Im "Café Törtchen" in Villingen werden Kaffee und Kuchen im viktorianischen Stil serviert. Foto: Heinig

"Ich schwebe auf Wolke sieben" – Petra Haller, Organisatorin der "Zeitreise", auf die man sich am verkaufsoffenen Sonntag mit Museumsfest in Villingen begeben durfte, konnte ihr Glück kaum fassen: Ihre Idee schlug ein wie eine Bombe – und das Wetter spielte mit.

Villingen-Schwenningen - Schon kurz nach dem Start um 13 Uhr füllte sich die Villinger Innenstadt mit Passanten. Einige von ihnen sahen etwas anders aus und das nicht wegen der obligatorischen und von Security-Kräften angemahnten Pandemiemasken: die Herren in Frack und Zylinder, die Damen in langen Röcken und mit Hut.

"Steampunk" ist ein schier unerklärliches Phänomen

Manche waren durch die Ausstattung mit allerlei technischem Schnickschnack und zum Teil martialisch wirkenden Accessoires ein Hingucker. "Steampunk" ist nach den Aussagen seiner Fans ein "schier unerklärliches Phänomen" und setzt sich optisch aus der industriellen Revolution um 1900 und dem Genre Science Fiction zusammen.

Villinger Tracht wird ebenfalls getragen

Ob nun historisch oder fantastisch, die Freude an der Gewandung hatte auch die Einheimischen erfasst, und so waren im Gewühle des spätsommerlichen Nachmittages erfreulicherweise immer wieder Träger der Villinger Tracht zu entdecken. Hier und da beteiligten sich auch die Mitarbeiter in den Ladengeschäften an der "Zeitreise" – sie hatten von Petra Hallers historischer Modelagentur "Sissis Erben" ein authentisches Gewand geliehen bekommen.

Eine Handvoll Zeitreisender packte Instrumente aus und legte auf offener Straße los: die Steampunk-Folk-Band "Tales of Nebelheym" begeisterte mit ihren Stand-up-Konzerten im ursprünglichen, irisch-schottischen Stil.

Jede Menge Programm im Franziskanermuseum

Im Franziskanermuseum konnte man sich auch kaum sattsehen an der üppigen Mode, an Handwerk und -arbeiten vergangener Jahrhunderte, bekam bei kostenlosen Führungen Kleinodien einstiger Kulturen zu sehen, schwelgte im selbst gebackenen Kuchen des Fördervereins Städtischer Museen oder wunderte sich über ein grünes Plüschtier. Peter von Heim und Fürstin Azaeaha Ye Sidhe aus Karlsruhe sind die Entdecker der "Zwergschlammelfen", die aus der Steampunk-Szene nicht mehr wegzudenken sind. Die kleinen Persönlichkeiten sind ständig auf der Suche nach Adoptiveltern und haben einen unstillbaren Hunger nach Schokolade. Wer sie erwirbt, "dem zaubern wir nicht nur ein Lächeln ins Gesicht, sondern tun auch etwas Gutes für ein Kinderhospiz", sagt Peter von Heim.

Wann dürfen wir wiederkommen?

Aus der Schweiz, aus Österreich, Frankreich, Liechtenstein und ganz Deutschland waren die Liebhaber historischer Mode an diesem Wochenende nach Villingen gekommen. Petra Haller stellte fest: "Alle haben mich gefragt: Wann dürfen wir wiederkommen?"