Mit Sven Brückner setzt der Musikverein Bochingen auf neue Impulse. Foto: Musikverein

Mit Sven Bruckner erhofft sich die Bochinger Musikkapelle mehr Beständigkeit in der musikalischen Leitung. Am kommenden Samstag, 3. Dezember, nun wird der neue Dirigent beim Weihnachtskonzert sein Debüt geben.

Oberndorf-Bochingen - Nach dem Kennenlerngespräch und Probedirigat hat Sven Bruckner der Kapelle und sich selbst viel Zeit für eine Entscheidung eingeräumt. Denn einerseits will er den Taktstock nicht so schnell wieder weiterreichen, andererseits hat der Dirigent, der im Ober- und Höchststufenbereich unterwegs war, Ansprüche an sich und an die Kapelle. Da wollte es wohl überlegt sein, ob die Aktiven ein bestimmtes Niveau mitgehen wollen, ob sie bereit sind, sich herausfordern zu lassen.

Überzeugt habe ihn die gesunde Vereinsstruktur, der Wohlfühlcharakter, den das Mittelstufenorchester ausstrahle, die sehr gute Jugendarbeit, das rührige Vorstandsteam und das mit Nachdruck um ihn geworben habe. Vorgefunden habe Bruckner ein Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft sei, eine Tatsache die ihn persönlich reize.

Begabtenstipendium mit 16 Jahren

Musik hatte im Leben des Sven Bruckner immer einen ganz hohen Stellenwert, und wenn man etwas liebt, dann findet man auch die Zeit dafür. Keine hohlen Worte, denn mit kaum 16 Jahren erhielt er ein Begabtenstipendium und konnte so in Staufen im Breisgau über sechs Semester hinweg seine Kenntnisse vertiefen. Nach dem Abitur und Zivildienst war sein Freigeist natürlich nicht ausgelebt, doch "als Schwabe hatte man einen ordentlichen Beruf zu erlernen". So studierte er in Stuttgart Maschinenbau, promovierte in Duisburg, schloss mit dem Doktortitel in der Anwendungstechnik ab und arbeitet heute bei der Robert Bosch GmbH.

Ob als Solist am Saxophon, Musiklehrer, Jugenddirigent oder Dirigent namhafter Kapellen im Stuttgarter Raum, die Musik war und blieb Teil seines Lebens. Er begab sich mit Projektorchestern auf Konzertreisen, nahm den Spaß am Musizieren als oberste Priorität immer mit, wo sich die Gelegenheit bot, wo er mit seinen Inputs etwas bewegen konnte. Dass er von den kürzeren Dirigaten professioneller Kapellen nun Abstand nehmen will, hat ganz praktische Gründe und ist auch seiner jungen Familie geschuldet. Er möchte sie einbinden, mitnehmen, Zeit mit seiner Frau Lisa und seinem kleinen Sohn verbringen, Musik und Familie verknüpfen, Beständigkeit auch in das eigene Leben bringen, das sich jetzt in Nebringen-Gäufelden abspielt.

Spaß und Qualität

Zwei Dirigentenstellen im weniger vorbereitungsintensiven Mittelstufenbereich und gleichzeitig akzeptabler Distanz anzunehmen war sein erklärtes Ziel. Nach Bochingen fährt er eine halbe Stunde, ein idealer zeitlicher Puffer, um abzuschalten und sich in das Hobby einzustimmen. "Spaß und Qualität" – eine Symbiose, auf die Sven Bruckner Wert legt. So bevorzuge er ansprechend-anspruchsvolle Musikliteratur, die aber zum Orchester, zu den Persönlichkeiten passen müsse, um Authentizität zu gewährleisten.

"Musizieren und Feiern, doch alles zu seiner Zeit", so seine Devise, die spätestens dann auf den Prüfstand kommt, wenn Bruckner mit der Einbindung in die Fasnet Neuland betritt. "Da muss ich wohl durch", so sein Kommentar. Auf das Konzertprogramm hatte er keinen Einfluss, denn das stand schon fest, als er die Stelle im Oktober angetreten hatte. Er freue sich auf diesen ersten offiziellen Auftritt, obwohl er eigentlich kein Freund von Doppelkonzerten sei.

Doppelkonzert auf dem Prüfstand

"Alleine, kurz, knackig und eindrucksvoll, das Programm zu einem bestimmten Thema oder Motto passend, ein roter Faden, der sich durchzieht und auch mit anderen Stilmitteln aufgepeppt wird", so seine Ansprüche an den Jahreshöhepunkt. Bei einem Doppelkonzert, das immer auch einen Ehrungsblock enthalte, müssten die Aktiven enorm lange die Spannung und Konzentration halten, was er als äußerst schwierig einstuft. Zunächst aber wolle er einen gesamten Jahresablauf – der ja begründet sei – mitmachen, schauen, was gewachsen sei und dann reflektieren, was verändert werden kann.

Das Weihnachtskonzert des Musikvereins in der Turn- und Festhalle Bochingen beginnt um 19.30 Uhr. Eröffnet wird das Programm von der Bochinger Jugendkapelle unter der Leitung von Stefan Hauser. Konzertpartner ist der Musikverein "Lyra" Wittershausen unter der Leitung von Jerzy Cielecki. Die Halle ist ab 18.30 Uhr geöffnet.