Von beeindruckender Qualität: Das OHG-Vokalensemble lieferte in der Stadtkirche Nagold ein stimmungsvolles Konzert ab. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: In der Nagolder Stadtkirche singt der Oberstufenchor des Otto-Hahn-Gymnasiums eines seiner schönsten Konzerte

Der jüngste Auftritt des Nagolder OHG-Vokalensembles gehörte zu den schönsten und stimmungsvollsten Konzerten dieses Chores.

Nagold. Diesmal beeindruckte die Jugend der Oberstufen-Klassen des Otto-Hahn-Gymnasiums das Publikum so sehr mit ihrem Gesang, dass zum Konzertschluss sowohl Mitschüler als auch die Lehrer und Eltern frenetisch im Stehen applaudierten und den Auszug des Chores aus der Stadtkirche zu einem umjubelten Siegeszug werden ließen.

In dem schon im Freien gesungenen Refrain der letzten Zugabe hallte allerdings ein wenig Wehmut, da sich 21 Abiturienten kurz zuvor von ihren Chorkollegen und dem Ensembleleiter Matthias Flury offiziell verabschiedet hatten.

Knappe neun Jahre alt ist das Vokalensemble. Trotz jährlichen Abitur-Abgängen errang das a-Capella-Ensemble bereits einen vorzüglichen Ruf in der in- und ausländischen Jugendchor-Liga und seine Tourneen führten in mehrere europäische Länder. Eine besondere Auszeichnung wurde ihm zuteil, als die Gächinger Kantorei und Internationale Bachakademie Stuttgart eine zweijährige Patenschaft für das Nagolder Ensemble übernahm. Die Zusammenarbeit mit renommierten Mentoren fand ihren Höhepunkt in zwei Konzerten in der Stuttgarter Liederhalle.

Vor einigen Tagen kehrten die Choristen von einer einwöchigen Konzertreise nach Norddeutschland zurück, und ihre Highlights aus dem Gastspiel-Programm präsentierten sie nun auf der heimischen Kirchenbühne.

Gut in Form und stimmlich bestens vorbereitet, sangen sie auswendig und mit hoher Konzentration mehrere geistige Lieder – von dem spätmittelalterlichen Hymnus "Alta trinita beata" und dem romantischen "Jauchzet dem Herrn alle Welt" (Felix Mendelssohn-Bartholdy) bis zum meisterlichen "Immortal Bach" von Knut Nysted sowie Spirituals "Elijah Rock" und "Didn´t my Lord deliver Daniel" sowie den Gospel "Amazing grace".

Bereits beim Einzug, vorbei an dicht besetzten Rängen schreitend, gab der Chor die erste Kostprobe seiner Gesangsqualität. Im Konzertverlauf variierte die räumliche Stimmgruppen-Aufstellung und diese beeinflusste stark die Wahrnehmung der Musik. Mal kamen die Töne vom Altarraum her, kompakt und ausdrucksstark, mal flossen sie aus Nebenschiffen und umhüllten die Zuhörer mit sauberen Akkorden, die sich aus den mehrstimmigen Clusters herausschälten ("Immortal Bach").

Sicheres Auftreten, kultiviertes Erscheinungsbild und freudige Offenheit

Der räumlichen Klanggestaltung misst Flury gleich viel Bedeutung wie den technischen Details und emotionaler Musikauffassung bei. Sowohl die modulierende Harmonie und dynamische Schattierungen des "Ave Maria" von Anton Bruckner als auch dezente Schleifer im swingenden "The Lords Prayer" gelangen dem Chor vorzüglich, wobei sich die Gesangstransparenz aller Stimmgruppen ins geschlossene Klangbild lobenswert gut integrierte.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen sicheres Auftreten, kultiviertes Erscheinungsbild und freudige Offenheit des Ensembles gegenüber der Musik und dem Auditorium.

Den instrumentalen Konzertbeitrag leistete Felix Breitling mit der Toccata aus der "Suite gothique" von Léon Boëllmann, und der junge Organist beeindruckte durch Klarheit der Stimmenführung, farbige Registrierung und eine üppige Skala der Dynamik.

Alle musikalischen Vorzüge des Konzerts bewahrten jedoch nicht vor einem Wermutstropfen. Die langjährige Begleiterin der Konzertreisen Heike Bertsch-Nödinger, demnächst Schulleiterin am Schickhardt-Gymnasium in Herrenberg scheidet leider aus dem Team von Flury aus. Mit Blumen in der Hand bedankte sich die treue Organisatorin für die gemeinsamen neun Jahre. Angetan schien auch der OHG-Schulleiter Walter Kinkelin, der in wenigen Worten die Verdienste des gesamten Vokalensembles würdigte.