Durch europaweit hohe Sturmschäden herrscht ein Überangebot auf dem Holzmarkt. Foto: Hase Foto: Schwarzwälder Bote

Forstrevier: Mötzingen plant im laufenden Jahr keinen großen Holzeinschlag / Arbeit mit stabilen Baumarten

Der Mötzinger Gemeindewald zählt mit einer Gesamtfläche von knapp 80 Hektar zu den eher kleineren Kommunalwäldern in der Region. Trotzdem ist der jährliche Bericht der Forstverwaltung ein fester Punkt im Gemeinderat. Bürgermeister Marcel Hagenlocher stimmte die Räte zudem auf große Veränderungen beim Holzeinschlag ein.

Mötzingen. Bereits seit mehr als 20 Jahren ist es Revierförster Ulrich Alber, der das Gremium über die aktuelle Situation in der Forstwirtschaft und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Mötzinger Gemeindewald informiert. Und so sprach der Forstvertreter in dieser Woche von "absurden Verhältnissen".

Während 2018 europaweit geschätzte 100 Millionen an Festmetern Holz durch Sturmereignisse angefallen sind, waren es in Mötzingen gerade mal 40 Festmeter und auch das Käferholz fiel hier kaum ins Gewicht. Im gesamten Kreis Böblingen wurden im vergangenen Jahr rund 25 000 Festmeter Sturm- und Käferholz registriert.

Situation auf dem Holzmarkt ist "extrem angespannt"

Die europaweit hohen Sturmschäden haben aber dazu geführt, dass der Markt für Nadelholz aufgrund des großen Überangebots eingebrochen ist.

"Die Situation auf dem Holzmarkt ist extrem angespannt", erklärte Ulrich Alber, der davon ausgeht, dass die europäische Sägeindustrie mindestens ein Jahr benötigt, um das außerplanmäßige Holz zu verarbeiten. Das Kreisforstamt hatte im September mit einem Einschlagsstopp für Nadelholz in den Kommunalwäldern reagiert – wobei in Mötzingen 2018 turnusmäßig ohnehin kein planmäßiger Einschlag vorgesehen war.

Wie der Revierförster deutlich machte, hatte der Gemeindewald im vergangenen Jahr allerdings unter der Trockenheit gelitten. Für 2019 gebe es daher einige Fragezeichen und die Planung sei sehr schwierig, wie der Förster erläuterte. So war in diesem Jahr ursprünglich ein Holzeinschlag in der Größenordnung von 800 Festmetern vorgesehen, auf den man nun aber voraussichtlich komplett verzichten wird.

Vor diesem Hintergrund dürfte der Mötzinger Gemeindewald auch 2019 wieder ein Zuschussbetrieb werden. "Wir verhalten uns jetzt ganz ruhig – und irgendwann geht der Ausschlag auch wieder in die andere Richtung, so dass man wieder mal dickes Geld mit dem Wald verdienen kann", lautete Ulrich Albers Ratschlag für das laufende Jahr.

In der anschließenden Diskussion wollte WGM-Gemeinderätin Ursula Graf wissen, wie man im Wald reagieren müsse, um das Thema Klimawandel aufzufangen. Wie der Revierförster erwiderte, müsse man eigentlich dort ansetzen, wo der Klimawandel entstehe – also auch beim Thema Wohlstand und dem Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Im Forst setze man mit Blick auf den nachwachsenden Rohstoff Holz bereits seit langem auf Nachhaltigkeit, doch sei es ein Problem, dass zuverlässige Prognosen über die künftige Entwicklung des Wetters fehlen. So versuche man mit stabilen Baumarten wie der Eiche oder klimaresistenteren Bäumen wie der Tanne zu arbeiten.