Klimaschutzmanager Christopher Knall vor dem von der Stadt erworbenen und sanierten Wasserkraftwerk Rentschler Foto: Gezener Foto: Schwarzwälder Bote

Klimaschutz: OB Jürgen Großmann schließt die Einführung einer Verpackungssteuer für Nagold nicht aus

Die Stadtverwaltung krempelt die Ärmel hoch und nimmt den Klimaschutz in Angriff. Ein neu gegründeter Klimaschutzbeirat soll dabei helfen, als Ideengeber Klimaschutzaktivitäten zu initiieren und diese koordinierend zu begleiten. Die Stadt erwartet aber auch von Privatverbrauchern, dass sie ihren Beitrag für den Klimaschutz leisten.

Nagold. Der frischgebackene Klimaschutzbeauftragte Christopher Knall ist voller Feuer und Flamme. Er möchte den Klimaschutz in Nagold vorantreiben und dabei die Bevölkerung miteinbeziehen. Zu diesem Zweck wurde nun ein Klimaschutzbeirat gegründet, dessen Sitzungen von Christopher Knall organisiert und moderiert werden sollen.

Die erste Sitzung des neu gegründeten Beirates habe zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden, in Zukunft werde das Gremium jedoch öffentlich tagen. Er soll eine "Anlaufstelle" für die Nagolder Bevölkerung sein, wo Themen und Ideen rund um den Klimaschutz ausführlich beraten und diskutiert werden könnten, erklärt der 30-jährige Klimaschutzbeauftragte. Die inhaltliche Arbeit werde dann von einem "Energieteam", welches Daten liefern und Maßnahmen umsetzen soll, geleistet werden.

Projekte an Schulen geplant

"Der Klimaschutz ist ein zivilgesellschaftliches Thema und betrifft nicht nur die öffentliche Hand", sagt Oberbürgermeister Jürgen Großmann. Alle Nagolder müssten "an einem Strang ziehen, und jeder auf seinem Feld". Das sieht auch Knall so: "Klimaschutz beginnt im Alltag", sagt er. "Jeden Tag, und jeder ist dabei gefordert", ergänzt Großmann. Vor diesem Hintergrund spiele man auch mit dem Gedanken, künftig "Klimakollumnen" im Amtsblatt zu veröffentlichen. Damit wolle man "die Privatverbraucher aufklären und sie zur Mitarbeit animieren", macht Großmann deutlich.

Die Akzeptanz für den Klimaschutz sei in der Bürgerschaft und im Gemeinderat auch da. Es gehe nunmehr darum, die Herausforderungen mit Entschlossenheit, Offenheit und Kreativität "Schritt für Schritt" anzugehen, erklärte der Rathauschef.

Auf der Agenda stehe beispielsweise die Bewusstseinsbildung für den Klimaschutz an den Schulen. Mittel- und langfristig wünscht sich Knall auch eine Änderung des Mobilitätsverhaltens in der Stadt. Weg vom Pkw hin zum ÖPNV. Auch das Laufen und Radfahren seien vielfach eine Alternative zum Auto.

Ein weiteres Problem in der Stadt: die zunehmende Vermüllung mit Plastik und Einwegverpackungen. Eine Steuer für Einwegverpackungen in Nagold, wie sie neuerdings der Tübinger Gemeinderat für das kommende Jahr beschlossen hat, schließt Großmann für Nagold nicht aus. Die Einführung einer Verpackungssteuer könne "durchaus eines von vielen Instrumentarien" sein, den Klimaschutz auch in Nagold voranzutreiben. Man werde aber zunächst "mit voller Aufmerksamkeit" nach Tübingen blicken und schauen, wie sich die Sache dort entwickele.

In den vergangenen Jahren habe die Stadt schon einiges für den Klimaschutz unternommen, meint der Nagolder OB. So habe man etwa das Wasserwerk Rentschler für etwa zwei Millionen Euro erworben und saniert – und damit die Energiesparte der Stadtwerke Nagold gestärkt. Auch in Zukunft müsse man Geld in den Klimaschutz stecken. "Eines ist bei allem klar", ist sich Großmann sicher, "Klimaschutz wird es nicht zum Nulltarif geben."

"European Energy Award"

Dann hat Christopher Knall noch ein ganz besonderes Vorhaben: die Teilnahme am European Energy Award" (EEA). Der EEA ist ein europaweites Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsverfahren für Kommunen, die durch den effizienten Umgang mit Energie und der verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energieträgern einen Beitrag zu einer zukunftsverträglichen Entwicklung der Gesellschaft leisten.

Bewertet und überprüft werden dabei die Klimaschutzaktivitäten in sechs Bereichen von der Entwicklungsplanung über Mobilität bis zur internen Organisation. Die Teilnahme am EEA solle dazu beitragen, dass "kontinuierliche Verbesserungsmaßnahmen im Klimaschutz" getroffen werden, erklärt Knall.

Erteilt der Gemeinderat seine Zustimmung zur Teilnahme am EEA, wird sich die Stadt Nagold bald im europäischen Maßstab mit anderen Kommunen um ihre Klimaschutzbemühungen messen.

Als bundesweit erste Kommune erhebt Tübingen eine Steuer auf den Verkauf von Einwegverpackungen. Ab 2021 werden Einwegverpackungen und -geschirr mit je 50 Cent besteuert, für Einwegbesteck beträgt die Steuer 20 Cent. Zahlen müssen sie die Händler, die zum Beispiel Take-away-Gerichte oder "Coffee to go" in nicht wiederverwendbaren Verpackungen verkaufen.