Kamen gut an (von links): Anne Zauner, Maria Meures, Dorothea Holder und Anna Overbeck. Foto: Fingerhut Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur-Winter: Reihe im Bürgerhaus Mindersbach startet mit Kaléko-Quartett

Minderbachs "Wohnzimmer" – das Bürgerhaus – war proppevoll beim Konzert des Kaléko-Quartetts. Den 80 Gästen wurde nicht nur warm von den vielen Menschen sondern auch warm ums Herz beim Anblick der vier jungen Frauen, die so mitreißend musizierten und vortrugen.

Nagold-Mindersbach. Kaléko-Quartett ist ein ungewöhnlicher Name für ein Streichquartett. Die vier jungen Frauen haben den Namen gewählt, weil sie eine besondere Beziehung zu der Lyrik von Mascha Kaléko verbindet. Zitat: "Sie hat unseren Nerv getroffen." So präsentierten sie im Rahmen des Mindersbacher Kultur-Winters ein Konzert, bei dem sie zwischen den Musikstücken Gedichte vortrugen. Außer Mascha Kaléko waren unter anderem Rose Ausländer, Marie Luise Kaschnitz und Kurt Tucholsky zu hören. Musikstücke und Lyrik bezogen sich aufeinander. Die Künstlerinnen erhöhten die Spannung, da sie das Programm mit Komponisten und Texten erst im Nachhinein dem Publikum zur Verfügung stellten. Manch einem war diese Vorgehensweise zunächst fremd, aber das Publikum ließ sich auf das Experiment ein und zollte frenetischen Beifall.

Maria Meures (Geige), Anne Zauner (Geige), Dorothea Holder (Bratsche) und Anna Overbeck (Cello) begeisterten durch ihr engagiertes und frisches Spiel. Da durch Mutterschutz und Auslandsaufenthalt zwei Stamm-Musikerinnen ausgefallen waren, sprangen Anna Overbeck und Dorothea Holder ein. Der Gesamtklang war trotzdem aus einem Guss mit akkuratem Spiel und gelungenem Zwiegespräch der einzelnen Instrumente. Zudem wagte sich das Ensemble an sehr unterschiedliche und sowohl lyrische als auch temporeiche Musikstücke heran und konnte von Johann Sebastian Bach über Schostakowitsch zu Piazolla und von "The Danish String Quartet" arrangierten Dänischen Volksweisen immer überzeugen. Dem Quartett merkte man zudem die freundschaftliche Verbindung an – alle sind Studierende oder Absolventen der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. In Mindersbach erlebten die Gäste auch die Verbundenheit der Gruppe zu unserer Region, kommt Anne Zauner doch ursprünglich aus Zavelstein.

Ein Finale furioso: Mal vergnügt, dann wieder elegisch und doch ein Ganzes

Das Kaleidoskop genannte Konzert endete mit einem Stück der serbischen Komponistin Aleksandra Vrebalov. Ein Finale furioso: Mal klang es wie ein ungarischer Tanz, mal war ein breiter Klangteppich zu hören, der an Filmmusik erinnerte, mal vergnügt, dann wieder elegisch und doch ein Ganzes. Die Musikerinnen hatten gebeten, erst nach dem letzten Stück zu klatschen, man würde dies erkennen. Das Publikum brauchte keinen Hinweis und spendete so lautstarken Beifall, dass die Musikerinnen gerne zwei Zugaben spielten.

Beim anschließenden Ständerling hatte der Gesangverein Mindersbach Getränke und Gebäck vorbereitet, und es gab rege Gespräche – auch mit den Künstlerinnen.

Mindersbach kann sich glücklich schätzen, eine so rege Arbeitsgemeinschaft "Schönes Dorf Mindersbach" zu haben. Besonders hervorzuheben ist Linde Damm, die die Konzerte zum Kultur-Winter organisiert. Sie hat nicht nur gute Kontakte in die Musikszene und kennt daher viele Musiker und Musikgruppen, sie hat auch ein besonders feines Händchen, interessante kleine Konzerte im Bürgerhaus zu präsentieren. Und sie hat Erfolg damit, denn die meisten Zuhörer kamen von auswärts.