Auch in Aichhalden könnte bald Elektroauto für Carsharing stehen. Foto: Herzog

Die Gemeinde wird elektrischer und mobiler. Auf dem Parkplatz bei der Grund- und Werkrealschule soll eine Ladeinfrastruktur mit Elektroauto für e-Carsharing errichtet werden.

Aichhalden - Wie schnell sich die Zeiten ändern: Im Jahr 2017 hatte das Ratsgremium – allerdings in etwas anderer Besetzung – die Installation einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge auf Grund des schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses noch abgelehnt. Wie Hauptamtsleiterin Fabienne Legler nun in der Ratssitzung erläuterte, hätte das Vorhaben damals einmalig 14 000 Euro und jährlich 985 Euro für den Betrieb gekostet.

Durch die deutlich gestiegene Elektroautodichte gewännen Carsharing-Modelle an Bedeutung. Die Verwaltung plane deshalb, auf dem Parkplatz vor dem Rathaus eine Ladesäule mit zwei Ladestationen mit je 22 Kilowatt Ladeleistung zu errichten. Die Ladepunkte stünden auch für andere E-Fahrzeuge zur Verfügung, schilderte Legler.

Buchung erfolgt per App

Rudolf Zoharka, energiewirtschaftlicher Berater der Energie Calw, stellte das Modell der Calwer Tochtergesellschaft "deer GmbH" vor. Seinen Ausführungen zufolge stellt e-Carsharing eine optimale Ergänzung im ländlichen Raum zu E-Bike und ÖPNV dar. Die Buchung eines E-Autos erfolge über eine App. Aber auch telefonisch könnte bei der Leitstelle gebucht werden. Der Preis betrage 6,50 Euro pro Stunde und 59,90 Euro pro Tag. Einwegfahrten, beispielsweise zum Flughafen Stuttgart, seien genauso möglich wie die Heimfahrt nach der Urlaubsrückkehr.

Allerdings müsse das Fahrzeug vorher gebucht werden. Abzüglich einer Landesförderung entstünden der Gemeinde Kosten für die Ladesäule einschließlich Netzanschluss und Fundament von rund 4300 Euro. Hinzu kämen jährliche Wartungs- und Betriebskosten von 500 Euro, lautete das Angebot der GmbH.

Bürgermeister Michael Lehrer räumte ein: "Diese Entwicklung hatte man vor vier Jahren in Aichhalden nicht vermutet. Aber die Welt und die Mobilität ändern sich. Das Angebot stellt für die Bürger ein Mehrwert dar. Wir überlegen uns sogar, das Dienstfahrzeug abzuschaffen", warb der Bürgermeister fürs Vorhaben.

Stefan Wiedmann zeigte sich überzeugt, dass ein solches Angebot in kleinen Kommunen gebraucht werde, obwohl er auch andere Meinungen kenne. Seine Sorge, dass wenn jemand mit dem E-Auto nach Stuttgart fährt und dort abstellt, in Aichhalden dieses fehle, konnte Zoharka entkräften. "Bei der Buchung wird angegeben, wie lange das Fahrzeug unterwegs ist. Bei Bedarf werden wir ein anderes Fahrzeug in Aichhalden stationieren. Vor allem in kleinen Gemeinden wird unser Angebot mit großem Interesse angenommen. Nicht so stark in Städten, weil es dort besseren ÖPNV gibt."

Uwe Scheerer machte keinen Hehl daraus, dass einem die E-Mobilität aufgedrückt werde. Dennoch werde e-Carsharing die Zukunft im ländlichen Raum sein. "Was ist, wenn ich mit dem gebuchten Auto in Urlaub fahre?", wollte er wissen. Die GmbH habe mehr Fahrzeuge als Standorte. Bisher sei es noch nie vorgekommen, dass alle Fahrzeuge ausgebucht gewesen seien, versicherte der Firmenvertreter.

Alexander Kunz fand Gefallen am Projekt, stellte aber den angedachten Standort in Frage. "Da wir den Rathausplatz umgestalten wollen, wäre ein Platz an der Grund- und Hauptschule geeigneter", so Kunz. Diesen Vorschlag begrüßte der Bürgermeister.

Gleichzeitig bremste Lehrer die Euphorie von Wiedmann und Scheerer, hinsichtlich der hohen Förderung auch in Rötenberg eine Ladesäule zu installieren. "Jetzt fangen wir mal mit einer Ladesäule an und schauen, wie sich das entwickelt", vertröstete der Bürgermeister.

Zur Frage der Umsetzung bis zu den Sommerferien zeigte sich Zoharka skeptisch. Es müsse bei der Netze BW ein Antrag für einen Netzanschluss gestellt und die Förderzusage abgewartet werden. Die Fertigstellung könne er bis spätestens Oktober zusagen.

Mit der Gegenstimme von Hans Wössner beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, mit der "deer GmbH" einen Vertrag über die Einrichtung einer Ladeinfrastruktur mit E-Auto für das e-Carsharing abzuschließen.