Römische Helme im Ausstellungsraum des LVR-Römer-Museums im Archäologischen Park in Xanten. Foto: Imago/FunkeFoto Services

Mit einem modernen Geo-Radar haben Archäologen in Xanten die Reste eines 2000 Jahre alten Palastes entdeckt. Vieles spricht dafür, dass dort damals eine römische Stadt existierte – eine Stadt, die die Römer nach kurzer Zeit selbst zerstörten.

Archäologen haben in der Nähe des einstigen Römerlagers bei Xanten am Niederrhein unter der Erde die Überreste eines rund 2000 Jahre alten Palastes entdeckt. Das etwa 100 mal 100 Meter große Gebäude sei bei der Auswertung von Bodenmessungen mit einem Georadar gefunden worden. Der Grundriss ähnele Residenzen römischer Statthalter, teilt das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland mit.

Die Römer am Rhein

Die neue Entdeckung bekräftige die Vermutung, dass die zivile Siedlung vor den Toren des römischen Legionslagers Vetera castra auf dem Fürstenberg bei Xanten deutlich größer als vorher angenommen und städtisch geprägt war, sagt ein Sprecher. Vetera castra war eines der größten Legionslager im Römischen Reich. Zeitweise beherbergte es zwei Legionen, also bis zu 10 000 Soldaten.

 

Ein Archäologe kartografiert im Frühjahr 2023 nach Grabungen in Xanten die Mauern eines römischen Gebäudes nahe dem ehemaligen Legionslagers Vetera Castra. Weitere Auswertungen haben inzwischen ergeben, dass unter der Erde noch die Reste eines alten Palastes schlummern Foto: dpa/Oliver Berg
In dem länglichen Grabungsschnitt sind Strukturen zu Tage getreten, die dort von den Archäologen anhand der Geophysikmessungen auch erwartet wurden. Foto: Marcel Zanjani/LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinlan/d
Der Archäologische Park Xanten (APX) ist ein Park mit originalen und rekonstruierten römischen Bauten der Colonia Ulpia Traiana in Xanten. 13/12 v. Chr. wurde das römische Legionslager Castra Vetera auf dem Fürstenberg nahe dem heutigen Birten gegründet. Foto: Imago/Hans Blossey
Rekonstruierte Mauern des Legionärslagers im Archäologischen Park in Xanten. Foto: Imago/Funke Foto Services
Figurengruppe am römischen Caeliusstein in Xanten-Birten. Foto: Imago/Chromorange
Rekonstruierte Rüstung eines römischen Legionärs im Xantener Museum. Foto: Imago/Bonn-Sequenz

Palast mit Badeanlage

Bereits im Frühjahr waren auf dem Fürstenberg südlich von Xanten bei Grabungen Fundamente eines etwa 60 mal 20 Meter großen Gebäudekomplexes freigelegt worden. Dieser hatte sich als römische Badeanlage herausgestellt.

Zusammen mit den jetzt gefundenen Palastüberresten sei es nicht unwahrscheinlich, dass vor dem Soldatenlager tatsächlich eine zivile Vorstadt mit mehreren Tausend Menschen – möglicherweise Angehörigen der Soldaten, Handwerkern und Händlern – existiert hat, so die Fachleute.

Genaueres müsse die weitere Erforschung bringen, betonte das Amt. Der mutmaßliche Palast befinde sich in dem unebenen Gelände teils nur 30 Zentimeter, teils bis zu zwei Meter unter der Erdoberfläche. Das Gelände ist teils in Privatbesitz und wird landwirtschaftlich genutzt, teils gehört es dem Landesamt.

Römer zerstörten Stadt während des Bataver-Aufstandes

Laut dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus (58 bis etwa 120 n. Chr. ) gab es nahe dem Legionslager tatsächlich eine zivile Stadt. „Bislang war sich die Forschung nicht einig, ob Tacitus die Vorgängerstadt der Colonia Ulpia Traiana beschrieben habe oder die Siedlung auf dem Fürstenberg zu suchen sei“, erklärt Steve Bödecker, Wissenschaftlicher Referent und Limes-Koordinator des LVR-ABR.

„Aber möglicherweise beschrieb Tacitus eigentlich die canabae, also die zivile Lagervorstadt im direkten Umfeld des Legionslagers. Die planmäßige Anlage mit Straßensystem und die weitläufigen Gebäude machen dies wahrscheinlich“, so Bödecker weiter.

Laut Tacitus sollen die Römer die Stadt während des Aufstandes der westgermanischen Bataver in den Jahren 68 bis 70 selbst zerstört haben, damit sie dem Feind nicht in die Hände fiel. Daher könnten die Spuren der Brandkatastrophe rühren, die bei der Ausgrabung festgestellt wurden. Das einstige Militärlager der Römer bei Xanten zählt als Teil des Niedergermanischen Limes seit 2021 zum Unesco-Welterbe.