Um ihn dreht sich in diesem Jahr vieles: Gottlieb Heinrich Zeller starb heute vor 150 Jahren. Das Andenken an ihn wird in Nagold hochgehalten. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Heute vor 150 Jahren starb Gottlieb Heinrich Zeller / Er hinterlässt deutliche Spuren in Nagold

Von Heiko Hofmann

Nagold. Er war Sammler und Naturwissenschaftler. Sein Ruf als Apotheker war exzellent. Als Autor für die Jugend hatte er sich einen Namen gemacht. Er war ein überzeugter Christ, unterstützte die Missionsarbeit aus tiefster Überzeugung. Aber auch als weltlicher Bürger der Stadt engagierte er sich wie kaum ein zweiter. Am heutigen 12. Februar jährt sich der Todestag von Gottlieb Heinrich Zeller. Vor 150 Jahren starb Nagolds berühmter Sohn.

Zeller: Der Name ist in Nagold allgegenwärtig. Und viele Bürger dieser Stadt wissen noch immer sehr gut, wer dieser Zeller war, wofür er sich engagierte, was diesen Menschen dazu brachte, Nagolds "Wohltäter" zu werden. Nicht umsonst gibt es in Nagold noch eine Zellerstraße, gibt es den denkmalgeschützten Zeller-Mörike-Garten. Die Zellerschule war und ist schulische Heimat für viele Nagolder, und auch das evangelische Zellerstift erinnert weiter an den tiefgläubigen Pietisten.

"Ein hagerer Mann mit feinen Zügen..." – es ist Nagolds Pfarrer Gottlob Kemmler, der Zeller mit diesen Worten beschreibt. Im Frühjahr 1859 ist Kemmler, der später Dekan in Nagold sein wird, Heinrich Zeller zum ersten Mal begegnet. Zeller ist da schon 65 Jahre alt. Doch offensichtlich hat Zeller einen großen Eindruck hinterlassen. Denn Kemmler ist es auch, der nach Zellers Tod eine ausführliche Biografie über ihn schreibt. Eine Biografie, auf die sich auch heute noch nahezu alle Ausführungen zu Zellers Leben stützen.

Zum Teil ist die Biografie recht anschaulich. Zellers Arbeitszimmer wird da zum Beispiel beschrieben: Der Arbeitstisch, auf dem sich einige Schriftstücke befinden, polierte Steine dienen als Briefbeschwerer. Zeller sitzt in einem alten Lehnstuhl. Die Ausstattung mutet zum Teil skurril an: Mineralien, Korallen und Riesenmuscheln werden dort ebenso präsentiert wie fliegende Fische, Seesterne, Kokosnüsse und Straußeneier. Regale voller Bücher, an den Wänden hängen Porträts von Verwandten, ein Stahlstich zeigt Jerusalem.

Mit vier Jahren bekommt Zeller seinen ersten Privatunterricht

Es ist der 30. November 1794: Gottlieb Heinrich Zeller wird in Nagold geboren. Ein Leben lang hält er seiner Heimatstadt die Treue – Studier-, Wander- und Lehrjahre ausgenommen. Sein Vater war schon Apotheker, sein Großvater ebenso, ach ja und sogar der Urgroßvater. Es verwundert also kaum, dass auch Heinrich Zeller Apotheker wird. Es wird von einer behüteten Kindheit berichtet. Mehr oder weniger als Einzelkind wächst er auf – drei Brüder, eine Schwester hat er – alle sterben sie noch im Kleinkindalter.

Mit vier Jahren bekommt Heinrich Zeller seinen ersten Privatunterricht. Bis 1808 besucht er die Lateinschule in Nagold. Es folgen Lehr- und Wanderjahre sowie das Studium in Tübingen. 1822 übernimmt Zeller die heimische Apotheke in der Nagolder Marktstraße. 20 Jahre lang ist er als Apotheker in Nagold aktiv. Dann verkauft er das Geschäft. Finanziell ist er abgesichert. Aus gesundheitlichen Gründen muss Zeller kürzer treten. Die angeschlagene Gesundheit – ein Leben lang begleiten Zeller gesundheitliche Probleme, immer wieder muss er auf sich achten, zig Kuraufenthalte sind überliefert. In einem jener Kuraufenthalte lernt er auch seine Ehefrau kennen: Emilie Conradi. Erst 1851 heiratet Zeller – ein spätes privates Glück. Eigentlich hatte er ja nie vorgehabt zu heiraten. Doch die Ehe ist glücklich. Da haben sich zwei gefunden.

Neben Zellers Einsatz für den Glauben, die Mission und das kirchliche Leben, steht sein Name auch für bürgerschaftliches Engagement. Eine ganze Reihe von Errungenschaften und Vereinsgründungen initiiert oder unterstützt er. "Ich bin der älteste Jüngling des Nagolder Vereins", schreibt er als 69-Jähriger in einem Brief, in dem er von dem von ihm 1857 gegründeten Jünglingsverein berichtet – dem heutigen CVJM. Zeller ist 1848 Gründungsmitlied im Nagolder Gewerbeverein, gründet 1851 einen Krankenspeiseverein, einen Arbeitsverein zur Bekleidung notleidender Armer und den Verein für notleidende Honoratiorentöchter. 1855 ruft Zeller in der Zeitung zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr auf – und stiftet gleich einen Grundstock von 100 Gulden. Vom Obstbauverein bis zum Hilfsverein für entlassene Strafgefangene – Zeller ist vielseitig aktiv. Und auch als 1838 in Nagold eine Klein-Kinder-Bewahranstalt eröffnet, ist Zeller einer der Aktivposten. Nagolds erster Kindergarten, nichts anderes verbirgt sich hinter dieser Gründung.

Bis wenige Tage vor seinem Tod soll Zeller rastlos tätig gewesen sein. Als am 2. Februar 1864 in Nagold die Lichtmesskonferenz abgehalten wird, spricht auch Zeller zu den Gästen. Die Lichtmesskonferenz, eine von ihm gegründete Versammlung von Missionaren und ihren Unterstützern, gibt es noch heute. Unter anderem mahnt er in seinem letzten Tätigkeitsbericht, sich der Jugend anzunehmen und er wirbt nach den guten Erfahrungen in Nagold für die Gründung von weiteren Jünglingsvereinen.

Von Husten und Heiserkeit wird er in seinen letzten Tagen geplagt. Drei Tage vor seinem Tod verlässt er nicht mehr das Bett. Am 12. Februar 1864 stirbt Gottlieb Heinrich Zeller – im Kreis von Verwandten, Freunden und Glaubensbrüdern.