Wommy Wonder wird von Tobias Becker gefühlvoll am Klavier unterstützt - nicht nur musikalisch. Foto: Ließmann

Wommy Wonder feiert in der Seminarturnhalle mit jeder Menge "Sahneteilchen" ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum.

Nagold - Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Wommy Wonder, die zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt, scheint sogar zu jenen zu gehören, die den Frohsinn mit der Muttermilch aufgesogen haben. Ist er doch auch überlebenswichtig für sie, denn sie hatte es nicht leicht in ihrer Kindheit in Riedlingen. In diesem Ort, an den Ausläufern der schwäbischen Alb gelegen, gehört Schönheit nicht gerade zum Grundkonzept, plaudert die kesse Brünette aus dem Nähkästchen. "Dennoch war so etwas wie ich kein Wunschkind", verrät sie und setzt noch einen drauf: "Ich durfte nur zu Hause aufwachsen, weil ich zu fett war für die Babyklappe." Als sich ihr Heimatort jedoch an der Aktion "Unser Dorf soll schöner werden" beteiligte, musste das farbenfrohe Fräuleinwunder dem Ort weichen. "Ich glaub, ich war zu bunt für die, denn selbst denen ihr Regenbogen bestand aus lauter Graustufen."

"Mein Gott, hat es heute wieder Schicksale im Publikum"

Seither ist sie auf den Brettern, die die Welt bedeuten, unterwegs und feiert in diesem Jahr ein ganz besonderes Bühnenjubiläum – sie beglückt ihre Anhänger heuer mit lauter "Sahneteilchen" aus ihren zahlreichen Shows der vergangenen 30 Jahre. Was für ein Glück für die stattliche Besucherschar der Nagolder Seminarturnhalle, ein Teil davon sein zu dürfen.

Äußerst frivol und dennoch charmant gibt Michael Panzer das Fräulein Wommy Wonder und weiß das Publikum von der ersten Sekunde an zu begeistern. Wobei die attraktive Diva, die, nebenbei bemerkt, ihr Studium in Germanistik und katholischer Theologie mit Staatsexamen abschloss, schnell feststellt, dass die gesamte Männerwelt in der Halle in einer Art Schockstarre dasitzt. "Sagt mal, habt ihr Angst, dass ihr euch morgen schminkt?", ruft sie sogleich in den Raum und erntet abermals Gelächter. Die Männer, die ihre Show besuchen, so hat die bezaubernde Wommy den Eindruck, wären nie ganz freiwillig zu Gast, sondern eher auf Geheiß ihrer Frauen; was außerdem ihren ängstlichen Blick erkläre. "Vermutlich hen die Kerle Angscht, dass i mit denne schlafa will", ahnt die glitzernde Travestie-Künstlerin schwäbelnd. Grad zum Trotz pickt sich Wommy ein paar Männer aus ihrer Zuhörerschaft heraus, mit dem Seitenvermerk: "Sie sehen, bei mir sitzt man in der ersten Reihe nicht auf dem besten Plätzen", und beginnt, hemmungslos zu flirten. Besonders hat es ihr ein Herr mit kahlerem Schädel und Schnauzbart angetan – das sei so geschickt, weil man sich beim Küssen gleich die Zähne putze. Ein Herr aus Haiterbach, den sie ebenfalls zu einem Gläschen Sekt einlädt, hat ihr volles Mitgefühl – "Mein Gott, hat es heute wieder Schicksale im Publikum!", lautet Wommys Erkenntnis. Und ein junger Mann, Jahrgang 1996, wird nicht nur gefragt, ob er zur Generation "Fazzebuck" gehöre, sondern ebenso, ob er denn überhaupt schon geschlechtsreif sei.

In ihrem Bühnenbegleiter Tobias Becker, der Wommy Wonder bei ihren Chansons gefühlvoll am Klavier unterstützt, hat die quietschbunte Kabarettistin einen recht amüsanten Unterhalter an ihrer Seite, der sich mit ihr so manchen Schlagabtausch liefert.

Nun könnte man meinen, die Grand Dame der Comedy, die des Öfteren an diesem Abend ihre atemberaubend-schillernden Kostüme wechselt, suche nur bei den männlichen Vertretern des Publikums Ansprache. Doch weit gefehlt.

Als ihr Alter Ego, Putzfrau Elfriede Schäufele, mischt sie sich unter die Besucher, scherzt mit ihnen und ist spätestens zu dem Zeitpunkt sprachlos, als eine feurige Zuschauerin, die von ihr angesprochen wird, einen Lachanfall bekommt, der sich gewaschen hat. "Elfriede" darf sie nicht einmal mehr anschauen, geschweige denn ansprechen, da erhellt das herzhafte Lachen erneut die Seminarturnhalle und steckt im Nu die restlichen Gäste in Brand. Kann einer Comedy-Queen für ihre Show gebührender gedankt werden als in dieser Weise?

Gar endlos hätte der Abend so weitergehen können, denn die glitzernde Holdseligkeit bezauberte mit ihren Liedern, ihrem teils frivolen Humor, ihren Lebensweisheiten und ihrer "Political Uncorrectness".

Daher gab die Mutter Corsage, deren schwäbisches Deo nach "Maultäschle" riecht, dem hingerissenen Publikum nach lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations noch ein kostbares Lebensmotto mit auf den Heimweg: Jeder Tag, an dem man vergessen hat zu lachen, ist ein verlorener Tag.