Andreas Wohlfahrt (links) und die Jury-Mitglieder zeichneten die Künstler Jochen Klein (Zweiter von links / Platz 3), Kirsten Hohaus (Dritte von links / Platz 1) und Sergei Moser (Mitte / Platz 2) aus. Fotos: Guimouza Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst auf Abwegen: Die Gewinner des Wettbewerbs stehen fest / Kirsten Hohaus holt den ersten Platz

Die Juroren von "Kunst auf Abwegen" machten es sich nicht einfach, doch nach langer Beratung herrscht nun Gewissheit. Auf der Vernissage wurden die Gewinner des Kunstpreises der Nagolder Freiberufler und ihre Werke der Öffentlichkeit vorgestellt.

Nagold. Die Alte Seminarturnhalle platzt fast aus allen Nähten. Neben vielen kunstinteressierten Bürgern, hat sich auch Nagolds Lokal-Prominenz zur Vernissage eingefunden. Noch hochkarätiger sind nur die Werke der Künstler, die die Wände der Halle zieren. "Machen Sie sich keine Sorgen, werte Künstler", beruhigt der Moderator Horst Frieser scherzhaft. "Die Gemälde sind fest angebracht. Vielleicht nicht immer wasserwagengrade aber definitiv diebstahlsicher."

Nach kurzen Worten des Grußes, kommt auch das Stadtoberhaupt zu Wort, um den Gästen, Teilnehmenden und Organisatoren für ihren Einsatz für Kunst und Kultur zu danken. "Sie haben dazu beigetragen, dass Kunst in Nagold alles andere als abwegig ist, sondern etwas, mit dem man allgegenwärtig konfrontiert wird." Im Anschluss wies OB Jürgen Großmann jedoch auch darauf hin, dass er die Veranstaltung trotz ihrer immensen Wichtigkeit vorzeitig verlassen werden müsse. Er werde am selben Abend noch auf einer zweiten Veranstaltung erwartet, auf der es ebenfalls um Kunst gehe. "Nämlich um den LTE-Ausbau", so Großmann spaßhaft. Dann kommt es endlich zur langersehnten Bekanntgabe der Gewinner.

Pinselführung wird durch die Nähmaschine vorgegeben

Den ersten Platz belegt die Ausnahmekünstlerin Kirsten Hohaus. Diese verwendete für ihre Kunst nicht Pinsel und Farbe sondern ihre Nähmaschine. "Normal ist man als Künstler in seinem Schaffen frei. Doch bei mir wird durch den Schritt der Nähmaschine quasi die Pinselführung vorgegeben".

"Ich verfolge keinen konkreten Gedanken, wenn ich mit einer Arbeit beginne. Ich folge meinen Intuitionen und kann oft selbst erst im Nachhinein erkennen, welchen Weg das Projekt genommen hat", erklärt Hohaus ihre Arbeitsweise. "Gezeichnet und gemalt habe ich immer gerne", erklärt die Gewinnerin. "Aber wirklich zur Kunst gebracht hat mich eine bekannte Künstlerin, die für mich eine inspirierende Mentorin war."

Hohaus ist Künsterlin mit Leib und Seele. Aktuell verfolgt sie ein Studium an der Freien Kunstakademie Nürtingen, um ihre Fähigkeiten noch weiter zu verfeinern. Die passionierte Ausübung ihrer Tätigkeit macht sich bezahlt. Erste Interessenten bekunden am selben Abend noch ihr Kaufinteresse am Siegerwerk.

Den zweiten Platz belegt der Heilbronner Künstler Sergei Moser. Gebürtig aus der ehemaligen Sowjet-Union stammend, ist der Künstler inzwischen in der Nähe Heilbronns ansässig und dort als Kunsterzieher tätig. Sein Werk "Projekt 365" zeigt in mehreren Linol-Schnitten einen fortlaufenden Prozess, bei dem sich geometrische Formationen dokumentarisch von Bild zu Bild verkomplexen. Das Werk ist als Gesamtopus auf der Seite des Künstlers zu sehen. Hier vergehen die Linoleum-Folgen immer und immer schneller. Ein Wink an die Vergänglichkeit der Zeit, deutet der Künstler an. Für die heutige Veranstaltung beschränkte er sich auf lediglich 70 Tage.

Auf Platz drei landet Jochen Klein mit seinem Werk "Deadly Mountains". Was aussieht wie eine Zusammenstellung der tödlichsten Berge der Welt, ist in Wahrheit ein schelmisches Spiel mit Illusion und Realität. Denn keines der Bilder zeigt tatsächlich einen Berg sondern eine aufwendig nachempfundene Attrappe, mit der Künstler Klein den Realitätssinn des Betrachters herausfordern möchte. "Es ist aber auch ein Spiel mit der Absurdität und der Endgültigkeit des Todes, erklärt er seine Intention.

Für die musikalische Untermalung des Abends sorgt der Herrenberger Pianist Ralf Schuon.

"Eine gelungener Abend mit einer erfreulichen Resonanz"

Edle Weine, Biere und Sekt werden im Eck-Bereich der Semihalle von der Fachgruppe des Gewerbevereins verkauft. Hier findet man auch Anna Bierig vom City-Verein, die die Veranstaltung tatkräftig von der Organisation bis zum Verkauf unterstützt. "Eine gelungener Abend mit einer erfreulichen Resonanz", beurteilt sie den Verlauf. Auch Co-Organisator Andreas Wohlfarth zeigt sich sehr zufrieden: "Es sind viele alte aber auch viele neue Gesichter hier. In Zukunft möchten wir allerdings noch weitere Kreise ziehen." Auf die Frage, ob er selbst auch schon einen Favoriten unter den Künstlern ausgemacht habe, erwidert Wohlfarth nach kurzer Bedenkzeit: "Schwierig sich auf einen einzelnen Künstler festzulegen. Aber die Erstplatzierte hat mich definitiv beeindruckt. Ein echtes Naturtalent."