Ein solcher Brennstoffzellenzug des Typs Coradia iLint kommt ab Mai zu Testzwecken auf der Strecke Hechingen-Gammertingen-Sigmaringen zum Einsatz. Foto: Alstom

Vom 1. Mai an soll in Baden-Württemberg ein mit Wasserstoff betriebener Zug im regulären Betrieb fahren – und zwar auf den Schienen zwischen Hechingen, Gammertingen und Sigmaringen.

Zollernalbkreis - Darauf hat sich das Verkehrsministerium mit den Unternehmen Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG) und ALSTOM Transport Deutschland GmbH in einer gemeinsamen Absichtserklärung verständigt, die am Donnerstag unterzeichnet wurde.

Der Brennstoffzellenfahrzeug vom Typ Alstom Coradia iLint soll demnach bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 eingesetzt werden. Das landeseigene Verkehrsunternehmen SWEG wird für die Dauer des Probebetriebs einen Zug aus der derzeitigen Dieselflotte durch das wasserstoffbetriebene Fahrzeug ersetzen.

Marktreife alternativer Antriebe soll verbessert werden

Nach Darstellung von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) können mit den Erfahrungen im Echtbetrieb alternative Antriebe weiterentwickelt und deren Marktreife verbessert werden. Brennstoffzellenzüge könnten eine klimafreundliche Alternative zum Dieselzug werden, wenn keine Oberleitung vorhanden ist.

Mit dem Einsatz des "iLint" im täglichen Betriebsalltag wolle man Erfahrungen sammeln, wie gut sich diese innovative Technik in die bestehenden Betriebsabläufe integrieren lasse, sagt der SWEG-Vorstandsvorsitzende Tobias Harms. Es gehe um den Nachweis der Alltagstauglichkeit dieser Technik – und die Frage, wie künftig in Regionalnetzen emissionsfreier Zugverkehr angeboten werden könne. "Als Infrastrukturbetreiber ist es wichtig zu erfahren, ob es fahrzeugseitige Alternativen zur klassischen Elektrifizierung des Schienenwegs gibt", so Harms weiter.

Müslüm Yakisan, Präsident der Alstom-Region Deutschland-Österreich-Schweiz, erklärte: "Wir streben als Alstom ganz klar die Führung bei emissionsfreien Antrieben an. Mit unserem Coradia iLint sind wir mit Brennstoffzellentechnik bereits heute an dieser Position. Ich freue mich außerordentlich, dass die SWEG gemeinsam mit dem Verkehrsministerium in Baden-Württemberg selbstbewusst vorangeht und den sauberen Brennstoffzellenzug im Passagierbetrieb einsetzten wird."

Partner erwarten technische Erkenntnisse

Die Partner erwarten von dem Probebetrieb technische Erkenntnisse, die zur Weiterentwicklung und zur betrieblichen Optimierung des Zuges eingesetzt werden können. Zu diesem Zweck wird ein externer technischer Sachverständiger das Projekt begleiten

Brennstoffzellenzüge sind, ebenso wie batterie-elektrische Züge, lokal emissionsfreie Alternativen zum Einsatz von Dieselfahrzeugen auf nicht-elektrifizierten Eisenbahnstrecken – wie eben der Zollernalbbahn. Mögliche Einsatzgebiete sind somit Strecken, bei denen der Bau einer Oberleitung nicht wirtschaftlich ist und Strecken, für die eine Elektrifizierung vorgesehen, aber noch nicht umgesetzt ist ("Brückentechnologie"). Das Land Baden-Württemberg hat bereits über verschiedene Maßnahmen die Entwicklung dieser alternativen Antriebe gefördert und vorangetrieben. Wartung und Instandhaltung des Zuges werden in der Werkstatt der SWEG in Gammertingen erfolgen. Alstom wird eine Wasserstoff-Tankstelle zur Verfügung stellen.

Zollernalb-Landrat Günther-Martin Pauli begrüßt diesen Modellversuch am Donnerstag ausdrücklich. Wasserstoffantriebe könnten eine sinnvolle Alternative zu Dieselantrieben darstellen und dabei deutlich günstiger sein als die geplante Elektrifizierung. Der Verlauf Hechingen-Sigmaringen sei aufgrund der topographischen Besonderheiten eine "spannende Strecke".