Clemens Hug, Landwirt und BLHV-Kreisvorsitzender (links) , im Gespräch mit Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Foto: Clemens Hug

Landwirtschaftsminister Peter Hauk besuchte einen Milchviehbetrieb in Gremmelsbach. Im Zentrum des Treffens stand die regionale Mast von Kälbern aus der Milchviehhaltung. Thema war auch die geplante Umstellung für mehr Tierwohl.

Auf Einladung des BLHV-Kreisvorsitzenden Clemens Hug reiste der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk nach Gremmelsbach, um sich mit Vertreterinnen und Vertretern des BLHV-Kreisverbands Villingen, der Schwarzwaldmilch, des Landratsamts Schwarzwald-Baar Kreis und der Landjugend auszutauschen. Im Zentrum des Treffens stand die regionale Mast von Kälbern aus der Milchviehhaltung.

Kooperation schafft Perspektiven

Clemens Hug ist Landwirt, BLHV-Kreisvorsitzender und Aufsichtsratsvorsitzender der Schwarzwaldmilch. Auf seinem Hof stehen 55 Milchkühe, seine Bio-Milch geht an die Schwarzwaldmilch. Im Jahr 2021 investierte Hug in einen neuen Stall für seine Kälber, der ihm durch zahlreiche Automatisierungsmaßnahmen, wie einem Tränkeautomaten, zu arbeitswirtschaftlichen Erleichterungen verhilft und mehr Tierwohl ermöglicht. Die Kälber, die er nicht für die eigene Nachzucht benötigt, vermarktet Hug über die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind.

Den Großteil seiner Kälber gibt er im Alter von drei Monaten an den Villinger Landwirt Martin Mahler ab. Mahler führt seinen Betrieb im Nebenerwerb. Bis 2021 hielt er 25 Milchkühe in Anbindehaltung. Als sich abzeichnete, dass es mit der Milchviehhaltung im Nebenerwerb nicht weiter gehen kann, nahm er Kontakt zur Landwirtschaftsverwaltung des Landkreises auf und ließ sich beraten, Danach entschloss sich Mahler dazu, mit dem Melken aufzuhören und stattdessen Kälber für die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind aufzuziehen. Dafür baute er seinen Stall um und ließ sich Bio-zertifizieren.

Für Nebenerwerbslandwirte sei die Mast von Kälbern aus der Milchviehhaltung und die Vermarktung über die Erzeugergemeinschaft eine echte Alternative. Im Gegensatz zur Milchviehhaltung sei die Mast arbeitswirtschaftlich einfacher umzusetzen. “Wir haben keine festen Melkzeiten mehr und müssen uns auch über die Abkalbung keine Gedanken machen”, so Mahler. Die Kooperation biete für beide Betriebe viele Vorteile. Ein Pluspunkt sei die unkomplizierte Absprache. “Ich habe einen festen Partner und muss mich nicht auf die Suche nach Abnehmern für meine Kälber begeben”, so Hug.

Mehr Aufzucht- und Mastkapazitäten gefordert

Auch Mahler unterstreicht die Vorteile der Zusammenarbeit: “Die Kälber kommen mit drei Monaten in der Gruppe zu uns, da kennen sie sich bereits. Dadurch ist der Umzug für die Tiere auch nicht stressig.” Wichtig für eine gelungene Zusammenarbeit sei eine kontinuierliche und frühzeitige Absprache bezüglich Abkalbungszeiten, Tierzahlen oder Anfütterung. Hug schätzt den zusätzlichen Aufwand, den er für Dokumentation und Absprache aufbringt, auf etwa ein bis zwei Stunden pro Monat.

Das System funktioniere für sie gut, berichten die beiden Landwirte. Um die regionale Mast und Vermarktung von Kälbern aus der Milchviehhaltung nachhaltig voranzutreiben, müssten jedoch mehr Aufzucht- und Mastkapazitäten geschaffen werden. Hierzu, so Hug, benötigen die Betriebe mehr Unterstützung seitens der Politik.

“Das Thema ist von großer gesellschaftlicher Bedeutung und die Betriebe sind bereit, etwas zu tun. Wenn wir die Kälber in der Region halten wollen, müssen aber auch die politischen Rahmenbedingungen geboten werden. Das ist noch nicht der Fall.”