Markus Harm unternahm seine ersten musikalischen Schritte in Nagold. Nun kehrt der Profi-Musiker zum Jazzkonzert zurück. Foto: Niklas Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Der in Nagold aufgewachsene Saxophonist Markus Harm plant einen Ausnahme-Auftritt mit der OHG-Junior-Big-Band

Es ist so ein ganz kleines bisschen die Geschichte vom "verlorenen Sohn", der nach Hause kommt: am Dienstag, 26. Februar, ab 18 Uhr, wird der in Nagold aufgewachsene Saxophonist Markus Harm gemeinsam mit der Junior-Big-Band des OHGs bei "Jazz im Winter" im Kubus auftreten.

Nagold. "Ja, da wird sicher ganz viel Nostalgie im Gepäck sein", hört man geradezu das Grinsen von Markus Harm am Telefon. Gerade ist er mal daheim – in Nürnberg. Sein letztes Engagement war in Herzogenaurach; am nächsten Tag wird er im Staatstheater Nürnberg beim Musical "Catch Me If You Can" spielen. Auf 150, 160 Konzerte im Jahr in ganz Deutschland und darüber hinaus bringe er es. "Da blieb in den letzten 15 Jahren nicht viel Zeit für Nagold."

"Das war der Sound-Track meiner Jugend"

Nagold: 1987 in Stuttgart geboren, lebte Markus Harm von 1989 bis 2005 hier; in dieser Zeit war sein Vater Manfred Harm Pfarrer in Iselshausen. Daheim im Iselshausener Pfarrhaus lief immer Musik – "Jazz natürlich". Der Papa besitze eine riesige Platten-Sammlung, alle Jazz-Klassiker aus der guten alten Zeit. "Das war der Sound-Track meiner Jugend." Der Klang des Saxophons hatte es dabei dem kleinen Markus von Anfang an angetan. Magische Musik. "Es ist ein Instrument, das wie eine Verlängerung der Stimme funktioniert." Das Saxophon "singt", sagt Markus Harm – mit einer unüberhörbaren, ungebrochenen Sehnsucht in seinen Worten. Die Geschichte einer ganz großen Liebe. Die Liebe zur Musik, zum Saxophon.

Wie groß aber die Enttäuschung, als der damals Achtjährige erst einmal eine Klarinette zum Geburtstag geschenkt bekam. "Fürs Saxophon sei ich noch zu klein." Markus war gehorsam, lernte die Klarinette – und sehnte den Tag herbei, wenn er groß genug für sein Saxophon sein würde. Dieser große Tag war sein 12. Geburtstag. "Der glücklichste Tag meines Lebens." An diesem Tag habe er die Klarinette in einen Koffer getan – und erst zehn Jahre später wieder herausgeholt. Heute gehöre sie fest zu seinem Repertoire, gerade als Musiklehrer – der er längst selbst geworden ist. Aber sein Leben – sein wahres Leben – ist der reisende Saxophonist, der leidenschaftliche Instrumentalist. "Dass ich einmal Musiker sein würde, das stand für mich seit meinem 15. Lebensjahr fest."

Der musikalische Weg begann beim Musikverein Iselshausen: die Klarinettenstunden. Es folgte die Musikschule Nagold – endlich der Saxophon-Unterricht, damals bei Ralph Gundel. Wenn Markus Harm jetzt – insgesamt für zwei Tage; am ersten wird es einen Workshop mit der OHG-Big-Band geben, am zweiten das Konzert – nach Nagold kommt, steht ein Wiedersehen mit Gundel fest im Kalender. Reden, in Erinnerungen schwelgen, vielleicht ein bisschen gemeinsam Jammen.

"Ich war damals ein echter Saxophon-Streber"

Auch mit dem damaligen Big-Band-Gründer Rudi Benner ist Harm fest verabredet. "Das ist für mich schon was ganz Besonderes", sagt der "verlorene Sohn" am Telefon. "Da ging’s für mich los", wurde spürbar, dass für ihn in der Musik "was gehen könnte". Harm: "Ich war damals ein echter Saxophon-Streber."

Die Lehrer von damals: nur voll des Lobes für den Nagolder Wunder-Saxophonisten. Zitat Ralph Gundel: "So einen Schüler bekommt man nur einmal – oder höchstens zweimal im Leben!"

Ab seinem 16. Lebensjahr bekam Markus Harm Privat-Unterricht bei Professor Klaus Graf in Stuttgart. Einige Jazz-Wettbewerbe und Nachwuchs-Bigbands führten das Talent aus dem Nordschwarzwald zu Größen wie Peter Weniger, Herb Geller und (über viele Jahre) auch zu Tony Lakatos. Von 2008 bis 2015 studierte Harm schließlich Jazz-Saxophon an der Hochschule für Musik in Nürnberg bei Klaus Graf, Hubert Winter und Steffen Schorn.

Seit gut zehn Jahren ist Harm aber auch als Profi-Musiker unterwegs. Lebt seinen Traum. "Immer ganz dicht dran an der Musik." Dem Lebenselexier. Verrauchte Kneipen, verruchte Musik, Whisky, durchgespielte Nächte – und ganz viel Bohème? Künstler-Leben eben? So ein bisschen ja, sagt Harm. Aber das Rauchen habe er sich längst abgewöhnt. Früher – ja, viel. "Aber ich brauche meine Luft, meine Energie." Fürs Saxophon.

Außerdem verlange ein Leben im Tour-Bus unendlich viel Disziplin. Und Harm spielt in zahllosen Bands und Ensembles – wie auch als gefragter "Sideman" in kleinen und großen Orchestern. Auf mehr als 30 CD-Produktionen ist zudem seine Musik zu hören, zwei davon vom "Markus Harm Quartett" – seine ganz eigene Formation.

Wer die Musik von Harm hört – und ein bisschen was vom Mythos des "sündigen" Saxophons versteht – kann dabei etwas wirklich ganz außergewöhnliches, eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes "einmaliges" heraushören: Harms Saxophon-Spiel klingt absolut einzigartig. Auf Nachfrage erzählt er von seinem "Geheimnis": Der renommierte Nürnberger Instrumenten-Bauer Harald Dallhammer hat für und mit Harm ein ganz einmaliges, eigenes Saxophon entwickelt. Bis dahin spielte Harm eines der legendären "Mark VI"-Saxophone. Der Traum eines jeden Saxophonisten aber: "Ein eigener Sound, der nur dir gehört." Harms perfekt auf ihn abgestimmte "HD-Saxophon" klinge "bauchiger" als das "Mark VI", auch sei die Mechanik exakt seinen Fingern angepasst – wodurch die Handhabe "virtuoser" werde. "Das war ein jahrelanger Entwicklungsprozess", ein langer, "auch schwieriger Weg". Der sich aber gelohnt habe. "Es ist ein riesen Geschenk, ein einzigartiges Privileg, dass Dallhammer dafür ausgerechnet mich ausgesucht hat."

(ahk). Wenn der in Nagold aufgewachsene Saxophonist Markus Harm am Dienstag, 26. Februar, ab 18 Uhr für ein einmaliges Konzert mit der OHG-Junior-Big-Band im Kubus in seine einstige Heimatstadt zurückkehrt, verbindet er mit seinem Auftritt einen Wunsch und eine klare Botschaft ans Publikum: "Dass die Menschen auch weiterhin auf solche Live-Konzerte gehen." Denn nichts kann die Energie und das Hör-Erlebnis eines handgemachten Live-Konzerts ersetzen – "keine CD, kein Mp3, kein Streaming dieser Welt". Das volle Volumen der Musik, des Klangs, "das immer deinen ganzen Körper erfasst". Gerade der Jazz lebt allein vom live gespielten Konzert – im Club, auf großer Bühne. Die Musik "aus der Konserve" kann da immer nur eine Erinnerung an ein so erlebtes Live-Konzert sein. "Deshalb, Leute, geht ins Live-Konzert!"