Aus Baden-Württemberg kommt ein Vorstoß zur Reglementierung der Leiharbeit in der Pflege. Gesundheitsminister Lucha schreibt seinem Amtskollegen Karl Lauterbach.
Nach dem Bundesverband Pflegemanagement hat sich auch Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) für eine Reglementierung von Zeitarbeit in der Pflege eingesetzt. Lucha wird 2023 Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz sein und hat in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf „besorgniserregende Berichte“ über den Trend zu Leihpersonal in Krankenhäusern und Pflegeheimen hingewiesen. Durch Leiharbeit entstünden höhere Kosten, die den Kliniken und Heimen nicht vergütet werden. Der „reibungslose Ablauf“ von komplexen Vorgängen in den Einrichtungen sei durch Leihpersonal beeinträchtigt.
„Rosinenpickerei“ der Zeitarbeiter
Der Bundesverband Pflegemanagement hat überdies die aggressive Abwerbung fest angestellter Mitarbeiter durch Zeitarbeitsfirmen bemängelt und die „Rosinenpickerei“ der Leiharbeiter bei den Dienstzeiten. „Wir Länder haben schon auf die negativen Auswirkungen der Arbeitnehmerüberlassung auf Patientensicherheit, Pflegequalität und Arbeitsbedingungen der fest Angestellten hingewiesen“, so Lucha. Mit einer Gesetzesänderung sei dem Problem zu begegnen.
Rekordzahl an Pflegebedürftigen
Unterdessen hat das Statistische Bundesamt einen Anstieg bei der Zahl der Pflegebedürftigen gemeldet: Ende 2021 waren in Deutschland 4,96 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes. Im Dezember 2019 hatte die Zahl der Pflegebedürftigen noch bei 4,13 Millionen gelegen. Der Anstieg von 20 Prozent innerhalb eines Jahres hat allerdings auch mit einer Weitung des Begriffs der Pflegebedürftigkeit zu tun. Insgesamt steigt die Zahl der Pflegebedürftigen seit Jahrzehnten an. Vor zehn Jahren lag die Zahl bei 2,5 Millionen. Etwa fünf von sechs Pflegebedürftigen – 4,17 Millionen Menschen – wurden Ende 2021 zu Hause versorgt.