Solange er noch mit dem Saxofon auf den Tisch kommt, solange macht er noch Musik, versprach Geri seinem Publikum. Foto: Morlok

Am Samstagabend musste Wirtin Sigi Hellstern ein wenig Angst um ihren Adler-Saal haben. Dort steppte der österreichische Unterhaltungs-Bär.

Horb-Dettingen - Über 120 Fans von "Geri, dem Klostertaler", nutzten die Chance, um Party zu machen. Ihre Begeisterung kannte keine Grenzen. Jedes Lied wurde mitgesungen, vor der Bühne und auf jeder Freifläche wurde getanzt, und die Bausubstanz des Dettinger "Adlers" wurde dabei vor eine große Herausforderung gestellt.

Gerhard "Geri" Tschann war von 1994 bis zur Auflösung der bekannten österreichischen Band "Die Klostertaler" im Jahr 2010 als Multi-Instrumentalist an der steirischen Harmonika, dem Saxofon und an der Klarinette mit für den volkstümlichen geprägten Sound der Gruppe zuständig.

"Stolzer Lederhosenträger"

Seit 2010 ist der heute 62-jährige Vorarlberger als "verrücktes Multitalent" und "stolzer Lederhosenträger", wie er sich selbst bezeichnet, weit über die Grenzen des deutschsprachigen Raumes hinaus bekannt.

Die zwei Stichwörter "Lederhosen" und "bekannt" waren sicher auch der Anlass dafür, dass man am Samstagabend viele Besucher im Dirndl und (meist imitierten) Krachledernen antraf, die sich von dem bekannten Gaudi-Burschen zu wahren Klatsch- und Schunkelorgien hinreißen ließen.

Wer auf kompromisslose Gaudi-Musik steht, war hier richtig: Die Stimmung im "Adler" war fantastisch. Geri beherrscht es wie kaum ein anderer, Jung und Alt gleichermaßen durch seine Bühnenperformance und seine Songauswahl für sich zu begeistern.

In seinen Songs ist viel von der "Kraft der Heimat" und der Liebe die Rede, er betet "La Via Alpina" an und tröstet sein Publikum mit "A Pflaster fürs Herz".

Stimmungshits von früher

Neben Besinnlichem, dass aber nie wirklich ins Schnulzige abrutscht, hat er natürlich auch Stimmungshits aus den letzten Jahrzehnten der volksmusikalischen Schaffensphasen im Programm. Songs, die von seinen Fans, die auch an diesem Abend zum Teil recht weite Anreisen in Kauf nahmen, um ihrem Idol nahe zu sein, textsicher mitgesungen wurden. Als er dann aus dem Wings-Hit "Mull of Kintyre" und dem Queen-Klassiker "We Will Rock You" dudelsackspielend den "Schotten-Jodel" mixte, ging das Publikum ab wie Schmitz berühmte Katze.

Geri machte im Handumdrehen aus einer normalen schwäbischen Gastwirtschaft eine Art volkstümlich angehauchte Ballermann-Kneipe mit österreichisch-griechischen Einflüssen, in der das Publikum vor der Bühne Sirtaki tanzte.

Meister der Emotionen

"Geri" Tschann versteht es einfach meisterhaft, auf der Tastatur der Gefühle seiner Zuhörer zu spielen und sie emotional in die Veranstaltung einzubinden. Berührungsängste hat er dabei überhaupt nicht, denn eines seiner Markenzeichen ist das Saxofon-Spiel auf dem Tisch inmitten seiner Fans.

"Solange wie ich noch mit dem Saxofon auf den Tisch rauf komme, solange mache ich noch Musik", versprach er an diesem Abend, gab aber zu, dass ihm das Hochkommen weniger Probleme bereitet, jedoch das Runterkommen mit jedem Jahr schwerer fällt. Na ja, das Alter macht auch vor einem Naturburschen nicht Halt.

Doch auch zu diesem Thema hatte er einen Hit parat. "Für keine Kohle dieser Welt gebe ich auf was mir gefällt, und die Musik wird immer spielen", lautet seine Liebeserklärung an seinen Job. Dazu sang der gesamte "Adler-Chor" "Oh-oh, oh-jo."

Unbeschwertheit ist Trumpf

Es war eine dieser Veranstaltungen, auf die die Leute in der Corona-Zeit lange gewartet hatten. Endlich mal wieder raus, endlich mal wieder feiern und nicht an den Herbst oder auch nur an morgen zu denken. Einfach mal zu unterhaltsamer Musik die Seele baumeln lassen und das Tanzbein schwingen. All das gab’s bei "Geri, dem Klostertaler" bei dieser Veranstaltung zur Genüge.