. Fotos: Fritsch (3) Foto: Schwarzwälder Bote

Vesperkirche: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen feiert mit Gottesdienst Eröffnung / 400 Gäste

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen eröffnete mit einem feierlichen Gottesdienst in der Nagolder Stadtkirche die siebte Vesperkirche. Zum Auftakt haben mehr als 400 Menschen teilgenommen.

Nagold. "Das ist keine Kneipe, sondern ein Gotteshaus", sagt Dekan Ralf Albrecht in seiner Predigt über die Verse 17 bis 22 des zweiten Kapitels aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser. Womöglich der wichtigste Satz im Gottesdienst zur Eröffnung der siebten Nagolder Vesperkirche am Sonntag. Er zeigt, dass Essen gleichbedeutend ist mit Gemeinschaft. Ein schlichtes Essen zur Abendzeit, daher das Wort "Vesper", ist unter dem Begriff "Das letzte Abendmahl" konstituierend für die Christenheit.

Denn: Die Tischgemeinschaft überbrückt das Fremdsein. "Unser ganzes Leben ist die Sehnsucht, nicht mehr fremd zu sein", so Dekan Albrecht. "Wenn wir die Vesperkirche öffnen, ist das Statement und Gegenspruch zu aller Fremdheit". Aus "Fremdlingen", so heißt es in der Bibelstelle, werden Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Und es herrscht Friede. Was gebe es Schöneres wenn jemand wie Jesus an den Tisch tritt und sagt: "Friede sei mit Euch."

Trotz festlich gedeckter Tische verflüchtigte sich jeder Gedanke an eine Kneipe spätestens als die Orgel erklang. Und nicht nur die Orgel, gespielt von Kirchenmusikdirektorin Eva-Magdalena Ammer, auch der Gospelchor Ebhausen unter Leitung von Peter Eisele sorgte für einen sehr feierlichen, von Musik und Gesang geprägten Gottesdienst. Am Klavier war Rainer Feuerbach, der auch ein kurzes Solo gab, ein weiteres Solo kam von Helene Rinderknecht. Chor und Festgemeinde gemeinsam sangen sangen unter anderem "Du meine Seele, singe" von Paul Gerhardt und "Damit aus Fremden Freunde werden" von Rolf Schweizer. Denn ebenso wie das Essen, stiftet ja auch das Singen Gemeinschaft.

Gleich nach dem Gottesdienst haben die Vorbereitungen für das Mittagessen begonnen. Rund 50 Helfer bereiten die Tische vor und bringen das Essen: Zum Auftakt gibt es Kalbsrahmragout sowie vegetarische Ravioli. Mit rund 400 Gästen rechnet Kirchenmusikdirektor Peter Ammer, der zum Organisationsteam gehört. Das Essen kostet einen Euro einschließlich Getränken. Die, die es sich leisten können, geben mehr, die es sich nicht leisten können, auch das gibt es, geben weniger. Wichtig sei, dass viele kommen, und dass gelebte ökumenische Gemeinschaft entsteht, generationen- und milieuübergreifend, eben "gemeinsam an einem Tisch", das Motto der Vesperkirche.

Die Vesperkirche sei ein Segen für die Stadt und die Region, sagte Oberbürgermeister Jürgen Großmann, der die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hat. Hier wie sonst nirgends gelinge es, Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen und Nationen zusammen zu bringen.

Immerhin hat das Projekt Vesperkirche schon drei große christliche Gemeinschaften zusammengebracht. Im Gottesdienst haben Marlis Katz als Vertreterin der Evangelisch-Methodistischen Kirche, Veronika Rais-Wehrstein von der Katholischen Kirchengemeinde und Bernd Schmelzle, Diakon bei der Evangelischen Kirchengemeinde, gemeinsam die Fürbitten vorgetragen. Sie baten um Gemeinschaft, Vertrauen, Mut und Achtsamkeit. Was man eben für ein Projekt wie die Vesperkirche braucht.