Karin Sieber-Seitz (links), Dorothee Ade und Andreas Willmy haben die Ausstellung konzipiert. Fotos: Mutschler Foto: Schwarzwälder-Bote

Steinhaus: Ausstellung gibt Überblick über Keltensiedlung am Heidengraben

"Kelten, Kalats, Tiguriner", lautet der Titel der Ausstellung, die begleitend zum Nagolder Keltenfest ab Sonntag, 16. Juli, über den Sommer im Heimatmuseum Steinhaus zu sehen ist. Schwerpunkt in diesem Jahr ist der Heidengraben auf der Schwäbischen Alb.

Nagold. Oberhalb von Bad Urach erstreckt sich auf der Grabenstettener Halbinsel eines der bedeutendsten archäologischen Geländedenkmäler Baden-Württembergs über eine Fläche von rund 17 Quadratkilometern – der Heidengraben. Hier befand sich um 100 vor Christus das größte "Oppidum", eine befestigte, stadtartig angelegte Siedlung, deren Wälle noch heute sichtbar sind.

Die Idee zu der Ausstellung entstand im Jahr 2012, das von der Landesregierung zum "Keltenjahr" erkoren wurde. Im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege konzipierte die Rottenburger Archäologengemeinschaft Archäo die Wanderausstellung, die nun in Nagold zu sehen ist.

Gezeigt werden Originalfunde wie Urnen, Münzen, Dolche, Mühlsteine, Teile von Schwertscheiden, Glasperlen und weitere Stücke, die im Heidengraben und der darin liegenden Keltensiedlung Elsachstadt gefunden wurden.

Wegen der klimatisch überraschend günstigen Lage am Albtrauf sei das Gebiet bereits in der Bronzezeit besiedelt worden, erzählt die Archäologin Dorothee Ade. Deshalb gab es in dem Gebiet auch Urnenfunde aus der Bronzezeit (Urnenfelderzeit) von 1200 bis 800 vor Christus. Es sei nicht so, dass das Gebiet mehrmals neu besiedelt wurde, so Ade weiter. Vielmehr habe sich die Stadt weiter entwickelt, bis dann in der Eisenzeit auch dieses Metall zur Verarbeitung dazu kam. Mit dieser Entwicklung gab es auch Veränderungen bei den Bestattungsritualen und Grabbeigaben wie Gürtelbleche, Fibeln, die in der Ausstellung ebenfalls erläutert werden.

Darüber hinaus gibt die Ausstellung einen Einblick in Handwerk und Ernährung der Kelten.

Höhepunkte der Ausstellung sind die goldenen Regenbogenschüsselchen und die Nachbildung des bekannten und einzigartigen Achsnagels mit Dämonenkopf, der zum Symbol des Heidengrabens wurde.

Archäologisch interessant sind auch Amphorenscherben, die gefunden wurden. Das zeigt, dass Wein aus Marseille bis auf die Schwäbische Alb importiert wurde – und das nicht zu knapp. "In keinem anderen Oppidum wurden so viele Amphoren gefunden", sagt Ade. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Siedlung recht wohlhabend gewesen sei. Denn Wein war teuer: Für eine Amphore Wein wurde ein Sklave eingetauscht.

Natürlich gibt es auch allgemeine Informationen. Der keltische Stamm der Galater beispielsweise sei bis Anatolien gewandert und keltische Söldner waren in Ägypten und in der Leibwache des Königs Herodes tätig. Nicht ohne Grund, denn sie waren als herausragende Krieger gefürchtet: "Das Keltenschwert war die Kalaschnikow der Vorgeschichte", sagt die Archäologin.

Abgerundet wird die Schau mit einem Film, der direkt auf das Relief des Heidengrabens projiziert wird sowie einer Hörstation, in der ein fiktives Interview mit einem Keltenfürsten zu hören ist.

Wichtig ist den Machern auch, zu zeigen, was alles mit den Kelten in Verbindung gebracht wird, aber rein gar nichts mit ihnen zu tun hat. Da ist zum Beispiel das angeblich keltische Baumhoroskop, das in den 1970er-Jahren erfunden wurde. Auch Halloween werde den Kelten zugeschrieben und hätte mit denen absolut nichts zu tun, sagt Dorothee Ade. Genausowenig wie der Keltentee und andere Merkwürdigkeiten. Problemlos seien dagegen die beliebten Asterix-und-Obelix-Bände. Zeichner Albert Uderzo habe viel recherchiert, auch wenn der angeblich keltische Flügelhelm wohl eher von einem Zigarettenhersteller abgekupfert worden sein dürfte. Dennoch: "Das ist ein Comic, das ist völlig in Ordnung."

Neben den Ausstellungsstücken, die im Heidengraben gefunden wurden, sind auch einige keltische Funde aus Nagold mit dabei: Verzierte Scherben und ein großer Mühlstein, die bei einem "ergrabenen" Gutshof gefunden wurden.