Bodo Bach schaut genauer hin, ist blitzgescheit und witzelt nicht nur auf anderer Leute Kosten. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Bodo Bach in der ausverkauften Nagolder Alten Seminarturnhalle / Schwärmen von der Schwarzwaldlandschaft

Der kann babbele. Bodo Bach hat seine Kunstfigur im Radio entwickelt. Am Samstag sorgte der hessische Comedian in der Alten Seminarturnhalle für ein volles Haus. Er überschüttete die Gastgeber mit Zuneigung. Und die Nagolder gaben sie voll zurück.

Nagold. Der Mann erzählt von sich und den Seinen. In einer Tour, ohne Punkt und Komma. Gerda heißt die Ehefrau, Rüdiger der missratene Sohn. Von einem Mario Barth, dem berlinernden Erfolgs-Proll, unterscheidet ihn aber mehr als nur der Zungenschlag. Bodo Bach schaut genauer hin, ist blitzgescheit und witzelt nicht nur auf anderer Leute Kosten, sondern mit ganz viel feiner Selbstironie. Ausgenommen Rüdiger. Auf den ausgewachsenen Spross wird, zum Finale hin, so drastisch eingedroschen und gekübelt ("Penner"), dass es ihn im wirklichen Leben eigentlich gar nicht geben kann.

"Thomas", der Sidekick und Running Gag in der ersten Reihe, konnte seine Rolle den ganzen Abend lang mit Fassung tragen. Denn Bodo Bach machte ihn nicht richtig nieder. Auch die Jungs ein paar Plätze daneben, nicht Twens, wie von ihm vermutet, sondern sogar noch waschechte Teenies, mussten sich nicht vorgeführt oder gar gedemütigt vorkommen. Der lasche Freund Lutz, liebenswert, aber verpeilt", wie Bach selber Frankfurter Fußballfan für die Eintracht, hat keinen Schrittzähler im Handy, sondern einen Bewegungsmelder zwischen Bundesliga und dem Bier im Eisschrank. Und seine Marianne – oder war es gar Gerda höchstselbst? – hat nicht nur das erste, sondern immer auch das letzte Wort auf dem Sofa im schönen Offenbach.

Bodo Bach, zum Beispiel als "Meister des Alltags" längst zum Sympathieträger alles Hessischen geworden, heißt eigentlich Robert Treutel, auch wenn’s keiner mehr glaubt. Sein Programm heißt "Pech gehabt". Und das Plakat zeigt ihn mit einer Bananenschale auf der Glatze. Bodo Bach kann Wortwitz wie "Viel zu sagen, nix zu melden". Er traut sich manchmal sogar solche Spätzünder-Pointen des klassischen Kabaretts, die nur die ganz Hellen ganz schnell erfassen. Und er leistet sich auch mal Kalauer, mit entschuldigender Ansage.

Er ist ausdrücklich kein Polit-Kabarettist. Aber ein bisschen Trump muss sein. Auch der Berliner Flughafen darf noch weiter brachliegen oder Stuttgart 21 immer teurer werden. Lieber Bier und Bratwurst – bei Bodo Bach bekommen natürlich auch Veganer ihr Fett weg, aber nicht wirklich böse. Alles Steak unter 300 Gramm ist bei ihm halt Carpaccio. Und was die übrigen Lifestyle-Moden angeht, hat er ein klares Urteil: Feng Shui ist, wenn’s den Möbeln schlecht geht." Das ist Alltag, aus dem Leben gegriffen, aber tatsächlich weit gescheiter als bei Mario Barth.

Für den Lokalbezug und für die improvisierten Teile im Programm machen sich die besseren Comedians kundig über Land und Leute. Bodo Bach besonders. Seine Verneigung vor Nagold und der Alten Seminarturnhalle hätte fast ein bisschen dick aufgetragen wirken können, wäre sie nicht so unzweifelhaft aus vollem hessischen Herzen gekommen ("Hammer! Danke!"). Aber ein Schleimer ist er nun nicht, bei allem Schwärmen von der Schwarzwaldlandschaft. Nach vier Bier gelte man in der Großstadt wie Frankfurt oder Offenbach als Alkoholiker, hier auf dem Land als Fahrer.

Im zweiten, stärker improvisierten Teil seines Programms, macht sich etwas überstark Bodo Bachs Alter bemerkbar. Er ist Jahrgang 1957. Seine Erinnerungen etwa an Wählscheiben-Telefone, an den vergessenen Mondlandungspiloten Michael Collins, an Bonanza oder Lassie waren da nicht nur zugespitzter Kontrast zur Gegenwart, sondern hatten etwas fast rührselig Nostalgisches.

Aber das darf natürlich noch sein bei einem, der so im Leben steht und so genau aufs Leben schaut. Der bekennende Flug-Ängstler machte sich in seiner Zugabe über die Sicherheitshinweise vor dem Start lustig, wo stets der Umgang mit Schwimmwesten erklärt wird. Das komme ihm immer vor, sagte Bach, wie wenn man auf der Titanic Fallschirme anpreise. Sein Publikum hatte den hessischen Babbeler, den Alltagsmeister, da schon längst ganz fest ins Herz geschlossen.