Fünf Autohäuser beklagen in einem Schreiben die Zustände in der Zulassungsstelle in Nagold. Foto: Bernklau

Offener Brief an Landrat: Fünf Autohäuser prangern "nicht akzeptable" Situation in Nagold an.

Nagold - Vor einem halben Jahr sorgte die Situation in der Zulassungsstelle im Calwer Landratsamt für Schlagzeilen. Jetzt gibt es deutliche Kritik an der Zulassungsstelle in Nagold. Fünf Autohäuser prangern in einem offenen Brief an den Landrat die "nicht akzeptable" Situation an. Im Herbst 2013 schlugen mehrere Fahrschulen in Sachen Zulassungsstelle Calw Alarm. Jetzt sind es fünf Autohäuser aus dem Oberen Nagoldtal – Kugel, Braun und Grossmann in Nagold sowie Dengler und Hahn in Wildberg – , die sich mit deutlicher Kritik an der Zulassungsstelle Nagold zu Wort melden.

Die Worte sind noch zurückhaltend gewählt, doch die Kritik ist deutlich: Angeprangert wird, dass die Stelle "seit Monaten unterbesetzt" sei und es zu "sehr langen Wartezeiten" komme. Teilweise lägen diese Wartezeiten für die Autohäuser bei mehr als zwei Stunden.

Dazu komme, dass die oft mehr als 20 Wartenden diese lange Zeit in einem Raum verbringen müssten, der nur zehn Sitzplätze habe. Das steigere den Ärger der Wartenden "ins gefühlte Unermessliche", heißt es in dem Schreiben, das vergangene Woche an Landrat Helmut Riegger ging und das auch unserer Zeitung vorliegt.

Kritik üben die Firmen nicht nur an der Unterbesetzung ("Zwei Mitarbeiterinnen für die Bearbeitung aller Anliegen und eine Mitarbeiterin an der Kasse sind zu wenig") und am fehlenden Platz. Auch die Einarbeitung neuer Mitarbeiter sei nicht ausreichend.

Im Landratsamt in Calw ist man sich der Probleme in Nagold schmerzlich bewusst. "Wir sind mit der Situation nicht glücklich", muss Thiemo Stock, der Pressesprecher des Landratsamtes einräumen. "Die Mitarbeiter tun was sie können, aber die Zulassung funktioniert noch immer nicht so wie wir uns das vorstellen", ergänzt er auch mit Blick auf die Vorgänge in Calw.

Eigentlich sei man in Nagold personell gut aufgestellt, allerdings habe man aktuell mit einer hohen Krankheitsquote zu kämpfen. Derzeit würden sich die Zulassungsstellen gegenseitig personell aushelfen, berichtet Stock. Das dürfe aber kein Zustand von Dauer sein. Sollte sich an der Krankheitssituation nichts verbessern, sei auch eine Aufstockung der Personaldecke eine Option. Allerdings eine, deren Umfang beschränkt ist. Denn Neueinstellungen werde es nicht geben, so Stock. Möglicherweise könne man aus dem Personalpool des Landkreises Kräfte von ihren bisherigen Positionen abziehen und nach Nagold schicken.

Wenig Aussicht auf einschneidende Verbesserungen gibt es bei der Platzfrage. Derzeit gebe es in der Nagolder Stelle elf Sitzplätze, fünf weitere seien möglich: "Aber mehr ist nicht drin", macht Stock klar.

Mehr Möglichkeiten der Verbesserung gibt es bei der Frage der langen Wartezeiten. In einem Brief an die fünf Autohäuser kündigt Frank Wiehe, Stellvertreter des Landrats die baldige Einführung eines EDV-gestützten Aufrufverfahrens an. Dieses System beinhalte sowohl die Möglichkeit einer Online-Terminvergabe wie auch die Einrichtung eines eigenen Händlerschalters, so der Vize-Landrat.

Eine teilweise Lösung der Probleme könnte auch ein Automat sein. Derzeit arbeiten in der Zulassungsstelle drei Personen am Schalter und eine an der Kasse. Würde man einen Kassenautomaten anschaffen, könnte die vierte Arbeitskraft in der Kundenbetreuung eingesetzt werden und so die angespannte Personalsituation entschärfen helfen und damit auch die langen Wartezeiten für die Kunden verkürzen. Erfahrungen mit einem solchen Kassenautomat hat man schon aus der Stelle in Calw.

Wann man welche Maßnahme ergreift, weiß auch Pressesprecher Stock nicht, doch ein Ziel setzt er sich und dem Landratsamt dann doch : "Ich bin guter Dinge, dass wir die Probleme in diesem Jahr in den Griff bekommen."