Das Reuthinquartett beim Auftritt in der Schönbronner Halle. Foto: Fotos: Kosowska-Németh

Musikschule Wildberg: Start unter Vereinsträgerschaft vor 35 Jahren / Festliche Auftritte

Mit einem festlichen Konzert feierte die Städtische Musikschule Wildberg in der Schönbronner Halle gleich drei runde Geburtstage. Gemeinsam mit ihren Schülern ließen die Lehrkräfte eine interessante Revue durch die 35-jährige Geschichte der musikalischen Bildungseinrichtung passieren.

Wildberg-Schönbronn. Dabei blickten sie auf die wichtigsten Meilensteine der vergangenen 35, 20 und 10 Jahren zurück. Vor 35 Jahren wurde die Musikschule nämlich als Verein gegründet, seit 20 Jahren befindet sie sich unter städtischer Trägerschaft, die Zahl 10 steht für die Geburtsstunde ihres Fördervereins. Genügend Anlässe also für eine ausgiebige, von langer Hand vorbereitete Feier, die eigentlich schon im vergangenen Mai hätte stattfinden sollen, aber wegen der Pandemie verschoben wurde.

Erste Begegnung mit dem Lehrerkollegium

Dank eines ausgeklügelten Sitzkonzepts wurde jedem der 200 Besucher ein Corona-konformer Platz zugewiesen. Die Solisten vom Lehrerkollegium und die Orchesterstreicher traten vor der Bühne auf, die Blas- und Schlaginstrumente saßen auf dem Podium und die seitlich postierten Moderatorinnen Olga Steinle (Fachklasse Klavier) und Sabine Schnürle-Lindenfelser (Fachklasse Gitarre) führten das Publikum souverän durch das umfangreiche Programm.

Und nicht nur sie schwelgten in Erinnerungen. Auch Petra Roderburg-Eimann, die seit 20 Jahren die Musikschule leitet schien sichtlich gerührt, als sie über ihre erste Begegnung mit dem Lehrerkollegium, dann über die gemeinsame Arbeit an der Entwicklung der Schule, Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen und über die erfolgreiche Partnerschaft mit der Stadt Wildberg sprach.

Glückwünsche und einen herzlichen Gruß an alle Anwesende überbrachte der Stellvertretende Bürgermeister von Wildberg Erhard Schulz von Ulrich Bünger. Er würdigte die Musikschule als ein "Erfolgsmodell", welches einen "unschätzbaren Beitrag zur musischen Erziehung" der jungen Generation leiste und sicherte weitere Unterstützung der pädagogischen und künstlerischen Arbeit der Musikschule zu.

Die Vorsitzende des Fördervereins Simone Maßner gewährte einen Einblick in die Aufgaben der Vereinigung. Seit zehn Jahren greifen die im Förderkreis organisierten Musikliebhaber den begabten Schülern und der Schule selbst mit materieller und ideeller Hilfe unter die Arme. An diesem Abend wurden 16 Mitglieder für ihre zehnjährige Zugehörigkeit mit Urkunden geehrt.

Das beinahe dreistündige Konzert gestaltete sich sehr abwechslungsreich, da die festlichen Reden sich ganz natürlich den Musikbeiträgen anschlossen. In einem Prelude von Sergej Rachmaninow erwies sich Harald Sinot als ein leidenschaftlicher Pianist, der seinen selektiven Anschlag auch bei den Begleitungen variabel und einfühlsam einzusetzen wusste. Sowohl in einer Sonate von Domenico Gabrielli, wo die Cellistin Hanna Hesse die barocke Musik frei und meditativ interpretierte als auch in der wunderschönen "Vokalise" für Violine von Rachmaninow, mit der Kaoru Minamiguchi das Publikum verzauberte stellte Sinot seine überzeugenden Fähigkeiten unter Beweis.

Authentisch anmutig und tänzerisch erklangen die mährischen Motive in zwei Bagatellen von Anton Dvorak, die das Reuthinquartett mit Petra Roderburg-Eimann (Blockflöte), Kaoru Minamiguchi (Violine), Peter Falk (Kontrabass) und Ursula Staenglen (Akkordeon) in eigenartiger Klangpalette und großer dynamischen Spanne zu Gehör brachte.

Pulsierender Groove des "Autumn Leaves"

Mit dem stark pulsierenden Groove des "Autumn Leaves" von Joseph Cosma und kurzen Soli sorgte auch die Jazzband mit Alexander Gorbachev (Klarinette), Heiko Mall (Gitarre), Peter Falk (Bass) und Luis Chavarria (Schlagzeug) für Publikumsbegeisterung.

In der Pause spendierten Mitglieder des Fördervereins Getränke und köstliche Snacks, dann interpretierte Gorbachev souverän und mit flexibler Klanggestaltung zwei Sätze aus dem Konzert für Klarinette und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart. Das etwa 30-köpfige Ensemble unter der sicheren Hand vom stellvertretenden Schulleiter Peter Falk gab bereits in der Einleitung eine Kostprobe seiner symphonischen Klangpalette, und im weiteren Verlauf bewies es dynamische Flexibilität sowie musikalische Einfühlsamkeit.

Die Sängerin Marieluise Zeidler ließ sich zuerst im lyrischen "Fields of Gold" von Sting (Gordon Sumner) mit Gitarrenbegleitung von Heiko Mall kennen lernen, dann brillierte sie mit dem Orchester in "Memory" von Andrew Lloyd Weber mit ihrer tragenden wie ausdruckvollen Stimme. Im Stehen applaudierten Konzertgäste allen Beteiligten am Ende des Konzerts und der "Bolero" von Maurice Ravel als Zugabe löste eine richtige Begeisterungswelle aus, zumal die vier sehr jungen Spieler eine Superfigur am Schlagzeug machten und die langjährige Musikschulsekretärin Petra Beck als "Frontfrau" den Ostinato-Puls auf der Schreibmaschine mit tippte.

Am Ausgang bekam jeder Besucher ein Jubiläums-Visitenkärtchen mit symbolischer Abbildung des Werdegangs der Musikschule.