Insekten: Bestäuber brauchen ein Zuhause / Auch auf kleinstem Raum lassen sich Maßnahmen umsetzen

Mötzingen/Jettingen. Eine Informationsveranstaltung zur insektenfreundlichen Privatgartengestaltung fand jetzt in Deckenpfronn statt. Der Vortrag war Teil des Projekts "Insektenfreundliche Kommune", das im vergangene Jahr von den Gemeinden Bondorf, Deckenpfronn, Jettingen, Mötzingen und Weissach gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband Böblingen (LEV) initiiert und durch Leader gefördert wurde. Etwa 25 Interessierte erfuhren, wie eigene Freiflächen als Zuhause für die immer seltener werdenden Bestäuber dienen können.

"Insektenfreundliche Gärten bieten nicht nur einen Mehrwert für Bestäuber und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer heimischen Artenvielfalt, auch wir Menschen profitieren von ihnen", mahnte Moritz Mayer, Geschäftsführer des LEV. "Ob Wildblume oder wilde Ecke, die bunte Vielfalt an Tieren und Pflanzen ist von ungeheurem ökologischen Wert, dabei aber schön zu beobachten und außerdem pflegeleicht."

Eine wichtige Botschaft für die Zuhörer: Die Größe des Gartens sei dabei nicht entscheidend. Auch auf kleinsten Flächen würden sich mit wenig Aufwand sinnvolle Maßnahmen umsetzen lassen. So können beispielsweise geeignet bepflanzte Töpfe auf kleinen Balkonen schon seltene Wildbienenarten und andere wichtige Bestäuber beherbergen.

Wichtig sei nur, dass das verwendete Saatgut oder die Setzlinge gebietsheimisch seien und nicht so gezüchtet, dass die Blüten keine Pollen und Nektar mehr enthalten. Wer geeignete Verkaufsstellen suche, kann sich auf der Website www.naturgarten.org informieren.

Neben der Pflanzenauswahl könnten auch Gartenelemente wie Mauern oder Wegbeläge aus regionalen Naturmaterialien wie Steine, Sand oder unbehandeltes Holz zu einem guten Zuhause für Schmetterling, Hummel und Co werden. "Außerdem fliegen einige Bestäuber gern bereits vorbereitete Brutstätten in Form von Nisthilfen an." Eine zusätzliche Trinktankstelle für Insekten lasse sich schnell ergänzen: Hierfür würden Steine in eine flache Schale gelegt, Wasser hinein und schon könnten Insekten sicher an den Wasserrand gelangen. Wer doch mehr Quadratmeter zur Verfügung habe, könne im Garten eine "wilde Ecke" stehen lassen. Ungenutzte und damit auch seltener gemähte Wiesenflächen böten genauso wie verbleibendes Totholz den Tieren die Möglichkeit, in Pflanzenstängeln oder gegrabenen Gängen zu überwintern.

Das massive Artensterben sei eines der größten Probleme. Besonders betroffen seien dabei die Insekten. Sie seien als Bestäuber, Zersetzer von Tier- und Pflanzenmaterial und als Nahrung für zahlreiche Vögel, Amphibien und Reptilien aber unersetzlich für Mensch und Natur. Die Lebensbedingungen dieser wertvollen Tiere müssten dabei nicht nur auf landwirtschaftlich genutzten Flächen verbessert werden. Deshalb gebe es in den am Projekt teilnehmenden Kommunen Bondorf, Deckenpfronn, Jettingen und Weissach verschiedene Maßnahmen, die auch innerhalb der Wohnbebauung für mehr Artenvielfalt sorgen sollen. Dazu gehören beispielsweise die Anlage von Blühflächen auch innerorts oder von anderen Schulungen und Umweltbildungsmaßnahmen.