VHS-Chefin Angela Anding kehrt nach 16 Jahren zurück in ihre Geburtsstadt. "Für Jena ist es ein Gewinn", sagte VHS-Zweckverbandsvorsitzender Jürgen Großmann, "und ein großer Verlust für Nagold und die Region." Die 46-Jährige beglückwünschte er aber zugleich für diese ergriffene Chance. Foto: Buckenmaier Foto: Schwarzwälder Bote

Amtswechsel: Leiterin Angela Anding verlässt nach 16 Jahren Nagold und kehrt in ihre alte Heimat zurück

Bis zum offiziellen Stabwechsel geht zwar noch mehr als ein halbes Jahr ins Land, gleichwohl fand es Nagolds OB Jürgen Großmann nicht mehr als "fair gegenüber den Kunden und der Öffentlichkeit", die Nachricht frühzeitig zu verkünden: Angela Anding, Leiterin der Volkshochschule Oberes Nagoldtal, kehrt dem Schwarzwald den Rücken.

Nagold. Quirlig, eloquent und voller Lebensfreude: So kennt man die promovierte VHS-Chefin seit 16 Jahren in Nagold. "Spaß haben und immer neugierig bleiben" – das war ihre Devise und so hat die Chefin eines zwölfköpfigen Teams auch ihren Job verstanden: "In den 16 Jahren habe ich das Gefühl, ich hätte mich dreimal neu erfunden."

Da kann Jürgen Großmann als Vorsitzender des VHS-Zweckverbandes beim Pressegespräch nur beipflichten: Als die damals 30-Jährige von einer Lehrstelle an der Universität Halle in den Schwarzwald wechselte, erhoffte man von ihr vor allem neue Impulse und "nicht einfach ein Weiter so". Und Angela Anding habe geliefert: als Impulsgeberin, als "Netzwerkerin par excellence und als Sympathieträgerin". Mit modernen Plattformen habe sie Akteure zusammengeführt und dem Verband Bereiche eröffnet, wo man bislang keinen Zugang hatte: vom klassischen Bildungsbürgertum über Schulen und Vereine bis hin zu Unternehmen, die die Volkshochschule als Bildungspartner zu schätzen gelernt haben.

Wenn die 46-Jährige ihren Job in diesen anderthalb Jahrzehnten in einem Wort zusammenfassen soll, dann fällt ihr spontan ein Begriff ein: "Bau-VHS-Leiterin". Der Volkshochschulverband im Nagoldtal stand damals, als sie im September 2003 anfing, nicht nur vor einer inhaltlichen, sondern auch vor einer örtlichen Neuausrichtung: Ihr erstes VHS-Domizil war noch am Vorstadtplatz: "Da war’s speziell." Es folgte die Sanierung 2005/2006. Schließlich kam das Postgebäude als neue Bildungsheimstatt ins Gespräch. Der Einzug erfolgte nach viel investiertem Hirnschmalz 2014. Ein Jahr zuvor war die Jugendkunstschule in den ehemaligen kleinen LGS-Landespavillon gezogen. Der Umbau des alten Rathauses in Altensteig und die Investitionen in die Geschäftsstelle im Kloster Reuthin in Wildberg komplettierten Andings Bau-Agenda: "Diese Häuser alle mitzugestalten", sagt sie rückblickend, "das war schon sehr spannend."

In den 16 Jahren hat sie sich gefühlt dreimal neu erfunden

Die Entwicklung des Zweckverbandes in der Ära Anding lässt sich aber auch an Zahlen festmachen: Das Haushaltsvolumen verdoppelte sich in dieser Zeit von 0,8 auf 1,6 Millionen Euro. Ihr Erfolgsgeheimnis? "Immer am Puls der Zeit zu sein, ohne auf jedem Tierchen zu reiten."

Und eigentlich, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung, hätte sie sich gut vorstellen können, sich auch beruflich nochmals zu verändern – und dennoch in Nagold zu bleiben.

Aber es kam anders: Schon seit geraumer Zeit spielte die dreiköpfige Familie mit dem Gedanken, zurück nach Thüringen zu gehen. Angela Anding stammt aus Jena, einer Universitätsstadt mit 100 000 Einwohnern. Hier haben die Andings noch sehr tiefe Wurzeln und einen großen Freundeskreis. Und hier leben auch ihre Eltern auf einem landwirtschaftlichen Anwesen. Mindestens einmal im Monat nahmen die Andings die mehr als 400 Kilometer von Nagold in die alte Heimat auf sich, aber das Pflegethema, das wurde ihnen bewusst, war auf Dauer so nicht zu bewältigen. Der Entschluss zum Wechsel reifte.

Angela Anding nutzte die Chance, als die Chefstelle der Jenaer Volkshochschule vakant war und bewarb sich. Dass sie sich schließlich gegen 50 Bewerber durchsetzte, erfuhr sie ausgerechnet in Jerusalem bei einer Israelreise: "Wenn ich religiös geneigt wäre, würde ich es als Zeichen sehen."

Als das Team die Nachricht erfuhr, flossen Tränen

Für Oberbürgermeister Großmann ist klar: Dieser bevorstehende Wechsel zum 1. Februar 2020 sei "ein Gewinn für Jena und ein großer Verlust für Nagold und die Region." Wie geschätzt die scheidende Chefin in ihrem Team war, zeigte auch die Reaktion der Belegschaft auf diese Nachricht vom bevorstehenden Wechsel an der Spitze: "Es flossen Tränen", so der OB.

Schon in den nächsten Tagen soll die Anding-Nachfolge ausgeschrieben werden. Die Vorauswahl des Bewerberfeldes werden die Bürgermeister der acht Verbandskommunen Nagold, Altensteig, Simmersfeld, Ebhausen, Rohrdorf, Haiterbach, Egenhausen und Wildberg in einem sogenannten Assessment-Center treffen. Bei diesem psychologischen Testverfahren wird die Eignung für eine Führungsposition mit professioneller Beteiligung festgestellt. Die endgültige Entscheidung, wer in ihre Fußstapfen tritt, trifft dann die Zweckverbandsversammlung. Großmann ist überzeugt: "Wir werden Bewerbungen aus ganz Deutschland bekommen." Aber ob es so viel werden wie vor 16 Jahren? Damals, erinnert sich Großmann, waren es ganze Körbe von Bewerbungen – 140 an der Zahl.