Bei einer großangelegten Polizeikontrolle wurde der Durchgangsverkehr auf der B 463 unter die Lupe genommen. Foto: Nölke

Die Verkehrspolizei Balingen hat zusammen mit Beamten des Polizeireviers Albstadt am Freitagabend eine großangelegte Kontrolle an der B 463 in Ebingen durchgeführt. Wir waren mittendrin.

Verkehrskontrollen sind unbeliebt – bei den Kontrollierten. Aber sie sind nötig, wie die Polizei am Freitagabend festgestellt hat, als sie fünf Stunden Autofahrer kontrollierten. Wonach sie suchten? „Quasi nach allem“, sagt Einsatzleiter Detlef Wysotzki: Alkohol, Drogen, Vergehen: Die Beamten interessiert das alles. In der warmen Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses sind längere Kontrollen möglich, im hinteren Teil des Geländes gibt es eine Auto-Grube – etwa um technische Mängel am Auto festzustellen.

Vor Ort ist auch eine Ärztin, um Blutproben zu nehmen. Ein Atemalkohol-Testgerät und ein Urin-Drogentest gehören zu ihrer Ausrüstung. „Wir bieten heute quasi das All-inclusive-Paket“, scherzt Wysotzki.

Drogen, Einhandmesser und fehlender Führerschein

Schnell zeigt sich, dass die Kontrolle sinnvoll ist. Ein Fahrer hat seine Fahrerlaubnis für immer verloren. Ein anderer und sein Beifahrer stehen unter dem Einfluss von Drogen – und haben Nachschub dabei. Die Beamten durchsuchen das Auto und finden zudem ein Einhandmesser – laut Waffengesetz ist es verboten.

Beim Fahrer und Beifahrer des silbernen Opels wurden Drogen und ein Einhandmesser gefunden. Beamte durchsuchen das restliche Auto. Foto: Nölke

Wonach werden die Kontroll-Kandidaten ausgewählt? An der Bundesstraße schauen sich mehrere Beamte die vorbeifahrenden Autos an. „Es ist wichtig, dass dort erfahrene Kollegen stehen“, sagt Wysotzki. „Wir arbeiten da meistens nach Bauchgefühl.“ Natürlich gebe es Fälle, in denen direkt eine Alkoholfahne oder der Geruch von Cannabis aus dem Auto steigt. Auch offensichtliche Mängel wie ein defekter Scheinwerfer qualifizierten Autofahrer zur Zwangspause.

An der Straße kontrollierten Beamte den fließenden Verkehr und bestimmten, wer kontrolliert wird. Foto: Nölke

Nur selten Ärger mit Fahrern

Wenngleich Autofahrer wenig begeistert sind von derartigen Kontrollen, gibt es laut Wysotzki dennoch nur selten echte Auseinandersetzungen zwischen Beamten und Fahrern: „Jeder hat das Recht, von uns freundlich und höflich angesprochen zu werden, daher erwarten wir das auch von den Autofahrern. Sollte jemand etwas aufgebrachter sein, versuchen wir, ihn zu beruhigen.“

Dass ein Fahrer türmen wollte, hat Wysotzki freilich auch schon erlebt. Für solche Fälle haben die Beamten einen wurfbereiten Nagel-Stick – die Flucht endet dann mit platten Reifen und einer Anzeige.

In rund zwei Stunden kontrolliert die Polizei rund 20 Fahrzeuge. Dabei zeigt sich: Um Menschen zu erkennen, die etwas zu verbergen haben, gibt es kein Muster. Auf dem Hof stehen kleine und große, neue und alte Autos vieler Marken mit Mängeln aller Art und Fahrer diverser Nationen. „Vom Schlipsträger, der teure Drogen konsumiert, bis zum Jugendlichen mit Cannabis kann es alles geben“, so Wysotzki.

Egal wie alt ein Auto ist oder wo es herkommt – an der Kontrollstelle traf es jedes Klientel. Foto: Nölke

Kindersitz dabei, aber nicht genutzt

Bei einem Golf passt etwas an der Abgasanlage nicht. Er hatte einen sogenannten Fächerkrümmer eingebaut, der für mehr Sound, aber auch für die Aufmerksamkeit der Beamten sorgt. Ein Polizist, „einer unserer erfahrensten Mitarbeiter, der bald auch bundesweit eingesetzt wird“, schaut sich den Wagen von unten an. Der junge Fahrer erhält eine Mängelkarte, mit der er beim TÜV oder der Dekra vorfahren muss, sobald der Mangel – bitte schleunigst! – behoben ist. Tut er das nicht, bekommt er Post vom Landratsamt.

Ein Blick unter das Auto zeigt den technischen Zustand auf. Foto: Nölke

Ein weißer Mietwagen mit auswärtigem Kennzeichen muss ebenfalls rechts ran fahren. Auf dem Rücksitz ist ein Mitfahrer nicht angeschnallt, und dann fehlen auch noch die Fahrzeugpapiere. Der Mitfahrer darf vor Ort seine Strafe bezahlen, die Besitzverhältnisse klären sich auf. In einem anderen Fahrzeug ist der Kindersitz auf der Rücksitzbank, das Kind aber auf dem Beifahrersitz – auch dieses Problem lässt sich vor Ort klären.

Warum das Ganze eigentlich gemacht wird

Warum sind die Beamten da so streng? „Wenn man einmal zu einem Vater nach Hause kommt, dessen sechsjähriger Sohn von einem Auto tödlich verletzt wurde, um ihm die Klamotten seines Kindes zu bringen, sieht man die Dinge ein wenig anders“, sagt Wysotzki. Ziel sei es nicht, Menschen zu schikanieren, sondern sie zu schützen. Darum störe es die Beamten nicht sonderlich, wenn vor einer Kontrollstelle gewarnt wird. „Wenn dadurch die Menschen ihr Auto stehen lassen, statt betrunken nach Hause zu fahren, haben wir unser Ziel erreicht.“

Dass nur junge Kollegen kontrollierten und und ausgedehnt suchten, um „Sterne“ zu sammeln, ist laut Wysotzki ein Gerücht: „Keinem Kollegen kränkt es die Ehre, wenn wir nichts finden. Wenn die Zahl der Verstöße und die Unfallzahlen zurückgehen, sind wir zufrieden. Gedanken machen wir uns nur, wenn die Unfallzahlen gleich bleiben, wir aber nichts finden.“ Die Polizei habe aber – gerade wenn vor einer Kontrolle gewarnt wird – jederzeit die Möglichkeit, die Kontrollstelle zu verlegen oder den Zeitpunkt zu ändern. Eine Wirkung jedoch habe jede Kontrolle: „Wir zeigen den Autofahrern: Aufpassen! Wir sind auch noch da – und greifen durch, wenn etwas nicht passt!“

Ergebnis der Kontrolle

Die Verstöße

Die Polizei hat bei den kontrollierten Fahrzeugen insgesamt mehr als ein Dutzend Verstöße festgestellt. Dabei gab es jedoch mehrere Fälle, in denen bei einem Fahrzeug mehrere Delikte aufgefallen sind. Zwei Autofahrer waren unter Einfluss von Betäubungsmitteln unterwegs, einer war betrunken, sechs hatten ihre Kinder nicht ordnungsgemäß gesichert, vier waren nicht angegurtet. An einem Fahrzeug war die Betriebserlaubnis erloschen, weil die Abgasanlage verändert worden war.