Kultur: Joscho Stephan tritt mit seiner Band in der Alten Seminarturnhalle auf / Musiker zeigen beeindruckende Fingerfertigkeit

Er gilt als einer der Großen des Gypsy-Jazz in Deutschland: Der Gitarrist Joscho Stephan gastierte mit drei weiteren Bandmitgliedern in der Alten Seminarturnhalle. Mit ihrer Virtuosität konnten die Musiker das Publikum faszinieren.

Nagold. "Hey Joe" war eines der Stücke, die Joscho Stephan am Samstagabend auf die Bühne der Alten Seminarturnhalle gebracht hat. Das Lied ist einer der bekanntesten Werke des US-Rockgitarristen Jimi Hendrix. Gut, Stephan hat zum Spielen nicht seine Zähne benutzt wie einst der legendäre Rockgitarrist auf seiner E-Gitarre. Aber das hat er auch gar nicht nötig. Stattdessen hat er dieses grandiose Stück auf seiner akustischen Gitarre gespielt und konnte so die Zuschauer begeistern.

Zuschauer bekommen Quartett statt Trio

Joscho Stephan ist Jazz-Gitarrist und gilt als einer der Virtuosen des modernen Gypsy-Swing. Mit auf der Bühne: Sein Vater Günter Stephan an der Rhythmus-Gitarre, Sebastian Reimann an der Geige und Volker Kamp am Kontrabass. Seit Jahren spielen sie erfolgreich in dieser Besetzung. Im Programm angekündigt war eigentlich das Transatlantic Guitar Trio, das sich aus Joscho Stephan, Richard Smith und Rory Hoffman zusammensetzt. Doch Corona machte dem Trio einen Strich durch die Rechnung. Die amerikanischen Kollegen konnten nicht anreisen. Quartett statt Trio also. Die vier Musiker lieferten aber keinen Grund zum Klagen.

Breiten Raum gab es für Soli. Die von Joscho Stephan sind akustisch und selbst optisch absolut fesselnd und faszinierend. Wer mit Mühe und Not die komplexen C-Dur- oder h-Moll-Septakkorde zustande bringt, sieht mit aufgerissenen Augen zu, wie die Finger des Virtuosen mit größter Präzision auf dem gesamten Griffbrett seines Instruments auf und ab sausen.

Ähnliches gilt mit Blick auf den Kontrabass und Volker Kamp. "Ein Bass-Solo – so etwas haben Sie noch nie gehört", rief Stephan dem Publikum zu. In der Tat. Sebastian Reimann brillierte ebenfalls mit seinen Soli. Nur die Rhythmus-Gitarre bekam kein Solo, aber das sei der Vater gewohnt. Beifall gab es dennoch.

Ein besonderes Faible haben die Musiker für Django Reinhardt. Das Joscho Stephan Quartett spielte mehrere Stücke des französischen Gitarristen und Komponisten, der eine frühe Form des europäischen Jazz begründete, die selbst in den USA anerkannt ist, erzählte Günter Stephan. Dazu passte die Bistro-Atmosphäre in der Alten Seminarturnhalle, um die Musik zu genießen. Solange es, im Hinblick auf die Entwicklung der Corona-Lage, noch möglich ist.