Erfolgsgarant: Klaus Birks Rückblicks-Comedy füllt die Alte Seminarturnhalle. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Klaus Birk war wieder zum alljährlichen Nagolder Doppel in seiner Alten Seminarturnhalle zu Gast

Heimspiel. Hier ist Klaus Birk zuhaus. Die Beiläufigkeit zeigt es, mit der er die Bühne der Nagolder Seminarturnhalle betritt, die bis auf den letzten Platz besetzt ist. Da kann sogar der VfB-Schal am Kleiderständer parken.

Nagold. Der Verein, der VfB. Gerade Running Gags soll kein Komödiant totreiten. Sie könnten ihm ja noch mal helfen, Nagold ist weit genug vom Neckarstadion entfernt, als dass Klaus Birk darauf angewiesen wäre. Seine Liebe zu den Kickern und den Schranzen des VfB ist vielleicht auch ein wenig erkaltet mit dem Gezerfe seit dem Abstieg. Wie ja auch die Liebe zur Stadt seit Stuttgart 21. Da plaudert er sich leise rein in seine Seelenqualen als Fan.

"Für mich sind alle Badener gleich!"

Aber nicht, dass nur der Schwabe litte! Beim badischen Karlsruher SC oder bei den neureichen Hoffenheimern ist ja auch genug Elend und Sorge, durchgeknallte Hardcore-Fans inklusive. Das kriegt ein Birk auf der Tribüne mit und besänftigt: "Für mich sind alle Badener gleich!"

An seinem Stammtisch, der auch ins Politische, zu Brexit und die große weite Welt wabert, klappt die alte Arbeitsteilung aber nicht mehr: "Keiner macht mehr Hongkong", klagt er. Dafür lässt sich als ruhebedürftiger, reicher und ältlicher Stuttgarter Altstadtbewohner gut über die Demo-Dichte in der bundesweiten Spitze schimpfen, nicht nur wegen der schwänzenden Schüler bei "Fridays for Future". Die Devise heißt bei ihm jetzt: "Ruhe findet innen statt."

Die Irrwitzigkeiten des Naturschutzes sind dem wohnhaften Tübinger und Herzens-Stuttgarter natürlich auch allen Spottes wert: bedrohte Eidechsen am Killesberg; Kröten, die an teuren Tunneln von Wildschweinen abgespeist werden, oder die Fledermäuse, die bei der Hessebahn nach Calw einen Tunnel im Tunnel bekommen sollen. Der Juchtenkäfer sei dank beharrlich langsamer Stuttgarter Beamter ja auch erfolgreich anderswohin gerettet.

In Hamburg – soviel Spott muss sein – hätten die Beamten nicht gemerkt, dass ein im Hafen ankerndes Containerschiff in einer Nacht das gut Zweitausendfache an Feinstaub und Stickoxiden ausstoße wie alle Autos in einem Jahr zusammen (das wuchs sich von den Stammtisch-Zahlen her dann aus).

Nagold aber, versichert der Comedian, habe seine Zauneidechsen schon vor vielen Jahrzehnten nach Stuttgart umgesiedelt, wo man ihnen inzwischen seltsame Kegel als Habitat baue. Jetzt kämen mit dem Klimawandel neue Arten aus Italien nach. Und seltsame Fische aus dem Schwarzen Meer seien irgendwie nach Schwaben in den Neckar hinaufgeschwommen. Statt wegen der neuen Eidechsen in Nagold Parkhäuser bauen oder zu verhindern, könne man ja auch chinesische Rikscha-Modelle in Erwägung ziehen, schlug Birk vor – wo doch schon die lokale Polster-Ikone chinesisch geworden sei.

Seinen zweiten Teil leitete Klaus Birk mit vielen weiteren ganz intimen nagolderischen Lokalkenntnissen ein. Da ging es um den Fallschirm-Absprungplatz für das KSK ("Hopser"), das nichts mit der Sparkasse zu tun habe. Statt den widerspenstigen Haiterbachern sollten nun die Vollmaringer für den Hubschrauberlärm herhalten – wobei sich über die Rettungsflieger zum Nagolder Krankenhaus bisher niemand beschwere.

Als Kompensationsgeschäft sei ja die Bahnanbindung Nagolds an den Stuttgarter Flughafen im Gespräch, was aber den bestehenden Schnellbus zur S-Bahn zu einem Langsambus mache. Von Kumpel Hansy Vogts von Bibern umgenagtem Baum über den Stuttgarter Taubenkrieg schüttete Birk noch Kübel von Spott über durchgeknallten Natur- und Klimaschutz – und über seinen Tübinger Studentenkumpel aus, den Stuttgarter OB Fritz Kuhn.

Unfähigkeit zu loben

Dann ging er noch einmal mit feinen Beobachtungen zur alternden Beziehung und zu Weihnachten ins Private und ins ganz und gar Schwäbische: etwa die Unfähigkeit zu loben. Eine skurrile Nummer über den vor vielen Jahren gescheiterten Trump-Tower auf dem Stuttgarter Pragsattel zog aktuelle Bögen und rundete das Hauptprogramm ab. Vor seiner nachdenklich poetischen Zugabe hob Klaus Birk noch zu einem hohen Lob seiner Geburtsstadt an, auch der Semihalle und auch der Lokalzeitung.

Kurz bevor die Nagold-Eloge zu kitschig geworden wäre, leitete er unter Jubel über zu seiner speziellen biblischen Adam-Geschichte, einem Birk-Klassiker, und einem besinnlichen Extro über das "Land der Narren".