Alte Fotografien geben Einblicke in die wechselvolle Geschichte der Calwer Deckenfabrik in Iselshausen. Fotos: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtgeschichte(n): Reihe des Bürgerforums stellt am 2. August die Calwer Deckenfabrik in den Mittelpunkt

Etwas mehr als 20 Jahre ist es her, dass die Fabrik der "Calwer Decken" in Iselshausen geschlossen wurde. Doch noch immer stehen sie da und prägen das Ortsbild: die alten Fabrikhallen, in denen zur Blütezeit mehr als 300 Arbeiter beschäftigt waren. Sie sind ein echtes Stück Stadtgeschichte.

Nagold. So gesehen war eigentlich klar, dass das Nagolder Bürgerforum, genauer gesagt der Kulturarbeitskreis, irgendwann einmal die einstmals stolzen Fabrikhallen für seine Veranstaltungsreihe "Stadtgeschichte(n)" entdecken würde. Am Donnerstag, 2. August, steht die Calwer Deckenfabrik im Mittelpunkt des Interesses. Sie kann in Teilen besichtigt werden. Vor allem aber können sich die Besucher in ihr an vergangene Fabrikzeiten erinnern – mit alten Fotografien, aber auch mit Zeitzeugen, die sicher ein lebendiges Bild aus jener Zeit malen werden, als in Iselshausen noch Decken und Stoffe gefertigt wurden.

Die Geschichte der Fabrik ist eng mit dem Namen Sannwald verbunden. Denn Adam Sannwald war es, der im Mai 1837 zusammen mit einem A.F. Hartranft eine Wollspinnerei eröffnete – damals noch auf den Safferwiesen ("links der Waldach") und auch nur mit geringem Erfolg. Der erste Versuch war unrentabel, doch Sannwald machte weiter, pachtete 1839 Räume in der Wollspinnerei Rentschler in Nagolds Freudenstädter Straße.

Erwin-Sannwald-Siedlung

1844 schließlich kam die Rückkehr nach Iselshausen. An der damals noch anders verlaufenden Waldach wurde ein Gelände gekauft und es entstand neben einem Wohnhaus auch der Bau einer von Wasserkraft betriebenen Spinnerei. Bald folgte der Ausbau des Geschäfts, weitere Zweige kamen dazu, das Geschäft florierte für viele Jahrzehnte.

Der Schulterschluss mit Calw folgte auch schon früh. Gründersohn Karl Sannwald jedenfalls trat in geschäftliche und schließlich auch private Beziehungen zur Firma Gustav Wagner aus Calw. 1866 heiratete er die Calwer Unternehmerstochter Ida Wagner, 1887 folgte der Zusammenschluss der beiden Firmen und in Iselshausen übrigens der Neubau des Shedbaus.

Es gibt noch weitere einschneidende Ereignisse. 1900 zum Beispiel kam elektrisches Licht in das Werk und 1922 wird die Schwarzwälder Tuchfabrik in Rohrdorf zu einem Tochterunternehmen der Calwer Decken.

Als wichtiger Arbeitgeber prägte die Fabrik auch das Leben in Iselshausen. Die heutige Sommerhalde geht auf eine Siedlungsgründung der Calwer Decken zurück: 1953 wurde die Erwin-Sannwald-Siedlung eingeweiht, die Wohnraum für Betriebsangehörige bereit hielt.

28. Veranstaltung

Diese und noch viele Aspekte mehr hat das Stadtgeschichte(n)-Team ausgegraben. Als Erzähler sind am 2. August ab 19 Uhr vor Ort: Fritz Döttinger, Heinz Schmitt, Ernst Gromen, Eckart Bauer, Juliane Weisser und Gisela Haag. Moderiert wird der Abend von Nanni Fingerhut.

Damit geht auch eine zweijährige Durststrecke zu Ende. Denn im Gegensatz zu den Anfängen der Stadtgeschichten(n) im Jahr 2001 sind die aufwendig recherchierten Veranstaltungen seltener geworden. Das liegt auch daran, dass man bereits zahlreiche Gebäude besucht hat. Aber natürlich ist auch der Recherche-Aufwand rund um ein Stadtgeschichte(n)-Haus beträchtlich. Die Calwer Deckenfabrik in Iselshausen jedenfalls ist bereits die 28. Veranstaltung, die vom Stadtgeschichte(n)-Team in Angriff genommen wird. Dem Team gehören aktuell Nanni Fingerhut, Heidrun Geißel, Gisela Haag und Connie Hildebrandt-Büchler an.

An folgenden Orten gab es bereits Nagolder Stadtgeschichte(n): 2001: Aufbaugymnasium, Altes Krankenhaus, Rotes Schulhaus, Haus Lehre; 2002: Feinkost Schmid, Löwen, Hennenest; 2003: Wollspinnerei Rentschler, Schlachthaus, Anker-Brauerei; 2004 Schotterwerk Mayer, Milche, Schlossbergkeller; 2005: Steinhaus, Alte Seminarturnhalle; 2006: Rötenbad, 2007: Eisberg, 2008: Burgschule, 2009: Polizeigebäude, 2010: Pumpstation Iselshauser Tal und Amtsgericht; 2011 Gasthaus Krone und Kino; 2013: Zellerschule, Lamm Emmingen; 2014: Wasserkraftwerk Rentschler; 2015: Wasserkraftwerk und EnBW; 2016: Jugendforschungszentrum.