Am 13. April wird das Betriebsgebäude der Schreinerei Neufeld ein Raub der Flammen. So schnell wie möglich soll jetzt der Wiederaufbau beginnen. Foto: Tim Blaich

Den 13. April 2023 wird Uwe Neufeld sein Leben lang nicht mehr vergessen. An diesem Tag brennt seine Schreinerei komplett nieder. Jetzt, knapp ein halbes Jahr danach, steht fest, wie die Zukunft des Handwerksbetriebs aussehen soll.

Der Betriebsinhaber ist am Unglückstag zu Hause in der Mittagspause, als ihn und Ehefrau Nicole die Nachricht vom Brand in seiner Schreinerei erreicht. Vor Ort angekommen, wird schnell klar, dass wohl nichts mehr vom Betrieb übrig bleiben wird – nicht vom Gebäude und auch nicht von erst vor rund einem Jahr neu angeschafften Maschinen. Zu stark wütet das Feuer in der Halle, die voll mit Material ist. 20 bis 25 Meter hohe Flammen schlagen aus dem Bau nahe der B 295. Als die Einsatzkräfte eintreffen, ist glücklicherweise niemand mehr in der Schreinerei. Schnell stellt sich heraus, dass es offenbar auch keine Verletzten gegeben hat.

 

Insgesamt rund 100 Feuerwehrleute aus Simmozheim, Althengstett, Ostelsheim, Gechingen und Calw kämpfen gegen die Flammen. Zu retten ist die Schreinerei – auch in Teilen – nicht mehr. Stattdessen müssen die Umgebungsgebäude geschützt werden, um nicht ebenfalls vom Feuer erfasst zu werden, unter anderem ein Schuppen auf dem Betriebsgelände. Zwei Fahrzeuge von zwei Mitarbeitern des Schreinereibetriebs, die im Hof stehen, brennen komplett aus.

Ohne Teilabriss keine Kontrolle über das Feuer

Das inzwischen ebenfalls alarmierte Technische Hilfswerk fordert wenig später Spezialfahrzeuge aus Stuttgart an, denn das Feuer kann nur unter Kontrolle gebracht werden, wenn die Halle wenigstens in Teilen abgerissen wird. Die Polizei schätzt den Schaden an diesem Tag vorsichtig auf zwei bis drei Millionen Euro.

Noch kein finales Gutachten zur Brandursache

Die Brandursache indes ist bis heute nicht geklärt. „Laut Gutachter gibt es keine eindeutige Ursache. Es wird ein technischer Defekt vermutet“, sagt Neufeld diese Woche direkt dort, wo einst sein Betrieb stand, im Gespräch mit unserer Redaktion. Einen abschließenden Bericht des Sachverständigen gebe es noch nicht. Ebenso seien die Gespräche mit seiner Versicherung noch nicht abgeschlossen, diese habe noch nicht final über seinen Fall entschieden.

Fest steht für Neufeld aber schon längst, dass er seinen Betrieb, in dem er samt Auszubildendem vier Mitarbeiter beschäftigt, so schnell wie möglich wieder aufbauen und sein Team halten will. Dafür bleibt ihm nach eigenen Angaben Zeit bis 2025. Man habe zum Glück die Betriebsausfallversicherung unlängst von einem auf zwei Jahre verlängert, berichtet der Simmozheimer Handwerker.

Gemeinderat gibt grünes Licht

„Ich hoffe, dass im Herbst der Startschuss für den Wiederaufbau fällt“, äußert sich Neufeld weiter. Sein Ziel: Ende 2024 soll der neue Betrieb zumindest bezugsfertig sein. Grünes Licht für sein Vorhaben gibt es am Donnerstagabend im Simmozheimer Gemeinderat. Das Gremium hat dem Antrag auf Baugenehmigung zum Wiederaufbau des Betriebs zugestimmt. Neufeld lobt in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen im Rathaus und Landratsamt, die seine Bausache bearbeiten. Man sei sehr bemüht, ihm beim schnellen Wiederaufbau zu helfen.

Zwei harte Jahre liegen vor dem Team

„Die nächsten beiden Jahre werden sportlich“, ist sich Neufeld sicher, der 1999 seine erste eigene Schreinerei eröffnet hat. Im Oktober 2010 folgt der Einzug in die neue Halle Im Mönchgraben, offiziell eingeweiht wird sie 2011. Das Grundstück ist nach dem Brand komplett abgeräumt worden und liegt jetzt brach. Einige große Steinbrocken sind dort aufgehäuft, daneben steht ein Container. Auf den Pflastersteinen im Hof, der auch neu hergestellt werden muss, sind pechschwarze Brandspuren zu sehen. Insgesamt ein recht trostloser Anblick.

Ins Jammern verfallen die Neufelds aber nicht: „Nach diesem Schicksalsschlag haben wir viele Tränen vergossen, blicken jetzt aber nach vorne“. Im Handwerk gebe es seiner Erfahrung nach immer wieder ein Auf und Ab, handerkliche Leistungen würden aber auch künftig gefragt sein. Wirtschaftliche Tiefpunkte für ihn und seine Kollegen hat es laut Neufeld beispielsweise 2005 und 2010 gegeben. Die jetzige Situation sei auch nicht gerade einfach. „Die Baukonjunktur zieht aber irgendwann auch wieder an“, ist er sicher.

Unterstützung durch Handwerkerkollegen

Bis in der Schreinerei Neufeld wieder so etwas wie Normalität einkehren kann, wird es dauern. „Allein für die Maschinen, die wir brauchen, gibt es derzeit, je nach Hersteller, Lieferzeiten von einem Dreivierteljahr.“ Derweil machen Neufeld und sein Team das Beste aus der Situation. In unmittelbarer Nachbarschaft zum eigenen Standort konnte unter dem Dach eines Handwerksbetriebs eine kleine Werkstatt eingerichtet werden: „Das ist unsere Anlaufstelle“.

Zudem sei man bei verschiedenen Handwerkerkollegen im Umkreis untergekommen und arbeite mit deren Unterstützung die laufenden Aufträge ab. Momentan konzentriere man sich auf die Montage. „Es geht weiter. Wir sind wie vor dem Brand unter den bekannten Kontaktdaten erreichbar. Unsere Kunden bekommen alles bei uns und können auch wie gehabt alles bestellen“, versichert Neufeld.