Ursula Staenglen setzt das „Piccolino“-Projekt an der Grundschule Sulz am Eck um. Foto: Jacqueline Geisel

Gesundheitsprävention dank Musik: An der Grundschule Sulz am Eck startet das Modellprojekt „piccolino“ in Kooperation mit der Musikschule.

Gleich die ersten Worte, die Ursula Staenglen, Lehrkraft an der Wildberger Musikschule, an die Grundschüler in Sulz am Eck richtet, singt sie. Sofort kehrt Ruhe im Klassenzimmer ein. Die Jungen und Mädchen warten auf erste Anweisungen, klopfen rhythmisch zu einem kurzen Gesang, dann formen sie ihre „Klangpäckchen“. Das bedeutet: Arme auf dem Tisch verschränken, Kopf nach unten und zuhören, während eine bekannte klassische Komposition erklingt.

Mit der Stiftung Schloss Kapfenburg

Dieses Bild zeigt sich aktuell an der Grundschule Sulz am Eck. Die Musikschule Wildberg hat dort vor Kurzem mit dem Modellprojekt „piccolino“ begonnen, das die Stiftung Schloss Kapfenburg gemeinsam mit einem Expertenteam von Psychologen und Musikpädagogen konzipiert hat und das von der Techniker Krankenkasse gefördert wird. Das Ziel: Grundschülern Kompetenzen zur eigenen (psychischen) Gesundheitsprävention vermitteln.

Seit Längerem ein guter persönlicher Kontakt

Das Projekt wird die kommenden zwei Jahre von zwei Musikschulen an je einer Grundschule in Baden-Württemberg durchgeführt. Schon als die Idee zu „piccolino“ vor einigen Jahren das erste Mal aufkam, war die Wildberger Musikschule an der Teilnahme interessiert, erinnert sich Leiterin Petra Roderburg-Eimann. Mit der Stiftung Schloss Kapfenburg bestünden schon seit Längerem ein guter persönlicher Kontakt sowie eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Mit der Grundschule Sulz am Eck setzt die Musikschule regelmäßig Kooperationsprojekte um, so dass die Wahl des schulischen Partners leicht fiel.

Ihr eigenes Wohlbefinden steigern

Im Rahmen von „piccolino“ sammeln die Kinder mittels Methoden der Elementaren Musikpädagogik (EMP) auf spielerische Art Erfahrungen dazu, sich selbst in Bezug auf ihr Wohlbefinden und das Wohlbefinden der Mitschüler besser wahrzunehmen. Sie lernen Strategien, wie sie ihr eigenes Wohlbefinden steigern können. „Da das Projekt in den Klassenstufen eins und zwei installiert werden soll, werden alle Kinder erreicht“, weiß Petra Roderburg-Eimann. „Sie lernen einen gesunden Umgang mit Musik und sich selbst und – was für mich im Vordergrund steht: Die Kinder kommen früh mit Musik in Berührung, erleben sie.“ Das habe Einfluss auf viele Dinge, auch im Schulalltag. Sei es die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, oder die Entwicklung sozialer Kompetenzen.

Niederschwelliger und spaßiger Zugang

Musik bietet einen passenden, niederschwelligen und spaßigen Zugang zu diesem komplexen Thema. Singen, Klatschen, Trommeln, Reimen, Hören, Musizieren: Die Kinder machen musikalische Erfahrungen, entwickeln mittels Musik ein Gruppengefühl und setzen sich spielerisch mit Themen wie Gefühlen, Emotionen und Stress auseinander. Im Tandem vermitteln die elementare Musikpädagogin der Musikschule vor Ort und die Grundschullehrkraft, wie sich die Schüler durch Musik ausdrücken können und wie sie helfen kann, wenn sie sich beispielsweise gestresst fühlen.

„Da sind wir besonders stolz drauf“

Damit das Projekt nachhaltig wirkt, ist eine wöchentliche Durchführung der „piccolino“-Schulstunde fest in den Stundenplan integriert. An der Grundschule Sulz am Eck erhält die Klasse 1a seit Anfang Februar diese besonderen Lektionen als zusätzlichen Musikunterricht, an dem alle Schüler der Klasse teilnehmen. „Wir erhoffen uns als Schule, dass sich das soziale Miteinander der Kinder verbessert und sie erkennen, dass man gemeinsam viel erreichen kann“, so Rektorin Heike Müller.

Das Projekt „piccolino“ befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Professorin Andrea Friedhofen betreut die Umsetzung wissenschaftlich und die Lehrkräfte vor Ort – im Fall von Wildberg Ursula Staenglen – arbeiten aktiv an der Entwicklung mit. „Da sind wir besonders stolz drauf“, so Petra Roderburg-Eimann. „Das spricht für die Qualität unserer Lehrkräfte.“