Jungforscher-Initiative AerospaceLab sorgt auf dem Wächtersberg für den praktischen Teil

Wildberg. Wissenschaft, die begeistert: Das Jugendforschungszentrum Herrenberg /Gäu veranstaltete ein Fluglabor auf dem Flugplatz Wächtersberg. Bekannt ist es auch unter dem Namen AerospaceLab.

Das AerospaceLab hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Leute für Technik und Wissenschaft zu begeistern. Ziel ist es, durch spannende und interessante Angebote den Jugendlichen den Weg zu technischen Berufen zu ebnen. Dazu werden Projekte zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen angeboten, die unter Anleitung von Betreuern – meist Studenten oder Senior-Experten – behandelt werden. Aber nicht nur die Technik, sondern auch die Kommunikation und Teambildung wird gefördert. Dieses wirkt sich positiv auf das Sozialverhalten aus und ist wichtig für die Persönlichkeitsbildung.

Das komplette Programm wird von den Beteiligten mit großer Begeisterung aufgenommen. Die Nachfrage zur Teilnahme an den angebotenen Kursen ist sehr groß. Aufgrund der großen Nachfrage hat sich die Anzahl der Schüler von 103 des Schuljahrgangs 2012 auf 138 des Schul-Jahrgangs 2013 erhöht. Auch die Anzahl der Betreuer ist von 31 auf 38 gestiegen.

Zu den zehn angebotenen Themen gehört auch das Fach Flugrobotik. Teilnehmer sind Schüler der Klasse 8 der Realschule und des Gymnasiums. Unter der Anleitung von Klaus Hinkel, Fluglehrer auf dem Wächtersberg, werden interessante Gebiete aus der Flugphysik behandelt. Nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis.

So eine Praxisaufgabe wurde im Fluglabor auf dem Wächtersberg ausgeführt. Die Teilnehmer hatten die Aufgabe, Berechnungen zu einem Motorflug zu erstellen und diese dann im anschließenden Flug durch Messungen auf Richtigkeit zu überprüfen. Themen waren die Berechnung des Schwerpunkts und der Startstrecke. Auch das Steigen nach dem Start und während des Flugs wurde mit den errechneten Werten verglichen. Zur Vervollständigung einer Flugplanung galt es, eine Navigationsaufgabe zu lösen: Entfernung, Kurs, Geschwindigkeit und Zeit.

Der wichtigste Faktor bei der Fortbewegung eines Flugzeugs ist der Auftrieb, der durch die Luftströmung an den Tragflächen erzeugt wird. Deshalb darf während des Fluges die Mindestgeschwindigkeit nicht unterschritten werden, andernfalls reißt die Strömung ab und das Flugzeug bewegt sich in Richtung Erde. Dieser Grenzzustand sollte während des Fluges sichtbar gemacht werden. Hierzu wurden an den Tragflächen kurze Wollfäden angeklebt, die den Strömungsverlauf anzeigten. Sicherlich der interessanteste Teil des Flugprogramms.

Die Flugsportvereine Herrenberg und Wildberg/Wächtersberg hatten für die Testflüge je ein viersitziges Motorflugzeug vom Typ DR 400 Robin zur Verfügung gestellt. Mit großer Spannung bestiegen dann die neun Jungens, ein Mädchen und zwei die Gruppe betreuenden Studenten das Flugzeug zu einem einstündigen Experimentalflug. Gestartet wurde abwechselnd, da nicht alle Schüler in dem Flugzeug Platz hatten.

Gleich nach dem Start wurden intensiv die errechneten Werte mit den Echtzeitdaten verglichen.

Nach einigen Flugminuten ließ der Pilot das Flugzeug auf eine Sicherheitshöhe von 1500 Meter steigen, um dann zur Demonstration des Strömungsabrisses in den Langsamflug überzugehen. Gebannt schauten die Teilnehmer auf die Wollfäden auf der Tragfläche. Noch zeigten sie eine gleichförmige, laminare Strömung.

Der Pilot verringerte noch weiter die Geschwindigkeit. Spontan rief laut ein Schüler: "An welcher Stelle wird wohl zuerst die Strömung abreißen, an der Flügelspitze oder in der Nähe des Rumpfes?" Lange brauchte man nicht auf die Antwort warten. Schlagartig zeigten die Wollfäden ein turbulentes Verhalten und die Maschine begann, den Rumpf in Richtung Erdboden zu neigen. Der erfahrene Pilot nahm wieder Fahrt auf und brachte die Maschine in den stabilen Flugzustand. Die Teilnehmer fanden es atemberaubend, so etwas real erleben zu dürfen.

Nach dem Flug sah man allen die Begeisterung über die neue Flugerfahrung an. Das war ein Erlebnis der besonderen Art. Wo sonst, außer beim AerospaceLab, wird einem eine so tolle Ausbildung geboten? Die Auswirkungen der exzellenten Ausbildung machen sich schon bemerkbar. Sieben ehemalige Teilnehmer des AerospaceLab haben bereits an der Uni das Studium der Luft- und Raumfahrt begonnen. Weitere Absolventen haben bei "Jugend forscht" teilgenommen und sind dort Regionalsieger geworden.