Oft mühsam: Die Suche nach dem Mobilfunknetz. (Symbolfoto) Foto: unsplash

Neue Karte gibt Aufschluss über Handyverbindung in der Region. Netz nicht überall verfügbar.

Regierung - Im Zuge der frisch ausgerufenen Digitalstrategie will die Bundesregierung die Funklöcher im Land stopfen und das 5G-Netz als Standard der digitalen Zukunft aufbauen.

Mächtig Nachholbedarf gibt es dabei im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb: Die neu veröffentlichte Funkloch-Karte der Bundesnetzagentur zeigt einige weiße Flecken im Revier.

Im Landkreis Calw beispielsweise sind laut Funkloch-Karte unter anderem einige Gebiete zwischen Altensteig und Simmersfels ganz ohne Netz.

Im Kreis Freudenstadt leuchtet die Kreisstadt selbst auf der Karte in sattem Violett - Hinweis auf eine gute Versorgung mit dem leistungsstarken 4G-Netz. Im Umkreis von wenigen Kilometern aber verzeichnet die Karte in alle Richtungen Funklöcher. Ebenso zwischen Horb und Glatten.

Im Zollernalbkreis zeigt die Karte unter anderem für die Gegenden um Burladingen und östlich von Stetten am kalten Markt weiße Flecken.

Im Kreis Rottweil gähnen Funklöcher vor allem in der Grenzregion in Richtung Schwarzwald-Baar-Kreis - zwischen Hornberg und Triberg.

Im Schwarzwald-Baar-Kreis selbst funkt es unter anderem im Dreieck zwischen Villingen-Schwenningen, Unterkirnach und Mönchsweiler nicht richtig.

Zum Öffnen auf die Karte klicken. (Screenshot: Bundesnetzagentur)

Smartphone-Nutzer als Datensammler

Diese Befunde sind freilich keine repräsentativen Daten zur tatsächlichen Netzabdeckung. Sie stützen sich stellenweise auf eine dünne Datenbasis. Hintergrund: Grundlage der Funkloch-Karte ist ein "Crowdsourcing-Ansatz", erklärt die Bundesnetzagentur. Wer mag, kann sich die Funkloch-App auf sein Smartphone herunterladen. Das Gerät sammelt dann bei den Touren seines Besitzers durchs Revier Informationen zur jeweils verfügbaren Mobilfunk-Technologie: Empfängt das Smartphone am betreffenden Standort mit 2G, mit LTE-Standard oder einfach gar nicht?

Die "Crowd" freilich stellt sich und ihr Smartphone bislang nicht überall mit Eifer als Datensammler zur Verfügung. Im Zweifel beruhen die Angaben über einen Standort auch mal auf dem Befund eines einzelnen Datensammlers – mögliche Empfangsschwächen des Smartphones ebenso inklusive wie der Umstand, dass der diagnostizierte (Nicht)-Empfang nur für den betreffenden Netzbetreiber gilt.

Für weite Bereiche gibt es gleich gar keine Daten, weil sich bisher schlicht niemand die Mühe gemacht, dort die Netzqualität zu messen. Tatsächlich gilt das bundesweit für 90 Prozent der "Hexagone", in die die Netzagentur das Bundesgebiet für ihre Erhebung eingeteilt hat.

Anfang und erster Überblick ist die frisch aufgelegte Karte aber immerhin - und besser als nichts. Über genauere und umfassendere Daten verfüge man nicht, erklärt die Bundesnetzagentur über Pressesprecher Michael Reifenberg.

Notruf 112 auf der Überholspur. Meistens.

Ím Alltag ist eine mangelhafte Netzabdeckung ärgerlich bis geschäftsschädigend. Zur echten Gefahr kann das löchrige Mobilfunknetz bei einem Notfall werden - dann nämlich, wenn der Notruf nicht funktioniert. Da freilich gibt Michael Rentschler als Leiter der Integrierten Leitstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Calw weitgehend Entwarnung: Auch wenn das Smartphone vielleicht keinen Empfang anzeigt - der Notruf findet trotzdem meist seinen Weg, erklärt Michael Rentschler. Die international gültige Notrufnummer 112 wählt sich automatisch in das stärkste verfügbare Funknetz ein und wird dort mit Priorität behandelt - auch dann, wenn es nicht das eigene Netz ist.

Und auch, wenn es nicht das eigene Smartphone ist: Die Notrufnummer kann auch bei gesperrter SIM-Karte gewählt werden und findet ihren Weg ans rettende Ziel. Wichtig ist das zum Beispiel, wenn man den Notruf mit dem Smartphone einer anderen Person absetzen will. "Egal was das Smartphone beim Netzempfang anzeigt: Auf jeden Fall probieren, ob man durchkommt", rät Rentschler also - "irgendein Netz findet sich eigentlich immer."

Kein Anspruch auf Netzabdeckung - auch nicht für den Notruf

Verhaltener ist da die Ansage des Rottweiler Rettungsdienstleiters Marcus Stotz: "Im Großen und Ganzen funktioniert der Notruf hier zufriedenstellend. Aber im ein oder anderen Winkel im Landkreis wird es mit dem Empfang schon arg dünn", sagt Stotz.

Durchaus möglich dann, dass keines der drei Mobilfunknetze (Telekom, Vodafone, Telefonica) verfügbar ist. Ein Notruf könnte dann tatsächlich nicht abgesetzt werden. In einem solchen Fall hilft tatsächlich nur eins: auf Netz-Suche gehen und ein Stückchen weiter nochmal probieren, ob es funkt. In der Regel findet sich ein Netz im Umkreis von wenigen hundert Metern, so der Erfahrungswert.

"Der Hilfesuchende ist gehalten, den Standort zu wechseln, sofern möglich", erklärt Michael Reifenberg von der Bundesnetzagentur und verweist auf die rechtlichen Grundlagen: "Ein Rechtsanspruch auf flächendeckende Mobilfunkversorgung besteht nicht."