Das Quintett "Basta" aus Köln traf bei seinem Auftritt in der Seminarturnhalle den Geschmack des Publikums. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Kleinkunst: Das A-cappella-Quintett Basta aus Köln bespaßt mit schönen Stimmen die Alte Seminarturnhalle

Eine Boygroup in Nagold. Nun gut, keine Teenies mehr. Aber noch richtig gut beieinander. Basta war am Freitagabend in der Alten Seminarturnhalle zu Gast. Das A-cappella-Quintett aus Köln traf die Stimmung und den Geschmack des Publikums an den Bistro-Tischen bestens.

Nagold. Die charmante Selbstironie fing beim Begriff a cappella an. "A cappella – sowas von kein’ Bock drauf" hätten wohl die Männer gehabt, die von ihren Frauen mitgeschleppt worden seien. "Schön, dass du gekommen bist", hieß deshalb nach dem Opener "Wir gehen offline" die zweite fünfstimmige Begrüßung.

Für A cappella, den reinen unbegleiteten (und unbedingt sehr gepflegten!) Gesang, ist das Land seit den legendären Comedian Harmonists eigentlich ein richtig gutes Pflaster. Die Prinzen hatten damit Erfolg, die Wise Guys und eben auch Basta – ungefähr seit der Jahrtausendwende. Schöne Stimmen, nette Melodien und pfiffige deutsche Texte, dazu ein bisschen ordentlich choreografierter Gruppentanz und charmante Moderation – das ist das Erfolgsrezept dieser drei und noch manch anderer Gruppen. Auch im Fernsehen kam Basta damit ganz gut an.

Bariton Hannes Herrmann ist das Nesthäkchen im Quintett und macht mit "Freizeichen" sein erstes Programm. René Overmann, Werner Adelmann und William Wahl sind die Gründungsveteranen. Wahl ist auch der wichtigste Songschreiber, Texter und Arrangeur. Das abgrundtiefe Bass-Fundament mit allerlei Stimm-Percussion liefert seit 2013 Arndt Schmöle. Der darf mit "Ich Bass" natürlich auch sein selbstironisches Solo geben.

Sogar ein richtiges Liebeslied hat das Quintett auf Lager

Manche der Songs sind schon echtes Kabarett mit ein bisschen Alltagskritik. In "Sodom und Gomera" wird der Kanaren-Tourismus veräppelt. Mit "Lactosetolerant" macht sich Hannes über manch grassierende Ernährungsmarotte lustig. "Frühstück bei Stefanie" klingt schon im Titel gut und witzig. Hübsch frivol spielen die älteren Jungs da mit dem Klischee von sexbesessenen Groupies. Ein bisschen heitere Nachdenklichkeit steckt hingegen hinter den Witzeleien, mit denen sich die reiferen Basta-Herren im Song "Älter" auf den Arm nehmen.

Das geht auch im zweiten Teil weiter, nachdem William Wahl das Publikum mit einer puren Liedermacher-Blödelei zur Gitarre in die Pause geschickt hat. Ein paar eingespielte Bässe und Rhythmen brechen in "Wir sind alle schon so weit gekommen" das reine A cappella auf. Da geht es, halbwegs ernst, um Erfahrung und lebenslanges Lernen. Sogar ein richtiges melancholisches Liebeslied hat das Quintett auf Lager. "Die Narben tun nur noch selten weh", singen sie über die Nordsee-Stimmung von "Bune 4". Aber dann wird sogar gekalauert. "Teekesselchen" nennt man wohl in Köln oder in Hannover, wo die Bastas inzwischen ihre Adresse haben, Doppelbedeutungen wie die von "Nachkommen" und "Vorfahren". Eigene Aufreißer-Lebensweisheiten wie "Frauen lieben Hunde, Männer lieben Frauen" haben sie auch zu bieten. Die ungelöste Publikumsfrage nach der Bedeutung des Brunnens am Nagolder Vorstadtplatz passt zur bösen Laminat- und Beziehungs-Ballade "Du tropfst".

Nach der Verkackeierung der Schwulen-Hymne "YMCA" zu "ADHS" und "ADAC" sowie dem Büro-Shanty "Cut, Copy and Paste" kommen die heftig erklatschten Zugaben: Eine köstliche Parodie auf Marianne Rosenberg und Herbert Grönemeyer im Schlagerstil und ein selbstironisches Frühwerk über das – bei Konzerten etwas aus der Mode gekommene – "Feuerzeug".