Pfarrer Josef Schäfer war seit vielen Jahren eine Institution auf dem Palmbühl und beliebt bei den Gläubigen. Foto: Visel

Die katholische Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal trauert um den Palmbühl-Pfarrer Josef Schäfer, der am Samstag im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Als Pfarrer im Ruhestand kümmerte er sich seit 2007 um die Wallfahrtsstätte bei Schömberg.

Manfred Wachter, der gewählte Vorsitzende des katholischen Kirchengemeinderats Schömberg, betont, dass der Tod von Schäfer ein „großer menschlicher Verlust und ein Verlust für die gesamte Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal“ sei. Schäfer sei ein Seelsorger mit Leib und Seele gewesen und sei auch im hohen Alter immer bereit gewesen, in den Kirchengemeinden der SE und darüber hinaus auszuhelfen.

Schäfer trat 2007 die Nachfolge von Pater Kunibert auf dem Palmbühl an. Der Impuls dafür sei aus seiner Familie gekommen, sagte der Seelsorger einmal, der als ältester der drei Söhne von Fridolin und Theresia Schäfer in Ratshausen auf die Welt gekommen ist. Dass er Seelsorger werden würde, sei ihm nicht in die Wiege gelegt worden. Schäfer schloss eine Lehre als Holzküfer mit der Gesellenprüfung ab und arbeitete an die zehn Jahre in seinem Beruf.

Hoher Besuch auf dem Palmbühl: Weihbischof Johannes Kreidler (links) feiert mit Pfarrer Schäfer eine Maiandacht. Foto: Wachter

Mit 23 Jahren holte er in Bad Cannstatt das Abitur nach und studierte Theologie in Tübingen und München. Sein Examen legte Schäfer 1967 bei Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt, ab. Nach seelsorgerischen Tätigkeiten in Schwenningen und Bad Saulgau trat er 1973 seine erste Pfarrstelle in Bad Wildbad an. Ab 1991 war er ein Jahr lang Pfarrer in Deißlingen und ab 1993 Seelsorger in Altshausen, Ebenweiler und Fleischwangen.

Auf dem Palmbühl standen für Schäfer „die vielen persönlichen Begegnungen mit den Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen im Vordergrund“. Geburt, Taufe, Ehe, Krankheit und Tod, vielfach sei an dem Wallfahrtsort seelsorgerische Tätigkeit zu leisten, sagte er. Viele Gläubige hätten in besonderer Not einfach geklingelt und gefragt, ob er Zeit für sie habe. Und diese hatte er immer und für jeden, der um Hilfe anfragte.

Er war der Überzeugung, dass an einem Wallfahrtsort der Glaube und die Aufgeschlossenheit gegenüber der Kirche besonders ausgeprägt seien. Von seinem Vorgänger hatte Schäfer die Kapellen und Heiligtümer übernommen und führte auch das umfangreiche Programm während der Pilgersaison mit Maiandachen, Palmbühlfest sowie Fahrzeug- und Tiersegnung weiter. Als einen Höhepunkt auf dem Palmbühl nannte er das Heilige Jahr der Barmherzigkeit mit der Heiligen Pforte an der historischen Wallfahrtskirche. Für wie wichtig die Diözese die Arbeit auf dem Palmbühl bewertet, zeigte sich daran, dass regelmäßig die Rottenburger Weihbischöfe kamen. Außer auf dem Palmbühl war Pfarrer i. R. Josef Schäfer auch in de SE Oberes Schlichemtal tätig und half noch in weiteren Kirchengemeinden aus. Kraft schöpfte er aus seiner Tätigkeit, die ihm Bereicherung und Erfüllung sei, auch wenn er manchmal an seine Grenzen komme, hatte er anlässlich seines 80. Geburtstages gesagt.

Pfarrer Josef Schäfer bei einer Tiersegnung auf dem Palmbühl. Foto: Wachter

Einer der Höhepunkte der Wallfahrtssaison 2019 auf dem Palmbühl war das Goldene Priesterjubiläum von Schäfer. In letzter Zeit war er gesundheitlich stark angeschlagen und lange im Krankenhaus. Er erholte sich wieder und nahm in den vergangenen Wochen an Maiandachten teil.

Im September war eine neue Stelle geschaffen worden, um Schäfer zu entlasten. Pastoralreferent Michael Holl ist Wallfahrtsseelsorger. 50 Prozent investiert das Katholische Dekanat im Rahmen einer Profilstelle, 15 Prozent kommen von der Bischof-Moser-Stiftung. Wie es auf dem Palmbühl weitergeht, ist offen. Laut Wachter gibt es im Bistum Überlegungen zur künftigen Stellenbesetzung. Denn Pastoralreferent Holl, der weiter Dienst tun wird, kann nur Wortgottesdienste halten, keine Messen.

Das Requiem für Josef Schäfer findet am Samstag, 3. Juni, ab 10.30 Uhr auf dem Palmbühl statt, anschließend ist Beisetzung auf dem Friedhof in Ratshausen. Dem Vernehmen nach soll auch der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz teilnehmen.