Die Reisegruppe des Nagolder Heimatgeschichtsvereins in der Altstadt von Colmar. Foto: Albiez Foto: Schwarzwälder-Bote

Exkursion: Verein für Heimatgeschichte unternimmt zweitägige Ausfahrt ins südliche Elsass

Den sprichwörtlichen "Blick über den Zaun" warf eine Reisegruppe des Nagolder Vereins für Heimatgeschichte mit einer zweitägigen Ausfahrt ins Elsass.

Nagold. "Kunst und Kultur im südlichen Elsass inmitten farbenfroher Fachwerkhäuser und weiter Weinanbaugebiete" hatten die Initiatoren der Reise Judith Bruckner und Eckhart Kern die Ziele dieser Exkursion betitelt. Kunsthistorisch und generell historisch interessierte Menschen finden dort in der Region um Colmar geradezu einen Ballungsraum an kulturellem Erbe von hohem Rang. Allem voran war die Region hauptsächliche Wirkungsstätte des Kupferstechers und Malers Martin Schongauer und des Renaissance-Malers Matthias Grünewald. Beide waren Zeitgenossen im 15. und 16. Jahrhundert und gelten heute als herausragende Persönlichkeiten der Kunstgeschichte.

Monumentale Fresken von Martin Schongauer

Am Beginn der Reise durch die vom Wein- und Obstbau geprägte Landschaft westlich des Kaiserstuhls stand der Besuch der Stadt Breisach auf deutscher Seite. Im dortigen hoch auf dem Münsterberg stehenden St. Stephansmünster galt das Interesse der Nagolder den monumentalen Fresken "Weltgericht" von Martin Schongauer an der Westwand des Kirchenbaus. Darin erzählt er in eindrücklichen Bildern die Geschehnisse am Jüngsten Tag nach den zeitgenössischen Vorstellungen der Glaubenslehre. Ein weiteres künstlerisches Kleinod im Münster ist der holzgeschnitzte Hochaltar eines unbekannten Künstlers, der die Krönung der Gottesmutter Maria in Szene setzt.

Auf der Weiterfahrt über den Rhein ins Elsass konzentrierte sich das Interesse der Reisegruppe zunächst auf eine ganz andere Persönlichkeit, den als Urwaldarzt und großen Humanisten in aller Welt bekannten Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer. In dem kleinen Dorf Gunsbach westlich von Colmar erhält der Besucher umfassende Auskunft in einem Museum, das einst Schweitzers Wohnhaus war. Dort ist unter anderem zu erfahren, dass Schweitzer seine berühmte Urwaldklinik in Lambarene in Gabun trotz der Bewunderung seiner Arbeit in aller Welt weitgehend privat finanzieren musste. Der Universal-Gelehrte Schweitzer – er war Doktor der Philosophie, der Theologie und der Medizin – war auch ein begabter Organist und erstklassiger Bach-Interpret und verdiente sich auf Konzerten das nötige Geld für seine Klinik. Schweitzers Geburtsort Kaysersberg, ein paar Kilometer von Gunsbach entfernt, wo die Reisegruppe übernachtete, erwies sich als überwältigend schöner Fachwerk-Ort, in dem man sich fast wie in eine Theaterkulisse versetzt fühlen konnte.

Die Eindrücke setzten sich am Folgetag beim Gang durch die Altstadt von Colmar fort. Inmitten farbenfroher Fachwerkhäuser und üppigem Blumenschmuck überall ist man geneigt zu denken, in eine alte, längst vergangene Zeit versetzt zu sein. Auf Schritt und Tritt stößt man auf Namen von Familien, aus denen berühmte Persönlichkeiten hervorgegangen sind, so etwa auf Auguste Bartholdi, den Schöpfer der amerikanischen Freiheitsstatue.

Am Schluss der Reise folgten zwei Glanzpunkte für Kunsthistoriker: Martin Schongauers malerisches Hauptwerk "Madonna im Rosenhag" in der ehemaligen Dominikanerkirche von Colmar. Und zu guter Letzt im Museum Unterlinden der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, der in der Welt der Kunst als Meisterwerk sondergleichen gilt. Grünewalds Malkunst soll zahlreiche Künstler der Neuzeit inspiriert haben – Impressionisten, Expressionisten und sogar Pablo Picasso, wie die Museumsführerin wusste. Besonders inspiriert war der deutsche Maler Otto Dix, der zahlreiche Szenen Grünewalds nachempfand und in seine Malkunst übertrug.